Aquädukt

Stand bei einer meiner letzten Rezensionen (Aqua Romana) der Bau von Wasserleitungen im Mittelpunkt, ist es bei Aquädukte von Bernhard Weber die Versorgung von zu errichtenden Häusergruppen mit dem lebensnotwendigen Wasser. Daher auch der mehr als verständliche Untertitel "Häuser bauen ist nicht schwer, für Wasser sorgen umso mehr". Sicherlich ist es Zufall, dass in so kurzer Zeit zweimal das Thema "Aquädukt" aufgegriffen wurde, aber bemerkenswert erscheint es mir doch.

HausDas hier zu besprechende Spiel von Schmidt kommt, wen wundert es, in der Carcassonne-Schachtel daher. Der für meinen Geschmack ziemlich lieblos gestaltete Spielplan zeigt 20 unterschiedliche Gebiete mit vier, fünf oder sechs einzelnen Bausplätzen, die alle schachbrettartig angeordnet sind. Auf diese Bauplätze sollen Plättchen mit einem bis zu vier Häusern verbaut werden, von denen je nach Mitspielerzahl unterschiedlich viele vorhanden sind. Dazu kommen dann noch fünf blaue Glastropfen als Quellen oder besser Brunnen, aus denen das Wasser sprudelt und 36 Holzstäbchen als Kanäle, die es schließlich zu den Häusern transportieren. Um jedes Mal eine andere Ausgangssituation zu erzeugen und die Rückseiten für eine Variante nutzen zu können, werden noch bis zu acht Berge, die jeweils einen Bauplatz überdecken, beliebig verteilt. Allerdings entstehen dadurch keine unterschiedlichen Spielsituationen oder anders gelagerte, taktische Vorgehensweisen, wie man das von anderen Spielen kennt. So betrachtet sind die Berge mehr als marginal.

Wie kommt das? Nun die Häuserplättchen werden nicht nach taktischen Gesichtspunkten gelegt, sondern das zu bebauende Gebiet wird durch den Wurf mit einem 20-seitigen Würfel bestimmt. Erst dann kann ein noch freier Bauplatz und die Anzahl der Häuser frei gewählt werden. Bis zu dreimal pro Zug darf gewürfelt werden. So bilden sich also per Zufall Knubbel von Bebauungen oder auch versprengte, einzelne Besiedlungen. Vielleicht ein Gebiet mit nur eigenen Häusern, vielleicht eines wo alle Mitspieler gut vertreten sind. Aber noch sind die Häuser nicht mit Wasser versorgt, denn nur solche zählen am Ende einen Punkt. Versorgt heißt, dass ein Kanal daran vorbei führt. Dazu darf man statt zu bauen in seinem Zug eine Quelle erschließen oder bis zu zwei Kanäle legen.

RegelHier hat die Regel einige Einschränkungen vorgesehen, die einen gewissen Ärgerfaktor bereitstellen. So müssen zwei Quellen mindestens fünf Kreuzungspunkte auseinander liegen. Quellen haben nur maximal zwei Abgänge und Kanäle haben nie Abzweigungen. Konnte also die eine Quelle die vielen eigenen Häuser nicht versorgen (weil die Kanäle in andere Richtungen gebaut wurden), eine weitere Quelle in der Nähe kann es auch nicht leisten. Biegt ein Kanal gerade vor den Häusern ab, muss man ihn vielleicht mühsam zurückführen, wenn es denn gelingt. Da man nur entweder eine Quelle oder Kanäle bauen darf, nützt eine wunderbar platzierte Quelle noch nicht viel. Kommt man drei Spieler später wieder an die Reihe, können die Kanäle in ganz andere Richtungen verlaufen. Die Kunst hierbei ist es, die anderen für sich bauen zu lassen. Die Quelle also z.B. so zu platzieren, dass ein anderer, um seine Gebiete zu versorgen, die eigenen mitversorgen muss. Dann hat man auch gleich ein Tempo gewonnen und kann sich weiterem Bauen oder einer anderen Quelle zuwenden.

SpielsituationAn dieser Stelle sollte ich noch ein Wort zum Versorgen verlieren. Wie bereits gesagt, ist das Feld direkt an einen Kanal mit Wasser versorgt, geht also in die Wertung ein. Durch einen Doppelkanal, der natürlich nur von der Quelle ausgehen kann, kann auch das Feld in zweiter Reihe noch versorgt werden, manchmal die einzige Möglichkeit an Wasser zu kommen. Und eine gute Chance vier Häuser zu verbauen. Denn oft ist die zweite Reihe noch frei und eine nachträgliche Versorgung dann einfach. Aber ein solcher Bau birgt auch Risiken. Wird nämlich der letzte Bauplatz eines Gebietes belegt, werden alle nicht versorgten Häuser entfernt. Ärgerlich, wenn man mit seinem nächsten Zug die vielen Häuser anschließen wollte, aber sie vorher entfernt werden müssen. Noch ärgerlicher, wenn man es nach seinen eigenen Würfelwurf müsste. Glücklicherweise kann man aber dann zur Vermeidung auf den Rest (!) des Zuges verzichten. Genauso ärgerlich, wenn man im weiteren Verlauf des Spiels mit seinen Würfelergebnissen, nur unbedeutende, kaum vor einer Versorgung stehende Gebiete trifft, während andere direkt ein bereits versorgtes Feld anwürfeln. Dann darf zwar nur die kleinste noch vorhandene Häusergruppe verwendet werden und nicht gleich eine große Gruppe, aber immerhin.

Aquädukt ist also ein taktisches Würfel- und Legespiel, das entfernt an Santiago aus dem Hause Amigo erinnert, aber längst nicht dessen Qualitäten erreicht, weil es sich hier doch um leichte Kost handelt. Nach Ansicht des Verlags ist Aquädukt eher von Taktik bestimmt, nach meiner Einschätzung und die der meisten der Testspieler aber viel mehr vom Würfelglück. Ich hoffe, es ist mir geglückt, dass ein bisschen herauszuarbeiten. Dadurch ist vielleicht auch die geringe Neigung unter den Testspielern zu erklären, eine zweite Partie anzugehen. Aquädukt ist sehr einfach zu verstehen und zu erklären und mit einer Spieldauer von knapp über 30 Minuten angenehm kurz. Wenn es nun noch etwas planerischer wäre und nicht so sehr vom Würfelglück abhinge, könnte es ein klasse Spiel sein. Das gilt auch für eine Partie zu zweit, die sich ja oft als taktischer veranlagt erweist. Aber nein, auch hier spielt der Würfel die dominierende Rolle. Schade, so kann ich Aquädukt nur Familien empfehlen. (mw)

Steckbrief
Aquädukt
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Bernhard Weber Schmidt 2 - 4 Spieler ab 8 Jahre ca. 30 Minuten Claus Stephan, Mirko Suzuki