Boss Fighters QRBoss Fighters QR

Immer wieder wird versucht, digitales und analoges Spiel zu verschmelzen. Auch Boss Fighters QR gehört zu diesem Typ.

Der Titel verrät, worum es geht. Ein Boss in Computer- oder Fantasy-Brettspielen ist ein sehr starker Gegner, der am Ende eines Spielabschnittes bekämpft werden muss. Gekämpft wird mit Hilfe von Karten, deren Rückseiten einen QR-Code zeigen. In diesem Spiel gibt es nur Bosskämpfe.

Start des KampfesDurch das Spiel führt eine App. Diese handelt für den jeweiligen Boss. Außerdem führt sie in das Spiel ein und scannt die von uns gespielten Karten und berechnet deren Wirkungen. Jeder startet mit einem Helden (Troll, Halbling, Zwerg oder Elfe) und einer Rolle (Krieger, Magier, Schurke oder Druide). Nach einem Trainingsspiel, in dem man die Bedienung der App kennenlernt, geht es zum ersten echten Gegner, dem Prinzen, einem Frosch. Den Kampf haben wir in unserem Ersteindruck beschrieben.

Ein Kampfdurchgang läuft wie folgt ab:
Der Boss bereitet sich vor und kündigt an, welchen Schaden er verursachen wird, und dann sind wir an der Reihe. In drei Runden können wir angreifen, uns (teilweise) schützen, Karten ziehen, uns heilen und vieles mehr. Gelegentlich reagiert der Boss auf unsere Aktionen. Wenn wir den Grund dafür herausfinden, können wir ihn effektiver bekämpfen bzw. weniger Schaden nehmen.
Am Ende der Runde greift er an, und verursacht den nicht verhinderten Schaden. Dann nutzt er meist eine wiederkehrende Fähigkeit, die in einem festen Rhythmus auftritt. Auch diese Fähigkeit und den Rhythmus heißt es zu erkennen.
So geht es Durchgang für Durchgang weiter.

Wir gewinnen, wenn wir seine Lebenspunkte auf null reduzieren, wir verlieren, wenn auch nur einer von uns keine Lebenspunkte mehr hat.

Hat man einen Boss besiegt, Kommen weitere Karten oder andere gemeinsam nutzbare Gegenstände ins Spiel. Auch die Bosse werden stärker und machen immer neue Schwierigkeiten. Nach jedem Spiel können Klasse, Art und neue Karten ausgetauscht werden.

Das alles klingt zunächst recht trocken und altbekannt. Das Spiel hat jedoch seine eigene Dynamik und zieht einen immer weiter in seinen Bann.

Da Schutz und Heilungskarten meist nicht nur für den Sprecher, sondern für jeden Mitkämpfer gewirkt werden können, heißt es, sich genau abzustimmen.

Anfangs stand die Frage im Raum, warum nicht alle Werte von der App festgehalten werden. Warum müssen wir die Räder für unsere Lebenspunkte selbst einstellen. Warum gibt es Chips die man sich zum Beispiel für Gift nehmen muss? Die Regel nimmt dazu Stellung: Würde man die Lebenspunkte in der App festhalten wollen, müssten deutlich mehr Karten eingescannt und Eingaben auf dem Gerät getätigt werden, was den Spielfluss unnötig verlangsamen würde.

Für mich hat das Spielen der Karten und das Einstellen der eigenen Werte einen anderen Effekt. Es ist etwas anderes, wenn ich auf einer Anzeige sehen, dass mein Gift-Wert um 1 steigt, als wenn ich mir das Plättchen auf meinen Charakter lege. Ich sehe, wie es mehr wird. Ich drehe meinen Lebenspunkte-Wert herunter, und sehe die 0 näherkommen. Durch das Selbstmachen bin ich viel mehr im Spiel.

Das analoge Spiel lässt mich aktiv sein, das digitale wertet das, was ich getan habe, aus: für mich eine perfekte Kombination. Kein Spielleiter verplappert, was das Besondere am Boss ist, wir müssen alle gemeinsam beobachten und überleben.

Im Verlauf des Spiels werden die Bosse immer mächtiger. Dabei kann man jeden Boss in vier verschiedenen Schwierigkeitsstufen bekämpfen. Wechselt man dann noch Art und Klasse, bietet das Spiel unzählige Möglichkeiten. Da man durch das Spiel selbst eingeführt wird, zum Beispiel erinnert es nach großem Lebenspunktverlusten anfangs an die Heiltränke. Da die Regeln nach und nach ergänzt werden, wirkt das Regelwerk nicht erschlagend, sondern wird organisch erweitert.

Ich bin, wie viele andere auch, von dieser sehr gelungenen Verschmelzung von analog und digital begeistert. Da kommt der nächste Boss: “Auf ihn mit Gebrüll!“ (bd)

Steckbrief
Boss Fighters QR
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Michael Palm, Lukas Zach Pegasus 2 - 4 Spieler ab 10 Jahre 40 - 60 Minuten Bartłomiej Kordowski, KRASS Kollektiv