Großer Spieleabend geplant, aber die Runde ist noch nicht komplett? Was also tun? Irgendetwas, was die Zeit vertreib, aber geistig nicht so anspruchsvoll ist, dass man für die kommenden, großen Taten schon ermattet. Ich glaube, da hätte ich was Passendes. 8½, von Haim Shafir, Autor u.a. von Halli Galli. Ebenso wie dieses und auch viele seiner weiteren veröffentlichten Spiele ist 8½ bei Amigo, berühmt für seine interessanten Kartenspiele erschienen.
Das Grundprinzip von 8½ ist simpel. Auf die zuletzt abgelegte Karte wird eine gleich hohe oder höhere Karte gelegt und der neue, aktuelle Wert angesagt. Wenn ein Legen nicht mehr möglich ist oder wer vom nachfolgenden Spieler angegriffen wird (s.u.), muss den angehäuften Stapel bei sich ablegen. Ziel ist es, als Erster seine Karten loszuwerden (für zwei Punkte) und vielleicht sogar noch die wenigsten Karten eingesackt zu haben (für einen Punkt).
38 gelbe Karten mit den Werten 1 - 4 und 6 - 8 bilden das Grundgerüst. Aber die Zahl von 34 Sonderkarten zeigt schon, dass das Ablegen nicht ganz so langweilig wird, wie es nach der Beschreibung des Grundprinzips erscheinen mag. Da wäre zunächst die rote 9, die aber einfach nur die höchste Einzelkarte darstellt. Dann die grüne 0, die die gerade aktuelle Ansage wieder zurück setzt. Dadurch wächst und wächst der Stapel, schade für den, der ihn nehmen muss. Die 0 kann fast immer gespielt werden, es sei denn, es ist gerade eine halbe Zahl angesagt. Ja, hier gibt es violette Karten mit dem Wert ½, die aber nicht als Einzelkarte zählt, sondern zur bestehenden Ansage hinzuaddiert wird. So kann also die Ansage durchaus einmal 6½ lauten. Die ½ ist also mächtig, da sie immer gespielt werden kann, aber auch gefährlich, da sie angegriffen werden kann. Sagt der nachfolgende Spieler genau die nächste, ganze Zahl an (im obigen Beispiel durch Legen einer 7 oder einer weiteren ½), muss der Stapel ebenfalls, damit also frühzeitig, genommen werden. Mit der ½ ist auch die Ansage 9½ möglich. Was nun? Dann ist es gut eine graue Geist-Karte zu haben, die die aktuelle Ansage einfach bestehen lässt. Soll sich doch der liebe Nachbar mit der 9½ herumärgern. Aber was, wenn er eine weitere ½ hat? Die letzte zu erwähnende Sonderkarte wäre die blaue 5, nach der man eine niedrigere Ansage machen muss. Da hat man gerade viele, schöne, hohe, vermeintlich gute Karten auf der Hand und dann das.
Viele Karten auf der Hand? Na ja, genau genommen sind es immer drei Stück. Da ist die Auswahl schon bescheiden, aber andererseits kann man sich auch schnell entscheiden. Schön, wenn man mehrere, identische Karten auf einmal ablegen kann, dann schmilzt der persönliche Nachziehstapel umso schneller, was ja durchaus wünschenswert ist. Aber dieser Stapel ist es nicht alleine. Zu Beginn hat man auch drei verdeckte und, darauf gelegt, drei offene Karten erhalten. Ist der Nachziehstapel aufgebraucht und die Hand leer gespielt, dürfen/müssen jetzt die offenen Karten verwendet werden. Da kann man natürlich leicht ausgerechnet werden. Aber die eigentlich zu nehmenden Karten aus der Mitte kommen auf die Hand (!), müssen zwar erst wieder abgespielt werden, vergrößern aber auch die Möglichkeiten, weil viele Karten mit gleichem Wert und einige Geister darin liegen werden. Richtig knifflig wird es dann mit den verdeckten Karten. Man kann nur hoffen und fiebern, dass die gewählte Karte passt. Die Gegenspieler sehen das natürlich ganz anders. Wenn es schief gegangen ist, Karten aufnehmen und erneut anrennen.
8½ ist also einfaches, schnelles Kartenablegespiel ohne irgendwelchen Anspruch haben zu wollen. Die verdeckten Karten zum Schluss sind zwar ein reiner Glücksfaktor, aber auch ein potentielles Spannungsmoment. Zusammen mit dem immer wieder neue Wendungen nehmenden Ansageverlauf macht 8½ doch Spaß, ja wurde sogar als witzig empfunden. Aber es ist dennoch nicht als Abend füllendes Programm geeignet, sondern wirklich nur zur Überbrückung von Wartezeiten oder als Absacker. Zum Schluss noch eine Henne-Ei-Frage, die mich brennend interessiert. Heißt das Spiel 8½, weil man als Sonderregel eine 8 zusammen mit einer ½ legen darf , oder ist es eher genau umgekehrt? (mw)
Steckbrief 8 1/2 |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Haim Shafir | Amigo | 2 - 5 Spieler | ab 8 Jahre | ca. 30 Minuten | Ran Arieli |