WoodcraftWoodcraft

Ich besitze eine Holzwerkstatt. Noch ist sie spärlich eingerichtet: Eine Säge, ein wenig Restholz und sogar ein Topf für einen Setzling, damit ich später ein wenig Holz selbst ernten kann. Als Handwerkerbetrieb habe ich einen Gehilfen eingestellt und erledige Auftragsarbeiten.

Ein Auftrag beschreibt, welchen Gegenstand ich herstelle, was ich dafür benötigen und was ich dafür bekommen. Schauen wir uns als Beispiel die Herstellung dieser Futterkrippe an. Dafür beschreibe ich erst einmal das Holz. Es wird durch Würfel dargestellt, die es in drei Farben gibt: Grün, Gelb und Braun. Es sind drei Holzarten mit unterschiedlichem Wert. Die Augenzahl des Würfels gibt die Menge an Holz an.
Für das Beispiel, das erst später im Spiel so umgesetzt werden kann, besitze ich ein gelbes Holz im Wert 5 und haben einen Setzling, Wert 2, in grün gepflanzt. Der Setzling wächst um zwei auf 4. Ich kann den Baum abhacken und bekomme ein Holzstück in grün mit Wert 4. An das gelbe Holz füge ich ein Stück Restholz (Verbrauchsmaterial) an, wodurch der Wert auf 6 steigt. Dieses Holz zersäge ich mit einer Säge (Werkstattausstattung) in eine Gelbe 4 und eine Gelbe 2. Dann zersäge ich mit einem Sägeblatt (Verbrauchsmaterial) die 4 in die beiden weiteren benötigen 2en. Ich gebe das Holz (grüne 4, drei gelbe 2en) ab und erhalte zwei Siegpunkte und zehn Blaubeeren. Außerdem darf ein Gehilfe produzieren. Wenn ich schnell gearbeitet habe, erhöht sich mein Ansehen, wodurch ich bei Spielende weitere Siegpunkte bekomme.

An Materialen (Holz, Verbrauchsmaterial und Werkstattausstattung) komme ich über ein großes Rad. Es ist der Kernmechanismus des Spiels und besteht aus vier Teilen. Sieben Aktion liegen auf diesem Rad. Ich wähle meine Aktion, führe sie aus, und lege das Plättchen, das die Aktion repräsentiert, in das nächste Viertel. Eine Aktion kann dabei auf zwei Wegen einen Bonus bringen. Wurde das Plättchen lange nicht gewählt, gibt es dafür ein oder zwei Boni. Ebenfalls gibt es einen Bonus, wenn das Plättchen erst sehr spät in ein Viertel kommt. Die Boni stellen einen wichtigen Teil des Einkommens dar und motivieren die Spieler, auch etwas unbeliebtere Aktionen auszuführen.
Mit diesen Aktionen kann ich mir Aufträge sichern, Holz kaufen und verkaufen, Bäume pflanzen, meine Werkstatt ausbauen, Gehilfen einstellen und Verbrauchsmaterial einkaufen. Diese Aktionen sind für sich sehr einfach und schnell ausgeführt.

Wie gezeigt, steckt die Komplexität in der Produktion der Gegenstände. Dazu gibt es noch Spezialaufträge und öffentliche Aufträge, die viele Punkte bringen. In der Werkstatt finden neben dem Verbrauchsmaterial auch Werkzeuge und Laternen ihre Verwendung.
Das Spiel endet nach 13 oder 14 Runden, je nach Spielerzahl. Für nicht erledigte Aufträge verliert die Werkstatt Ansehen. Danach gibt es noch ein paar Punkte für Reste in der Werkstatt und viele Punkte für öffentliche Aufträge und für das gesammelte Ansehen.

Woodcraft ist eindeutig ein Expertenspiel. Die Regeln sind durch die Nähe zum Thema leicht zu merken, dennoch sind 13 Aktionen (sieben des Rades und sechs freie) erst einmal ein Hindernis, zumal sie auch viele Details beinhalten. Im ersten Spiel mussten wir gerade viele dieser Details nachschlagen. Danach waren die Regeln und die Icons klar. Das Spiel wurde flüssiger.
Obwohl ich bei der Herstellung von Gegenständen einen guten Überblick sowie Zielstrebigkeit und gutes Rechenvermögen benötige, lassen sich viele Aktionen aus dem Bauch heraus wählen. Fehlt mir zum Beispiel eine Säge, möchte ich die Werkstatt ausbauen. Erst in den letzten beiden Runden, in denen die Aufträge unbedingt erfüllt werden müssen, kam es bei uns zu längeren Überlegungen.

Drei positive Eigenschaften machen Woodcraft für mich zum Erlebnis. Das Spiel hat ein Thema, das ich auch im Spiel auch wiederfinde. Ich habe dadurch eine bessere Vorstellung von dem, was ich im Spiel mache. Als Folge kann ich leichter planen. Damit bleiben die Spielzüge bis auf wenige Ausnahmen zeitlich für ein Expertenspiel im Rahmen.
Gleichzeitig hat das Spiel einen ausschließlich konstruktiven Ansatz. Ich baue meine Werkstätte aus und nutze meine Möglichkeiten für die Herstellung der Produkte. Die Interaktion ist auf das Rad beschränkt. Mein größter Nachteil durch einen Mitspieler besteht darin, dass er eine Aktion wählt, deren Bonus ich gerngehabt hätte.
In unserem Spielen haben wir diverse Siegstrategien ausprobiert. Viele davon waren erfolgreich, mal waren es viele Gehilfen, mal war es eine ausgebaute Werkstatt, dann wieder ein hohes Ansehen, das zum Sieg geführt hat. Mal wurde viel gepflanzt und gesägt, das nächste Mal wurde viel mit Resthölzern gearbeitet und dann wiederum besorgte sich ein Spieler viele Werkzeuge. Sogar Mischstrategien waren, was eher selten in Expertenspielen vorkommt, erfolgreich. Mit diesen Eigenschaften, dem Material und der Optik kam Woodcraft für ein Expertenspiel sehr oft auf den Tisch. Das Spiel kann ich allen empfehlen, die sich die genannten Eigenschaften in einem Expertenspiel wünschen. (wd)

Steckbrief
Woodcraft
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Vladimir Suchy, Ross Arnold Pegasus 1 - 4 Spieler ab 12 Jahre 80 - 150 Minuten Michal Peichl