Die meisten Kinderspiele ab vier Jahren beruhen auf Geschicklichkeit, Farbwürfelwürfen oder Gedächtnisleistungen. Selten hingegen gibt es Spiele, die von Kindern das Einschätzen der Mitspieler verlangt. Dieses können auch kleinere Kinder oft schon gut, doch das Verbergen der eigenen Absichten fällt ihnen dann doch schwer. Wenige Spiele im Kinderbereich nehmen daher den Bluff- oder Einschätzungsfaktor in die Spielmechanismen auf. Eine der wenigen Ausnahmen ist "Schnapp zu!" von HABA.
Zur Spielthematik: Der Pelikan ist hungrig, und schnappt sich an vier verschiedenen Orten sein Futter. Weder im Wasser oder Eimer noch im Netz oder sogar im Fischerboot sind die Fische vor ihm sicher, überall versucht er, Beute zu machen.
Der Spielplan ähnelt einem vierblättrigen Kleeblatt. Auf den vier Einzelblättern sind die vier verschiedenen Orte abgebildet, an denen der Pelikan Fische finden kann. Beginnend an einer Ecke werden ein, zwei, drei und vier Fische dorthin gelegt. Jeder Spieler erhält einen Satz von vier runden Pappscheiben, die die entsprechenden Motive zeigen.
Alle, außer dem außer dem Startspieler, wählen nun für sich den Ort aus, von dem sie glauben, dass der Pelikan dort räubern will. Haben alle Spieler ihr entsprechende Kärtchen verdeckt ausgelegt, setzt der Startspieler, der in dieser Runde Pelikanspieler ist, den Pelikan auf einen der vier Fressplätze. Dann werden die Kärtchen aufgedeckt. Hat kein anderer das entsprechende Kärtchen gelegt, darf der Pelikanspieler sich die dort liegenden Fische nehmen. Wurde der Ort erraten, geht de Pelikanspieler leer aus, und diejenigen, die richtig geraten haben, teilen sich die Fische, wobei Reste liegen bleiben. Dann bestimmt der Pelikanspieler mit einem Würfelwurf, wie viel Fische an dem gerade befischten Platz neu ausgelegt werden. Wurde der Fischplatz erraten, wird der nächste Spieler im Uhrzeigersinn Pelikanspieler, ansonsten darf der alte Spieler noch einmal seines Amtes walten. Ist der Vorrat, wenn man nachfüllen will leer, oder hat ein Spieler 15 Fische erbeutet, ist das Spiel zu Ende.
Die Form des Spielplans brachte die Kinder dazu, ihre Pappscheibe in die vor ihnen liegende Aussparung zu legen, so sah man sofort, wann alle Kinder ihre Vermutung abgelegt haben.
Der Mechanismus des Spieles machte den Vierjährigen keine Probleme, selbst Dreijährige wollten schon mitspielen. doch sie hatten Schwierigkeiten, Taktiken des Spieles zu erkennen und anzuwenden. Die Jüngeren legten oft ihre Marke rein zufällig vor sich, und auch der Pelikanspieler überlegte oft nicht lange. Doch nach einigen, von den Kindern gewünschten, weiteren Durchgängen wurde das vollständige "Lottospiel eine Seltenheit, und die Pappscheiben wurden erst nach kurzem Überlegen abgelegt. Bei den Fünfjährigen waren bei genauer Beobachtung schon einige Taktiken zu erkennen. So setzte ein Junge zum Beispiel den Pelikan fast immer an den Platz an dem die zweitmeisten Fische lagen, während andere immer den Platz mit den meisten oder wenigsten auswählten. Auch die Motive hatten bei einigen Kindern Einfluss. So bekam ein Mädchen als Pelikanspieler ab der dritten Runde nicht einen Fisch, weil sie jedes mal das Netz legte. Nach der zweiten Runde hatte ein Mitspieler das beobachtet, nutzte es aus und sagte es ihr aber erst am Ende des Spieles.
Der Spielmechanismus ist von Kindern leicht zu erlernen, ein Erfahrungsvorsprung nach mehrmaligem Spiel lässt sich bei nach mehrmaligem Spiel nicht verleugnen. Die Kleinen hatten ihre Freude an dem schönen Material, die älteren waren nach einigen Spielen deutlich konzentrierter bei der Sache, da sie bemerkten, dass genaues Beobachten der Mitspieler- z.B. eine wiederholte Blickrichtung auf den Plan-Vorteile bringt.
Insgesamt hat es allen viel Spaß gemacht, und die nicht so lange Spieldauer erlaubt mindestens eine Revanche. Beim Spiel mit den Kindern merkte man, dass ihnen der fremde Mechanismus gefiel, und sie es toll fanden, einmal ein für sie wirklich neues Spielprinzip kennen zu lernen. (bd)
Steckbrief Schnapp zu! |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Susanne Armbruster | HaBa | 2 - 4 Spieler | ab 4 Jahre | ca. 15 Minuten | Sabine Lohf |