Es ist doch immer wieder erstaunlich, mit welch einfachen Mitteln und/oder Regeln gute Spiele zu machen sind. Als ich in Essen, wie gewohnheitsmäßig, am Stand von Holzinsel Spiele vorbeischaute, wurde dort 1Stein + Co. gespielt. Tatsächlich gibt es nur eine Art von Spielstein, daher auch der Name, der aber noch Raum für andere Assoziationen lässt. Nachdem ich einige Zeit zugeschaut hatte und die Begeisterung der Mitspieler gesehen hatte, dachte ich mir, dass dieses Spiel eine Rezension verdient hat. Inzwischen ist meine Euphorie etwas verflogen, was aber mehr mit den Materialien als dem eigentlichen Spiel zusammenhängt.
Insgesamt 40 2x3x4 Kästchen große Spielsteine aus weinrot lackierten Holz finden sich in der Schachtel. Die Steine können also auf drei unterschiedliche Arten aufgestellt werden - flach, hoch sowie längs und dann entsprechend viel Fläche des ebenfalls aus Holz gefertigten Spielbretts. Darauf befinden sich 421 besagter Kästchen und für jeden Mitspieler eine Zählleiste am Rand. Dort wird mit zwei runden Holzzylindern (natürlich), die dafür außen an das Brett gelegt werden, der Punktestand markiert. Punkte erhält man immer dann, wenn ein Gebiet durch Steine oder den Spielfeldrand umschlossen wird, in das kein weiterer Stein mehr hineinpasst. Der Punktwert entspricht dann der Größe des Gebiets. Steine müssen so platziert werden, dass sie sich über mindestens eine Kästchenbreite mit einem anderen Stein berühren und eine andere Höhe haben als alle Steine, die berührt werden. Von dieser Regel darf abgewichen werden, wenn ein Gebiet umschlossen wird. So wird im weiteren Spielverlauf die Ausnahme zur eigentlichen Regel, denn wenn die Steine sich einmal dem Rand genähert haben wird fast mit jedem Zug gepunktet und das oft mit Hilfe der Ausnahmeregelung. So kann die Anwendung der Originalregel in normalen Situationen dann schon einmal leicht übersehen werden.
Um nicht ins Hintertreffen zu kommen, sollte man jedes Mal, wenn Punkte gemacht werden können, diese auch mitnehmen. Meist fallen drei bis sechs Punkte an, selten können auch schon einmal acht oder zehn gemacht werden. Genau hierin liegt der Reiz des Spiels, selbst viele Punkte zu machen und dem Gegner keine Möglichkeit für große Gebiete zu lassen. Anders sieht es in einer Variante für drei oder vier Mitspieler aus. Man bekommt dort auch noch die Punkte des Nachziehenden, dann kann man durchaus ein größeres Gebiet vorbereiten. Aber Achtung, wenn der Nachziehende nicht darauf eingeht, sondern selbst weiter vergrößert. Auch bleibt die Spannung, ob er die gebotene Möglichkeit überhaupt erkennt.
Warum ist meine Anfangseuphorie etwas verflogen? Zum Platzieren der Steine werden mitunter feinmotorische Fähigkeiten verlangt, die aber leider nicht immer vorhanden sind. Irgendwelche Steine werden dann doch verrückt und man ist eigentlich ständig dabei Spielsteine wieder zurechtzurücken. Kleine Rillen oder Stege im Spielbrett und entsprechend den Steinen würden da schon Wunder wirken. Und oh weh, es fällt mal ein Stein über dem Spielbrett aus der Hand, wie in den Testspielen mehrfach passiert. Dann wird es echt ätzend. Ein weiterer Kritikpunkt ist die Sicht auf das Brett. Ab und zu muss natürlich mal ein Blick von oben auf das Brett geworfen werden. Drehen oder heranziehen ist kaum möglich, da dann die Markierungssteine für die Punkte verrutschen würden. Also bleibt nur Verrenkungen über dem Brett zu machen oder sich zu erheben und im Stehen weiterzuspielen. In Essen ist mir das nicht so aufgefallen, da dort an einem erniedrigten Tisch gespielt wurde.
Bei einer Partie 1Stein + Co. besteht kaum die Gefahr einen Herzinfarkt zu bekommen, wie es ein Mitspieler so schön ausdrückte. Jeder denkt über seinen optimalen Zug nach und versucht gleichzeitig, dem Nachziehenden keinen Elfmeter zu hinterlassen. Durch Ausnutzung des Randes und insbesondere der Ecken sind doch manche Möglichkeiten gegeben. 1Stein + Co. hat mir insgesamt gut gefallen, auch unter Berücksichtigung obiger Kritikpunkte. Es kommt aber meiner Meinung nach dennoch nicht an die Spitzenspiele aus dem Holzinselprogramm, wie Kardinal oder Hekla, heran. (mw)
Steckbrief 1Stein + Co. |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Niek Neuwahl | Holzinsel | 2 - 4 Spieler | ab 8 Jahre | 20 - 30 Minuten | keine Angabe |