Aquaretto

Das habe ich auch noch nicht so oft gehabt, ein Spiel, das sowohl eine Erweiterung darstellt als auch eigenständig seine Daseinsberechtigung hat. Wenn ich jetzt den Namen preisgebe, , ist auch sofort klar, um welches ursprüngliche Spiel es sich handelt. Zooloretto, das Spiel des Jahres 2007 von Autor Michael Schacht. Die beiden Spiele benutzen dasselbe Spielprinzip, so dass ich mich gerne darauf beschränken möchte, die Unterschiede und ihre Auswirkungen herauszuarbeiten. Wer Zooloretto noch nicht kennt, möge zuerst die Rezension hier nachlesen.

EisbärNun also Wassertiere statt Landtiere, so dass endlich Knut und Flocke zu ihrem Recht kommen. Daneben tummeln sich aber auch z.B. putzige Pinguine, sprunggewaltige Delfine, lernwillige Seelöwen oder Furcht erregende Krokodile. Bei der Zoogrundfläche fällt auf, dass sie zwar ganz schön verwinkelt ist, aber keine Becken/Gehege vorgibt. Diese Becken bilden sich variabel durch die platzierten Tiere, wobei aber nie zwei Becken Kante an Kante aneinander stoßen dürfen. Auch dürfen nur drei Becken insgesamt angelegt werden. Durch die Variabilität hat man zwar größere Freiheiten, kann aber durch die Abstandsregel auch schnell in Bedrängnis kommen, insbesondere, wenn sich, vielleicht unerwarteter Nachwuchs einstellt.

OrcaTiere werden hier wie bei Zooloretto erworben, einzig die Kioskstände sich nicht vorhanden. Einen Stall, hier Depot genannt, gibt es auch, aber mit dem Unterschied, dass die Tiere übereinander gestapelt werden. Damit ist nur das oberste Tier für einen selbst, aber auch die Gegner erreichbar. Da kann man also nicht mal eventuell noch eine Runde mit dem Verschieben warten, denn dann ist das Tier vielleicht nicht mehr verfügbar. Auch muss man sich jetzt besser merken, was man so alles eingelagert hat, um am Ende eine größere Anzahl von Minuspunkte zu verhindern. Vieles davon kann man vermeiden, wenn der Wasserpark geschickt erweitert wird. Dazu stehen zwei Winkel mit drei Feldern für ein Geld bzw. zwei Quadrate mit vier Feldern aber für zwei Geld zur Verfügung. Zunächst mögen die großen Erweiterungen überteuert erscheinen, aber sie bringen gleichzeitig das Recht mit, ein weiteres Becken anlegen zu dürfen.

Zu Geld kommt man auf andere Art als bei Zooloretto. Zwar auch durch Geldplättchen auf den Wagen und den Verkauf von Tieren, der sich aber wie oben beschrieben schwieriger gestaltet. Hauptsächlich aber dadurch, dass ein Becken, die Größe drei, sechs, neun usw. erreicht hat. Die Größe spielt auch noch eine weitere Rolle, denn für fünf, zehn usw. Tiere gibt es jeweils ein (Carcassonne) Männchen. Dies kann auf vier verschiedene Arten eingesetzt werden. Als Manager, dann halbiert es die Minuspunkte am Ende. Als Kassierer, dann zählt jedes Geldstück am Ende ein Siegpunkt. Als Trainer, dann bringt jeder benachbarte Delfin, Orca bzw. Seelöwe (nur diese Tiergattungen sind trainierbar) einen Siegpunkt, es sei denn es ist ein widerspenstiges Tier angedeutet durch einen roten Blitz. Und schließlich als Tierpfleger. Immer sechs Exemplare der nicht trainierbaren Tiergattungen zeigen ein Fischsymbol und jedes solche Symbol bringt dann einen Punkt. Hier gibt es keine statischen Kioske, sondern variabel und gegen ein Geld umsetzbare Mitarbeiter.

SpielsitustionDamit ergibt sich auch der letzte große Unterschied, die Punktwertungen. Bei Aquaretto zählt jedes Tier einen Punkt (Becken spielen keine Rolle) plus das, was die Mitarbeiter einbringen minus die Tierarten im Depot.

Zooloretto hat mir schon gut gefallen und genauso verhält es sich mit Aquaretto. Es bietet genug taktische Möglichkeiten, um es zu einem kurzweiligen Spiel zu machen. Aber es ist dennoch nicht so abgehoben, dass es nicht im Familienkreis gespielt werden könnte. Durch die variablen Grundrisse für die einzelnen Becken und die flexiblen Einsatzmöglichkeiten der Mitarbeiter hat meiner Meinung nach Aquaretto noch gewonnen. Hat es aber so viel zugelegt, dass man sich ein Exemplar zulegen sollte, wenn man Zooloretto schon besitzt? Mit der Beantwortung dieser Frage habe ich meine Schwierigkeiten. Aquaretto hat seinen eigenen Reiz und für mich würde ich die Frage positiv beantworten. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass für andere die Unterschiede nicht groß genug sind. Daher sollte jeder eine Gelegenheit zu einer Partie nicht ungenutzt verstreichen lassen und danach sich selbst ein Urteil bilden.

Zum Schluss nun noch ein paar Sätze zu Aquaretto als Erweiterung zu Zooloretto. Einfach ausgedrückt, man spielt beide Spiele nebeneinander. Jeder baut an seinem Zoo und Wasserpark. Die Tiere liegen getrennt und kommen auch getrennt auf die Wagen. Die Rückseiten der Plättchen haben sich als etwas unglücklich erwiesen. Die Landtiere haben eine wasserfarbene blaue Rückseite, während die Wassertiere hellbraun erdfarben daher kommen. Das hat leider öfter zu Verwechslungen geführt. Auch sonst spielt sich alles Weitere getrennt ab, bis auf den Manager, der auch im Stall hilft und das Geld, das beliebig ausgegeben werden kann. Man spielt also zwei Spiele parallel und das erkauft man sich auch mit nahezu doppelter Spielzeit. Und das muss nicht unbedingt sein. (mw)

Steckbrief
Aquaretto
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Michael Schacht Abacusspiele 2 - 5 Spieler ab 10 Jahre 45 - 60 Minuten Design/Main