Clonk!Clonk!

Saruman, der weise (wenn auch böse) Zauberer hat es uns in den Herr der Ringe-Verfilmungen gelehrt: Zwerge graben zu tief und wecken dabei Wesen, denen wir lieber nicht begegnen möchten.

Die kleinen Herren im Spiel aus dem Hause HUCH! & friends machen da keine Ausnahme. Gierig graben sie nach Schätzen jeglicher Form und Couleur, bis irgendwann das Monster erwacht und das Spielende einläutet. Ist dieses erreicht, wird abgerechnet, und am Ende der Abrechnung ruft in der Regel irgendein Zwerg: "Ich hatte gar keine Chance an meine Schätze heranzukommen!". Blöde Ausrede, könnte man vermuten - doch halt: Lassen die anderen Zwerge den Spielverlauf noch einmal Revue passieren, stellen sie fest: Der Wicht hat Recht!

Schauen wir uns die Endabrechnung einmal an: Zum einen weisen die Schatzkarten zwei verschiedene Symbole auf: Münzen (gut) und Augen (böse). Die Münzen werden zum Schluss einfach zusammengezählt. Dem Spieler, welcher die meisten Augen auf den gesammelten Karten hat, wird die halbe Augenanzahl vom Endergebnis abgezogen, womit er in der Regel mit dem Spielsieg nichts mehr zu tun hat. Nun hat jedoch jeder Zwerg zu Spielbeginn je ein Plättchen gezogen, welches seine bevorzugte der sechs Schatzfarben und seine bevorzugte der sechs Schatzarten zeigt. Beide werden am Spielende anhand einer Wertungstabelle abgerechnet. Dabei sind die ersten beiden je einen Punkt Wert, die dritte und vierte je zwei Punkte, usw. Habe ich also bspw. fünf Karten meiner Farbe und sieben Karten meiner Schatzsorte gesammelt, bekomme ich dafür 9 + 16 Punkte. Da die Anzahl der gesammelten Münzsymbole meistens recht ausgeglichen ist, ist diese Wertung in der Regel spielentscheidend.

Kommen wir nun wieder zum klagenden Zwerg und der Frage, warum er vollkommen zu recht klagt.
Nun, weil je nach Spielerzahl knapp ein Viertel (zu viert) bis knapp die Hälfte (zu zweit) der Karten gar nicht oder nur in sehr geringer Anzahl ins Spiel kommt. Oben auf diesen Anteil kommt nämlich die "Monster erwacht"-Karte, welche das Spielende einläutet. Sind meine bevorzugte Farbe und/oder meine bevorzugte Schatzsorte nun in überdurchschnittlich hoher Zahl in diesem Stapelrest, bin ich in der Schatzwertung verraten und verkauft. In jeder meiner Partien gab es einen Mitspieler, den dieses Schicksal ereilt hat.

Nun komme mir niemand mit der These "Das stellen ja nur erfahrene Spieler fest!" oder "Das ist doch ein Familienspiel"! Dieser Designfehler ist so offensichtlich und spürbar, als würde beim Mensch ärgere dich nicht ein Würfel zugelost, der statt der Fünf eine zweite Zwei zeigt. Ich bin sicher, auch in einer gewöhnlichen Familie ohne Spielespezialisten käme es dann schnell nicht mehr auf den Tisch.

Es ist jammerschade, dass Redaktion und Autor dieser Designfehler durchgerutscht ist, denn vom Ablauf her ist Clonk! ein prima Familienspiel: Es ist schön und durchdacht gestaltet, man muss in seinem Zug schon den kommenden im Auge behalten - es ist also nicht banal. Es bietet schöne Dilemmasituationen, wie die Frage: Lege ich jetzt weniger Karten in meinen Stollen, um an Karten oder Sonderkarten heranzukommen oder gehe ich das Risiko lieber nicht ein, dass mir jemand unerwünschte Karten in diesen befördert. Es ist interaktiv, weil ich im Auge haben muss, welche Karten aus der zentralen Auslage ich jemandem wegschnappe oder verbaue.

Doch aller Spaß, der im Spiel vorhanden war, geht schnell verloren, wenn man am Ende feststellen muss, von Beginn an kaum eine Chance auf den Spielsieg gehabt zu haben, und schnell überlässt man die Zwerge den staubigen, dunklen Tiefen des Spieleregales. (fk)

Steckbrief
Clonk!
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Michael Xuereb Huch & Friends 2 - 4 Spieler ab 8 Jahre ca. 30 Minuten Marek Blaha