Die Märchen aus 1001 Nacht faszinieren mit ihren Geschichten um wunderschöne Frauen, funkelnde Edelsteinen, sagenhafte Paläste und nicht zuletzt die fliegenden Teppiche auch heute im Zeitalter der Computer noch immer die Menschen. Psychologen wissen das wahrscheinlich genau zu erklären, aber interessiert das wirklich jemanden? Reicht es nicht, davon zu träumen und seine Gedanken herrlich umherstreifen zu lassen.
Die Faszination der arabischen Welt wird auch immer wieder gerne von Spieleautoren und –verlegern bemüht, um damit Käufer anzulocken. In diesem Jahr reiht sich der Zoch Verlag mit Suleika, Untertitel Basar der fliegenden Teppiche, in die Schar derjenigen ein, die uns in die vermeintlich heile Welt entführen wollen. Suleika, die bezaubernde Tochter des Sultans, möchte heiraten. Wer ihr die schönsten Teppiche bringt und dazu noch das meiste Geld, wird der Auserwählte sein. Omar, der Wesir des Sultans, wird sich nach geeigneten Kandidaten umschauen und nur wer es schafft, Teppiche gewinnbringend zu seinen Füßen abzulegen, hat Aussichten auf die Hand der Sultanstochter.
Teppiche spielen also eine große Rolle, weniger fliegend, eher nur landend, auf jeden Fall aber wunderhübsch aussehend. Denn Suleika liegen kleine, echte, geknüpfte Teppiche bei, jede Farbe versehen mit einem individuellen Muster. Man kann sie falten, knicken, zwischen den Fingern rollen, klasse. Dieses Spielutensil alleine ist schon ein absolutes Highlight, aber auch die hölzernen Geldmünzen machen einen gediegenen, edlen Eindruck. Und dann ist da noch Omar als hölzerne Figur, wirklich niedlich anzuschauen. Da auch der Würfel nicht 08/15 ist, verdient sich das Spielmaterial schon einmal einen Spitzenwert.
Ein Teppich überdeckt immer zwei der 7x7 Felder des Basars. Wer an der Reihe ist, legt zunächst für Omar eine Richtung fest, aber nie die aus der er gekommen ist, würfelt, zieht entsprechend der 1,2,2,3,3,4 Pantoffel und zahlt, falls Omar auf einer Teppichhälfte zum Stehen kommt, einen Geldbeitrag, an den Besitzer des Teppichs. Die Höhe entspricht dabei der Anzahl der sichtbaren Teppichhälften, die waage- oder senkrecht mit einander verbunden sind. Zum Abschluss wird ein neuer Teppich ausgelegt, der eins der vier Felder neben Omar überdecken muss. Er darf dabei aber keinen anderen Teppich komplett überdecken.
Omar auf eine eigene Teppichfläche zu dirigieren ist gar nicht so einfach, da die Gegner immer bemüht sein werden, sich in günstigere Richtungen wegzudrehen, was zum Ende des Spiels natürlich schwieriger wird. Dabei verlässt Omar nie des Basar, denn über Balkone am Rand wird er immer wieder zurückgeleitet. Zudem kann auch der Würfel einen Einfluss ausüben, sowohl negativ wie positiv. Ist es dann doch einmal gelungen, einen Konkurrenten Geld abzunehmen, kommt sofort der Wermutstropfen. Der neue Teppich wird selbstverständlich dazu benutzt, die Teppichfläche zu verkleinern, ja schlimmstenfalls zu teilen, so dass ein weiterer Fehltritt weit weniger einbringen würde.
So füllt sich nach und nach die Basarfläche, Omar schaut mal hier, mal da, bis schließlich alle Teppiche ausgelegt sind. Wer dann die größte Summe aus vorhandenem Geld plus Anzahl der sichtbaren Teppichhälften aufweisen kann, darf freudestrahlend um die Hand der Sultanstocher anhalten.
Suleika ist ein ausgesprochen klasse Spiel für Familien- und Gelegenheitsspieler. Es bietet was für's Auge, ist haptisch ansprechend, kurzweilig, ständig interessant und spannend. Die Interaktion und Kommunikation kommt nicht zu kurz, insbesondere wenn wieder mal gute Ratschläge für die Richtung von Omar oder die Platzierung des Teppichs gegeben werden. Natürlich kommt durch den Würfel eine Glückskomponente ins Spiel, aber es bleibt genug Raum für taktische Entscheidungen. Die Balance ist wirklich gut getroffen. Wie gesagt, ein Familienspiel, bei Vielspielern kommt es etwas schlechter weg. Schlecht weg kommt auch die Variante für zwei Personen. Hier spielt jeder mit zwei Teppichsorten gemischt. Aber entscheidend ist, dass der Konkurrent am Ende seines Zuges die Richtung für Omar vorgibt. Damit ist ein Flüchten nicht mehr möglich, es wird nur das Geld hin- und hergeschoben, insgesamt verliert das Spiel dann.
Alles zusammen gefasst ist Suleika ein heißer Kandidat für den Preis 'Spiel des Jahres', dessen Preisträger ja am kommenden Montag verkündet wird. Mögen auch in verschiedenen Umfragen StoneAge und Keltis vorne liegen, Suleika müsste in den Augen der Jury, wenn sie sich treu bleibt, zumindest gleichauf liegen. In Frankreich, wo das Spiel unter dem Titel Marrakech bei Gigamec erschienen ist, hat es schon den vergleichbaren Preis gewonnen. Aber ob Zoch nach Niagara 2005, auch damals mit außergewöhnlichen Spielmaterial, schon wieder an der Reihe ist? (mw)
Steckbrief Suleika |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Dominique Ehrhard | Zoch | 2 - 4 Spieler | ab 8 Jahre | ca. 30 Minuten | Victor Boden |