Die Weiße BurgDie Weiße Burg

Dies ist ein ungewöhnliches Spiel und richtet sich an Spieler, die eine neue Erfahrung suchen. Das Besondere an ihm sind die Anzahl der Züge. Es sind nur neun und die sind denkbar einfach. Ich wähle einen Würfel, platziere ihn auf dem Spielfeld, wodurch ich eine (selten zwei) Aktionen erhalte und führe diese aus.
In drei Runden werden zunächst Würfel in drei Farben geworfen, immer einer mehr als Spieler. Diese werden sortiert und auf eine Brücke gelegt. (Foto) Die kleinste Zahl liegt am Aufgang, die größte am Abgang. Diese beiden Würfel sind für die Spieler zugänglich.
In meinem Zug wähle ich einen Würfel und platziere ihn meistens auf einem Feld (später auf einem dort schon liegenden Würfel) in der Burg. Zeigt das Feld mehr Punkte, zahle ich die Differenz, habe ich mehr, bekomme ich Geld.

Zu jedem Feld gehören Farbmarker und eine Karte. Die Marker zeigen die Farben der Würfel. Die Karte zeigt Aktionen. Stimmt die Farbe meines Würfels mit der des Markers überein, darf ich die Aktion ausführen. Etliche Aktionen bringen eine von sechs möglichen Ressourcen. Andere wiederum verweisen auf die Burg, den Garten oder den Turnierplatz. Dort sind Höflinge, Gärtner bzw. Samurai aktiv.
Gärtner verlangen Reis. Im Garten geben sie entweder andere Ressourcen zurück oder sie liefern für zusätzliches Geld eine weitere Aktion. Die Höflinge gelangen in die Burg und sorgen für eine Veränderung der Aktionen. Die Samurai bringen auf dem Turnierplatz ebenfalls Ressourcen, auf den höherwertigen oft auch noch weitere Vorteile. Allen gemein ist, dass sie am Ende des Spiels Siegpunkte erwirtschaften.
Das ist nur ein Ausschnitt aus den Möglichkeiten, die die weiße Burg bietet. Ich kann auch noch Würfel auf meine persönliche Auslage legen, und erhalte Ressourcen - je mehr, desto mehr Personen ich auf dem Spielplan platziert habe. Es gibt noch den Brunnen für Ressourcen, den Weg, um teuer an einen beliebigen Platz zu kommen und es gibt Reiher als Ressource für die Spielreihenfolge. Das Spiel endet nach den neun Zügen. Nach einer kurzen Schlusswertung steht der Sieger fest.

Die weiße Burg bietet langanhaltenden Spielspaß. Sie erreicht dies durch eine flexible Auslage und eine Vielzahl von Karten. Die Aktionen in der Burg sind bei keiner Partie gleich, ebenso die Belohnungen auf dem Turnierplatz. Selbst die Ausgangslage der Spieler ändert sich von Spiel zu Spiel. Dies ist ein Grund, warum ich die weiße Burg gern spiele. Ich muss meine Taktik auf die Auslage des Spiels abstimmen. Ich kann nicht einfach „den Stiefel des letzten Spieles herunterspielen“ und gewinne, weil der gut ist. Der Spielplan bestimmt die Strategie. Meine Aufgabe ist es, eine gute zu finden. Das gelang mir bisher einige Mal, doch bin ich auch aufgrund eines falschen Ansatzes auch Letzter geworden. Es war trotzdem ein Vergnügen bei diesem Spiel.
Zwei weiteren Gründe, warum ich die „Burg“ sehr mag, ist die Kürze der Spielzüge und die Dauer des Spiels. Eine einzelne Aktion ist schnell ausgeführt und so dauern selbst Kettenzüge nicht sehr lange. Insgesamt führt dies und die geringe Anzahl an Zügen zu einem Spiel mit einer für die Komplexität kurzen Spieldauer. Sie lag bei uns rund bei einer Viertelstunde pro Mitspieler, etwas länger, wenn Neulinge mitspielten.

Mit diesen idealen Rahmenbedingungen kommt dann die Spielkunst: Sie liegt darin, zum richtigen Zeitpunkt Kettenzüge zu machen. Dies erreiche ich, indem ich durch die Ausführung einer Aktion eine neue erhalte. Das Spiel fordert die Spieler bei einfachen Regeln. Im ersten Spiel fällt es noch schwer, den Sinn der eigenen Ideen zu bewerten. Später gelingt das immer besser. Bei mir und meinen Mitspielern stiegen so auch die erspielten Punktzahlen.
Das Spiel hat mit Erwerb und Einsatz auch einen konventionellen Anteil. Die Handhabung der Aktionen, die flexible Auslage der Karten sowie deren Änderungen sorgen für ein noch nicht bekanntes Spielgefühl. Dies legt sich auch nach etlichen Partien nicht.

Deshalb empfehle ich „die Burg“ all denen, die ein innovatives, ungewöhnlichen Spiel suchen. (wd)

Steckbrief
Die Weiße Burg
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Scheila Santos, Israel Cendrero Kosmos 1 - 4 Spieler ab 12 Jahre 50 - 70 Minuten Joan Guardiet