Haste Bock auf'n Spiel? Haste Bock? Haste Bock, hab' ich. Also, Haste Bock. So oder so ähnlich könnte neuerdings ein komisch klingendes Gespräch zu Beginn eines Spieleabends ablaufen. Die Rede ist dabei unter anderem von Haste Bock? (ja mit Fragezeichen), einer der Essener Neuheiten aus dem Zoch-Verlag. Na ja, ganz so neu ist das Spiel auch wieder nicht, handelt es sich doch um eine Neuauflage des Spiels Shear Panic der Lamont Brüder, Fraser und Gordon, erschienen 2005 im Eigenverlag.
Neun Schafe, zwei von jedem Mitspieler bzw. neutrale und Thea, das schwarze Schaf der Sippe, treffen sich auf einer 9x9-Felder großen Wiese. Die Schafe sind, wie auch schon im Original, diesmal nicht farbige Holzzylinder, sondern tonartige, aber aus Kunststoff gegossene, schön modellierte, individuell Hand bemalte, knuddelige Schaffiguren. Da wird dem Auge echt was geboten und ich habe schon von Bekannten gehört, dass sie sich Haste Bock? alleine schon aus diesem Grund zulegen wollen.
Neun Schafe treffen sich also. Und wie bei so mancher, besseren Schafgesellschaft, läuft die Party in mehreren Phasen ab. Zunächst versucht man ins Gespräch zu kommen, d.h. die eigenen Schafe möglichst nebeneinander (das ist auch hintereinander), zumindest aber diagonal zueinander zu stellen, um damit Punkte zu ergattern. In der zweiten Phase tritt Roger auf den Plan, im wahrsten Sinne des Wortes. Roger ist ein Bock und wie er so dasteht mit der rosa Blume im Knopfloch, wird schon verständlich, warum alle Schafe auf ihn fliegen. Schließlich weiß Roger was Schafe wollen. Und tatsächlich, wer sich am weitesten vordrängt, bekommt auch die meisten Punkte, die anderen entsprechen der Reihe weniger. Dann muss das gerade Erlebte erstmal ausführlich diskutiert und betratscht werden. Dabei tut sich besonders Thea, das schwarze Schaf, hervor. Wer direkt neben Thea oder zumindest diagonal zu ihr seinen Diskussionsbeitrag leisten kann, bekommt in dieser Phase seine Punkte. Letztendlich hat Jacques seinen Auftritt. Jacques ist eigentlich Coiffeur aus Fronkraich. Aber selbstverständlich kommt ein, sagen wir es ruhig, Frisör bei den Schafen nicht so gut. Wollen doch eigentlich alle ihre schöne Haarpracht behalten. Also bloß weit weg von dem Typ und möglichst in die letzte Reihe verkrümeln. Dort gibt es dann die meisten Punkte.
Zum Bewegen der Schafe hat jeder zwölf Kärtchen zur Verfügung. Darauf ist zum einen die Art der Bewegung verzeichnet (z.B. ein eigenes Schaf bewegt sich ein Feld weit, eine ganze Reihe/Diagonale bewegt sich ein Feld oder ein Schaf rammt ein anderes). Zum anderen aber auch, um wie viele Schritte sich der Zeitstein bewegt, der die aktuelle Phase bestimmt. Besonders interessant sind dabei die Punkte, bei denen eine Wertung ausgelöst wird oder er auf einem Schafpanikfeld landet. Im letzten Fall darf gewürfelt werden, um damit die Farbe eines Schafes zu bestimmen, das sofort anschließend ein anderes rammt. Eine gute Gelegenheit, die auch immer gerne wahrgenommen wurde, die Positionen der Schafe zusätzlich zu den eigenen Gunsten zu verändern, wenn, ja wenn eine günstige Farbe gewürfelt wurde. Das Ganze kann auch nach hinten losgehen, aber bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt.
Auf zwei Bewegungskärtchen will ich näher eingehen, den Futtertrog und den Herdentrieb. Beim Futtertrog werden alle Schafe bis auf die Linie eines äußeren Schafes gezogen. Eigentlich eine feine Sache, um bei Roger schnell nach vorne bzw. Jacques schnell nach hinten zu kommen. Das klappt aber nur, wenn man in einer Reihe alleine steht. Also könnte es ein Ziel sein, sich für die Phasen 2 und 4 aus dem Pulk zu lösen. Schade nur, dass es in den beiden anderen Phasen auf das genaue Gegenteil ankommt. Wenn der Futtertrog nicht weiter hilft, dann vielleicht der Herdentrieb, bei dem die gesamte Herde ihre Blickrichtung um 90 Grad dreht. Roger bzw. Jacques stellen sich dann wieder entsprechend auf. Bei diesem Zug gibt es allerdings das Problem, dass der Zeitstein nur um ein Feld vorwärts bewegt wird und damit lässt sich unter normalen Umständen keine Wertung auslösen. Schade aber auch. Ein bisschen anders sieht es in einer Zweier- oder Dreier-Partie aus, da dann noch zusätzliche Bewegungskärtchen zur Verfügung stehen, die aber einzig und alleine dazu dienen, zusammen mit dem normalen Kärtchen den Zeitstein zu bewegen, auf das er auch das Ende der Leiste erreicht. Dann sind plötzlich mit einem Herdentrieb bis zu vier Zeitschritte möglich.
Bei Haste Bock? ist also Einiges im Auge zu behalten. Welche Möglichkeiten habe ich noch, welche die Gegenspieler (Stichwort Herdentrieb)? Wo befindet sich gerade der Zeitstein? Habe ich noch alle Punktewerte auf meinen Kärtchen, um ihn optimal bewegen zu können? Komme ich noch einmal vor der Wertung an die Reihe? Wie ist die Position meiner Schafe, soll ich sie schon für die nächste Phase in Stellung bringen? D.h. also, man sollte auch schon mal einen Zug weiter denken. Wie sich allerdings dann die Situation darstellt, lässt sich kaum berechnen.
Haste Bock? ist ein Spiel, das einen nicht nur visuell und haptisch anspricht, sondern auch im gewissen Maße geistig fordert, wie ich gerade anzudeuten versuchte. Das bedeutet aber andererseits auch, dass Interaktion relativ klein geschrieben wird. Dennoch steht eindeutig der Spielspaß im Vordergrund, insbesondere wenn halbwegs flott gespielt wird. Allerdings lässt der anfängliche Reiz mit der Zahl der gespielten Partien doch etwas nach. Die Regeln von Haste Bock? lassen keine Unklarheiten entstehen und nachdem jetzt in der neueren Auflage Aktionsübersichten mit der Beschreibung der einzelnen Plättchen beigelegt wurden, entfallen auch die anfänglichen Nachfragen zur Bedeutung. Es ist begrüßenswert, dass Shear Panic, das auf der Spiel 2005 einen Achtungserfolg erzielen konnte, aber nur in einer bereits vor Messebeginn ausverkauften Kleinstauflage verfügbar war, nun in größerer Stückzahl vorliegt. (mw)
Steckbrief Haste Bock? |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Fraser Lamont, Gordon Lamont | Zoch | 2 - 4 Spieler | ab 8 Jahre | 30 - 45 Minuten | Gabriela Silveira |