JagdrevierJagdrevier

Zur Vorbereitung dieser Rezension habe ich mir extra ein weiteres Mal Kluftingers sechsten Fall, Schutzpatron, angehört. Wohlgemerkt nicht gelesen, denn durch das wechselseitige Vorlesen der Autoren mit Allgäuer Dialekt ist das Vergnügen an den Krimis, für mich zumindest, noch einmal beträchtlich gesteigert. Kluftinger im Dialekt schimpfen zu hören, ist einfach herrlich. Viel besser als es nur zu lesen.

Ausschnitt aus dem SpielplanGeschimpft hat Kluftinger auch als er zu seinem neusten Fall ins Jagdrevier vor der Stadt gerufen wurde. 'Jessasmariaundjosef' entfuhr es ihm, als er die Leiche des Jagdpächters in Augenschein nahm. Was nur war geschehen? Kluftinger steht vor dem Nichts. Und so musste er sein Jagdrevier auf das ganze Allgäu ausweiten, von der riesigen Skiflugschanze in Oberstdorf, über das märchenhafte Schloss Neuschwanstein, bis zum Regionalflughafen Memmingen, um an zehn Orten Hinweise zur Aufklärung der Tat zu finden. Es gilt ein Profil des Täters in Fünf Bereichen, Geschlecht (Mann, Frau), Gestalt (groß, klein), Haarfarbe (schwarz, rot, braun, blond), Motiv (Rache, Eifersucht, Geld), und Tatwerkzeug (Axt, Gewehr, Gift, Messer, Spaten) zu ermitteln. Und da der leidgeplagte Klufti das nicht alles alleine bewältigen kann, holt er sich die Hilfe seiner Kollegen, so dass bis zu vier Ermittler gleichzeitig an dem Fall arbeiten können.

TäterprofilWo eine Leiche ist, ist ein Bösewicht nicht weit. Und so kann ein weiterer Mitspieler den Part des Bad Guy übernehmen. Wie in vielen Spielen ähnlicher Art ist dieser Part sehr beliebt. Ich war früher auch lieber Mister X als einer der Polizisten, die hinter ihm her hechelten. Erste Aufgabe des Bösewichts ist es, das Täterprofil zusammen zu stellen. Dazu nimmt er die entsprechenden Merkmalkarten und legt sie zur Seite. Alle anderen Karten werden gemischt. Neben den Merkmalkarten gibt es noch Profilkarten und sogenannte Holzwege. Findet ein Ermittler im weiteren Verlauf ein Merkmal, weiß er, dass dieses ganz sicher nicht zum Täterprofil gehört. Bei einer Profilkarte, aus jedem Bereich ist ein Merkmal abgebildet, muss der Bösewicht wahrheitsgemäß die Anzahl und nur die Anzahl der Übereinstimmungen nennen. Ein Holzweg bringt keine Informationen, aber ein kleinen Bonus, dazu später mehr.

Karten: Merkmale, Axt als Waffe und HolzwegErmittelt wird über maximal zehn Tage (Runden) danach ist der Täter über alle Berge verschwunden. Zu Beginn eines Tages würfelt der Bösewicht und legt drei seiner vier Handkarten an die durch die Würfel bestimmten Orte. Welche Karten er auswählt und wohin er sie dann legt, bleibt alleine ihm überlassen. Dann schwärmen die Ermittler aus und suchen die Fundstellen der Hinweise auf. Alle können sich an einem Ort treffen und die gleiche Information erhalten oder jeder sucht sich seine eigene, spezifische Information. Nicht unerheblich ist dabei die zurückgelegte Strecke. Jeder Schritt (zwei Orte liegen maximal vier auseinander) wird gezählt. Neben den zehn Tagen stehen auch nur 20 Schritte zur Verfügung. Da gilt es hauszuhalten. Das weiß natürlich auch der Bösewicht. Daher wird er Holzwege gerne in der Nähe der Ermittler platzieren, wertvolle Karten weiter weg. Das wissen wiederum die Ermittler. Wie sieht der Mittelweg aus? Da bei einem Holzweg keine Ermittlungsarbeit zu leisten ist, gibt es in diesem Fall einen 'Schritt' zurück oder die Anderen bekommen einen zusätzlich aufgebrummt.
Im Grunde genommen ist Jagdfieber ein abgewandeltes Mastermind mit fünf Spalten, aber nur einer bestimmten Anzahl Farben (Merkmale) pro Spalte. Der Eindruck ergibt sich auch mit den Profilkarten, weil man damit die Information bekommt, wie viele Bereiche richtige Merkmale aufweisen. Anders ist hier allerdings, dass man die Information bekommen kann, dass ein gewisses Merkmal nicht stimmen kann, und eben manchmal gar keine Information. Genau dies ist der große Knackpunkt bei Jagdfieber. Passiert das z.B. drei Mal hintereinander, sitzt man vor dem Spiel und fragt sich 'Was soll das?'. Ich soll hier per Deduktion ein Rätsel lösen, bekomme aber keine Informationen? Sehr oft kennt man auch schon einen Teil der Lösung, z.B. dass die Axt das Tatwerkzeug war und ermittelt dann, dass es das Messer nicht sein konnte. Wieder keine Information. Und während man bei Mastermind nach entsprechenden Überlegungen seine neue Reihe gezielt wählt, wird hier mit den Profilkarten dem Zufall Tür und Tor geöffnet.

So sehr ich Kluftinger als (Hör)Buch mag, so enttäuscht bin ich von diesem zweiten Spiel aus der Reihe. Und das, obwohl es nicht ein schnell zusammengeschustertes Lizenzspiel sondern ein Autorenspiel ist. Ich ziehe daher jederzeit eine gepflegte Partie Mastermind vor. Das erste Spiel, Saustall, hat mich da eindeutig mehr überzeugt. Aber ich will mir die Vorfreude nicht zu sehr verderben lassen, denn am 26. Februar erscheint der siebente Fall mit dem liebenswerten Kommissar Kluftinger. (mw)

Steckbrief
Jagdrevier
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Sybille Dirscherl, Wolfgang Dirscherl Huch & Friends 2 - 5 Spieler ab 8 Jahre ca. 30 Minuten Victor Boden