CarnacCarnac

Gegenüber vom Stand des Hans im Glück-Verlags, für den ich ja immer während der Messe in Essen im Einsatz bin, war im letzten Herbst ein großer Demotisch für die Neuheit Carnac aus dem Hause HUCH! & friends aufgebaut. Immer wenn gerade ein Demonstrator seinen Dienst tat, war das Spiel von interessierten Spielern umlagert, die, so vermute ich, auch von den schwarzen Spielsteinen in Form zweier zusammenhängender Würfel mit eigenartigen weißen und roten Symbolen angelockt wurden. Diese Steine stehen für die Megalithen in der Namen gebenden Gegend von Carnac an der bretonischen Atlantikküste. Sie kommen dort vor als aufrecht stehende Menhire (für Liebhaber von Asterix: Hinkelsteine), einzeln oder zu Steinreihen angeordnet, oder als Dolmen, zu mehreren aufgeschichtet, um zumeist als Grabstätten zu dienen.

SpielsituationDas einzige Spielmaterial neben dem Spielplan sind 28 dieser schwarzen Spielsteine, sowohl auf der lange als auch kurzen Seite je zweimal mit weißen Blumen?- bzw. roten Wege?- Symbolen verziert. Die Steine sind also vollkommen symmetrisch, nur die Farben sind den Spielern zugeordnet. Stehend überdeckt ein Stein ein Spielplanfeld, liegend deren zwei. Ziel des Spiels ist es, möglichst viele hier sogenannte Dolmen , die von oben betrachtet aus mindestens drei überdeckten Feldern bestehen müssen, zu bilden.
Wer an der Reihe ist, nimmt sich einen Stein und stellt ihn aufrecht auf den Spielplan. Der Kontrahent kann dann entscheiden, ob er ihn kippen will oder nicht. Kippt er ihn über eine Kante vornehmlich natürlich so, dass die eigene Farbe dann sichtbar ist, darf er selbst einen Stein einsetzen, anderenfalls ist der ursprüngliche Steinsetzer erneut an der Reihe. Müßig zu erwähnen, dass das Kippen nur so erfolgen darf, dass der Stein innerhalb des Spielfelds und nicht auf einem anderen Stein zum Liegen kommt. Hey, das waren schon alle Regeln.
Nach den ersten, unproblematischen Zügen erkennt man schnell, dass das Feld, das man gerne besetzen möchte, nicht so leicht zu bekommen ist. Denn durch das Kippen wird das ursprünglich besetzte Feld ja wieder frei und der Gegner kann es belegen. Da gilt es dann gegebenenfalls geschickt Sperrsteine zu bauen, so dass ein Kippen vielleicht nicht mehr möglich ist. Und irgendein bestimmtes Feld zu besetzen kann ganz wichtig sein, vielleicht nicht, weil man damit einen Dolmen bekommen kann, sondern vor allem um zu verhindern, dass Dolmen zusammenwachsen. Spielziel ist ja nicht den größten sondern die meisten Dolmen gebildet zu haben. Dafür kippt man dann auch gerne mal einen Stein auf die Farbe des Gegners.

Drei Spielfeldgrößen werden angeboten, 8x5, 10x7 und 14x9. Auf der kleinsten wird es schnell kuschelig und die Spielsteine wollen mit Bedacht gesetzt werden. Bei der großen hat man vermeintlich mehr Platz. Aber halt. Gerade hier wird ein Problem von Carnac deutlich. Man setzt nicht einen Spielstein so wie man ihn braucht und haben will, sondern der Gegner bestimmt durch das Kippen letztendlich die Lage. So interessant der Spielmechanismus beim Zuschauen und in den ersten Partien auch erscheint, so frustrierend ist es in späteren Partien. Beim nächsten Spielabend will man dann doch wieder was hervorholen, wo man selbst seinen Zug vollständig bestimmen kann. Der Wiederspielwunsch bei Carnac sinkt trotz des schlichten, schönen Spielmaterials rapide. Daher kann ich das Spiel auch nicht uneingeschränkt empfehlen. Eigentlich schade. (mw)

Steckbrief
Carnac
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Emiliano Venturini Huch & Friends 2 Spieler ab 8 Jahre ca. 20 Minuten Andreas Resch