Um es gleich vorweg zu sagen. Aqua Romana hat nichts mit Metro aus dem gleichen Verlag zu tun. Weder was den Autor angeht, hier Martin Schlegel, dort Dirk Henn noch spielerisch. Bei Metro werden Eisenbahnstrecken in Paris gebaut, die immer zu einem Zielbahnhof führen, seien sie nun kurz oder lang. Bei Aqua Romana sind es die für die Entwicklung des römischen Imperiums wichtigen und lebensnotwendigen Aquädukte sprich Wasserleitungen. Aber diese können mitten auf freiem Feld enden. Waaas? Aquädukte brachten Wasser aus der Eifel nach Köln oder von Uzes nach Nimes, mit einem Ziel jedenfalls, und hörten doch nicht auf halber Strecke auf. Auch wurden nicht mehrere Aquädukte auf engstem Raum gebaut, die sich selbst im Weg standen oder bestenfalls kreuzten. Was ich damit sagen will, ist, dass für meinen Geschmack das Thema überhaupt nicht zum Spiel passt. Schade eigentlich. Aber glücklicherweise können wir Spieler uns ja davon lösen und das Spiel als solches genießen.
Ausgehend von einem eigenen Wasserreservoir versuchen wir mit unseren drei Arbeitern (bei vier Mitspielern) bzw. vier Arbeitern (bei drei Mitspielern) möglichst lange Aquädukte (ich bleibe trotz meiner Anmerkung oben bei den entsprechenden Begriffen) zu bauen. Die Arbeiter mögen zwar fleißig sein, was das Bauen angeht, sind aber nicht sehr gescheit bei der Planung. Daher schauen sie sich Hilfe suchend in alle vier Himmelsrichtungen um, ob sie einen der anfangs zwölf , später 17, am Spielfeldrand umherwandernden, kunstfertigen Baumeister erblicken, die ihnen vermitteln können, ob sie eine Kurve, eine Gerade, eine Doppelkurve oder eine Kreuzung bauen dürfen. Manchmal sieht ein Arbeiter überhaupt keinen Baumeister, dann stellt er zumindest für diese Runde die Arbeit ein. Da aber die Baumeister nach getätigter Beratung und ausgeführter Arbeit ein Feld auf ihrem Rundkurs weiter wandern, kann schon bald wieder einer in das Blickfeld des Arbeiters kommen. So bauen sie oder auch nicht, bis ein Aquädukt nicht mehr weitergeführt werden kann.
Das kann daran liegen, dass man selbst gegen ein Hindernis gebaut hat, oder aber ein Konkurrent das Aquädukt abgeschnitten hat. Dann wird die Länge in Form der beteiligten Plattchen ermittelt und der Arbeiter auf einen seinen entsprechenden Punkteplatz (die Summe der Punkte aller Arbeiter bestimmen den) gestellt. Sofern dieser frei ist, ansonsten heißt es hinten anstellen. Da hat man mühsam ein 10er-Aquädukt hinbekommen, muss nun aber mit dem Platz für (nur) sechs Punkte vorlieb nehmen. Um das zu vermeiden darf man ein Bauwerk auch freiwillig vorzeitig beenden (passt schon wieder nicht zum Thema). Wer allerdings gibt schon freiwillig ein Aquädukt der Länge X auf, wenn X + 5 noch machbar erscheint? In meinen Testrunden jedenfalls wurde diese Option bis auf eine Ausnahme nicht wahrgenommen. Dabei kann sie sogar noch wegen eines zweiten Aspekts interessant sein. Die Bauherren der ersten fünf beendeten Aquädukte dürfen einen der Reservebaumeister nehmen und mit dem nächsten Zug platzieren. Das ist eine gute Gelegenheit ein Bauwerk von einem Baustopp zu befreien, denn manchmal braucht man vielleicht eine Kurve, aber weit und breit ist kein entsprechender Baumeister in Sicht.
Eine Besonderheit will ich noch erwähnen, bevor ich zur Bewertung kommen. Wandert ein Baumeister um eine Spielplanecke, muss sofort ein Bauplättchen dieser Art irgendwo, nicht jedoch direkt an das Ende eines Aquäduktes platziert werden. Dazu hat man im Grunde zwei Möglichkeiten. Das Plättchen wird so gelegt, dass es sich vermeintlich einfach in ein eigenes Aquädukt einbauen lässt oder man platziert es so, dass ein gegnerisches Bauwerk blockiert wird, z.B. indem der einzige mögliche Weg verstellt wird.
Damit ist die Crux bei Aqua Romana auch schon aufgezeigt. Ich hatte des Öfteren, nein eigentlich fast immer, das Gefühl gehabt gespielt zu werden. Zum einen, weil ein Aquädukt nie so gebaut werden kann, wie es ideal wäre, weil gerade die passenden Baumeister nicht in der Nähe sind. Insbesondere auch, wenn die lieben Konkurrenten mal wieder so bauen, dass es nur in eine Richtung oder gar nicht weiter geht. Das ist echt frustrierend. Zum anderen, weil ein Aquädukt zu Ende sein kann, bevor es richtig in Gang gekommen ist. So schön und einfach ein Legespiel ist, damit habe ich meine Schwierigkeiten. Daher hat mir das Spiel zu zweit besser gefallen. Da wird Aqua Romana taktischer, weil auch mehr Platz da ist, obwohl genauso viele Arbeiter vorhanden sind (einige davon werden erst gar nicht aktiviert) und man die Baumeister gezielter einsetzen kann. Auch sind Doppelzüge möglich, die ein Aquädukt schnell größer werden lassen. Leider ist die Regel für das Spiel zu zweit in der ersten Auflage unvollständig, um nicht zu sagen nicht vorhanden, aber eine aktualisierte Fassung kann aus dem Internet herunter geladen werden.
Ich würde Aqua Romana als mittelprächtig unspektakulär bezeichnen wollen. Eine nette Idee, aber der letzte Kick ist es nicht. Vor allem, weil irgendwann doch der Frustfaktor wegen eines schon wieder abgeschnitten Aquädukts zuschlägt . Da hat es dieses Jahr bessere Spiele gegeben, nicht zuletzt aus dem eigenen Verlag. (mw)
Steckbrief Aqua Romana |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Martin Schlegel | Queen Games | 2 - 4 Spieler | ab 8 Jahre | 45 - 60 Minuten | Michael Menzel |