Nun also auch Zatre. Wie bei so manchem anderen großen Spiel, erinnert sei da nur an Das verrückte Labyrinth, Puerto Rico oder Euphrat & Tigris, gibt es auch für Zatre, das Spiel der Zahlentreppen, eine Kartenspielversion in der kleinen, üblichen Amigo Verpackung. Autor hier ist wie beim großen Bruder wieder Manfred Schüling.
Waren die Spielsteine beim Brettspiel noch wirkliche, einzelne Steine mit (Würfel)Zahlen, von denen dann pro Zug zwei blind gezogene an beliebiger Stelle abgelegt wurden, sind es hier Domino ähnliche Karten, von denen eine aus drei in der Hand gelegt werden muss. In beiden Fällen gilt es, senkrecht und/oder waagerecht Zahlenreihen mit den Werten 10, 11 und 12 zu erreichen, für die man sich hier beim Kartenspiel einen, drei bzw. fünf Punkte auf seinem Wertungsblatt gutschreiben darf. Prima also, wenn man mit seinem Domino eine Elf und zwei Zwölfer schaffen kann. Aber auch die Zehner sind interessant, da jede vollständige Reihe einen anfangs kleinen, später größer werdenden Bonus bringt. Dann ist eine Zehn nicht mehr nur einen, sondern vielleicht auch fünf Punkte wert.
Durch die Domino artige Karte ist es natürlich eventuell schwierig, für sie einen günstigen Platz zu finden. Daher hat man hier auch drei Karten zur Auswahl. Aber für die Mitspieler kann sich das sehr zum Nachteil wenden, denn die Auswahl dauert und dauert. Selbst wenn man meint, was Gutes gefunden zu haben, wird nochmals gegengeprüft und geguckt. Daher dauert eine Viererpartie auch schon mal locker eine Stunde und die ganze Zeit gibt es kaum Interaktion. Eine Mitspielerin drückte es so aus. Nach meinem Legen kann ich in Ruhe einen Kaffee trinken gehen, denn auch vorüberlegen nutzt nichts, da die Spielsituation erst feststeht, wenn ich wieder dran bin. Das Aussuchen einer guten Karte wird auch dadurch erschwert, dass die Karten in der Hand nicht gut zu erkennen sind. Man muss die Hand schon sehr weit auffächern, um alles sehen zu können. So schön die Dominokarten auch anzusehen sind, aber hier hätte man mehr berücksichtigen sollen, dass es Karten sind, die auf der Hand gehalten werden. Gut, andererseits hätte man dann die Übersicht auf dem Spieltisch wieder verringert. Schwierig.
Die Regeln sind auch nicht das Gelbe vom Ei, erklären sie doch z.B. nicht explizit, dass ein 5/6er-Stein alleine in einer Reihe auch eine Elf zum Werten ergibt. Das geht nur aus einem Beispiel hervor. Zatre, das Kartenspiel, greift zwar die Mechanismen seines großen Bruders auf, kann aber die Atmosphäre und Zugvielfalt nicht einfangen. Zeitweilig ist es durch die Nachdenkphasen sogar richtig langweilig. Eigentlich ist Zatre nur für ausgesprochene Denker zu empfehlen, eine komplette Runde von Denkern wohlgemerkt. Für alle anderen bietet Zatre einfach zu wenig Abwechslung. Leider ist Amigo damit kein großer Wurf gelungen. (mw)
Steckbrief Zatre |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Manfred Schüling | Amigo | 2 - 4 Spieler | ab 8 Jahre | 45 - 60 Minuten | Barbara Spelger |