Inhabit the EarthInhabit the Earth

Unsere Tierwelt ist häufiger Gegenstand eines Spiels, zum Beispiel zuletzt in Evolution und sehr erfolgreich in Fauna. Hier nun sind wir Götter, die Geschöpfe entwickeln und auf die Erde bringen.
besiedeltes EuropaDazu bekommen wir Karten. Um eine Tierart zu entwickeln, legen wir Karten aus. Die erste Karte beschreibt das Tier mit seinen spieltechnischen Vorzügen. Mit Karten der gleichen Tiergruppe kann ich weitere Exemplare erschaffen. Mit jedem Exemplar bekommt die Tierart neue Bewegungsfertigkeiten.
Im Verlauf des Spiels kann ich auch die Tierart ändern. Dann verliere ich die bisherigen Vorzüge und erhalte neue. Bewegungsfertigkeiten hingegen werden immer nur ausgebaut und gehen niemals verloren.

TierartenMit dem ersten Exemplar gelangt das Tier auf den Kontinent, der auf der Karte abgebildet ist. Es kann sich dort bewegen. Wenn ich meine Tiere - ich kann bis zu sechs erschaffen - bewegen möchte, muss ich sie mit einer Karte motivieren. Jedes Tier, das ein Symbol mit der gespielten Karte gemeinsam hat, bewegt sich.
Jeder Kontinent zeigt verschiedene Landschaften. Das Tier durchläuft sie der Reihe nach und benötigt dafür die entsprechende Bewegungsfertigkeit. Besitzt es die nicht, hilft ein Kontinentalsymbol als Joker. Der Fortschritt der Bewegung wird in Regionen, von denen es drei pro Kontinent gibt, gemessen.
An neue Karten komme ich durch meine Tiere. Ich wähle eine Tierart aus und bekomme pro Exemplar eine Karte sowie eine Karte gemäß der Region, in der sich die Tiere befinden.

Das Spiel endet, sobald auf zwei der sechs Kontinente ein Tier alle Landschaften durchquert hat. Unterwegs sammeln die Tiere dabei Chips ein, die entweder Spielvorteile oder Siegpunkte bringen. Weitere Siegpunkte gibt es für die Regionen, in denen sich die Tierarten befinden. Außerdem haben manche Tierarten als Eigenschaft eine Bedingung, für die es Siegpunkte gibt. Wer aus diesen drei Quellen zusammen die meisten Siegunkte hat, ist der Gewinner.

Inhabit the Earth hätte ein so schönes Wettlaufspiel sein können, wenn ... ja, wenn da nicht diese vielen Dinge wären, die es darin hindern.
Bei mir begann es mit der Regel. Sie ist schwer lesbar. Dies liegt sowohl an der eigenwilligen Wortwahl, vor allem bei den biologischen Begriffen, als auch an Sätzen mit kompliziertem Aufbau. Eine spätere nähere Untersuchung deckte dann auch einige Übersetzungsfehler auf. Die Hürde durch die Regel konnte ich überwinden, in dem ich die Regel Abschnitt für Abschnitt gemeinsam mit meiner Frau durchging. Es war ein mühseliges Unterfangen.

Dabei ist das Grundprinzip des Spiels einfach: Ich erschaffe Tierarten und lasse sie auf dem Spielplan vorwärts laufen. Zwischendurch nutze ich sie als Quelle für neue Karten. Durch die Fülle an Regeln wird aus dem einfachen Grundprinzip ein kompliziertes Gebilde: Kontinentwechsel, Tierarten anpassen, Bewegung triggern und vieles mehr muss beachtet werden.
Die größte Komplexität bringen die Tierkarten mit sich. Jedes Tier hat eine Eigenschaft. Nur wenige sind identisch. Zunächst müssen die einzelnen Eigenschaften gelesen und verstanden werden. Dann erst kann der Planungsprozess beginnen. Das führt schon zu zweit zu einer erheblichen Downtime. Bei vier Spielern ist sie unerträglich.

Die Vielfalt und Komplexität führt dabei auch nicht zu einen Spiel, bei dem Planung und Spannung im Vordergrund stehen. Einer langfristigen Planung steht der Zufall bei den Karten im Weg. Ich kann nur mit den Karten auf der Hand planen. Was danach möglich sein wird, erfahre ich erst, wenn ich mir neue Karte besorgt habe.
Gegen die Spannung spricht der Spielablauf. Das Spiel beginnt langsam, denn zunächst müssen Tierarten aufgebaut werden. Die Anzahl ihrer Bewegungsfertigkeiten ist dabei niedrig, ein Vorankommen nur langsam möglich. Es folgt ein Mittelspiel, bei dem es darum geht, entweder die Geschwindigkeit der Tiere zu erhöhen oder sie auf Siegpunkte zu trimmen. Meist tritt während dieser Phase auch schon das schnelle, abrupte Ende des Spiels ein. Es hinterlässt ein Gefühl von "Ich war noch gar nicht fertig."

Bei diesem Spiel finde ich viele Eigenschaften eine schlechten Spiels wieder: Schwer lesbare Regel, unnötige Vielfalt, langatmiger Beginn, abruptes Ende und viel Downtime. Auf mich wirkt das Spiel so, als hätte ich hier ein Spiel im Prototypstadium vor mir. Hätte ich das, würde ich dem Autor sagen: "Du hast eine gute Grundidee und schöne Mechanismen. Jetzt entmiste das Spiel, damit es übersichtlich und flott spielbar ist und mir Spaß macht." Auf das Entmisten wurde verzichtet. Es ist nicht übersichtlich und spielt sich nicht flott. Folgerichtig macht es mir keinen Spaß. (wd)

Triggern - oder Denken nicht so leicht gemacht

Ich möchte kurz das Triggern der Bewegung beschreiben. Ich bin im Mittelspiel, habe vier Tierarten und fünf Handkarten - eine normale Situation. Jede Karte hat drei Symbole, einen Kontinent und zwei Landschaften. Ich vergleiche nun die erste Karte mit meinen Tierarten: Tierart 1 bewegt sich, Tierart 2 nicht, Tierart 3 nicht, Tierart 4 bewegt sich. Ich gehe über zur zweiten Karte, ein anderer Kontinent, abgemischt mit zwei Landschaften. Ich beginne erneut abzugleichen. Tierart 1 bewegt sich nicht, Tierart 2 ... Tierart 4.

Meine Mitspieler warten.

Ich habe noch drei Karten vor mir. Karte 3. Neue Symbole. Europa hatte ich schon. Damit bewegt sich Tierart 4. Und der Rest? Ich schaue. Tierart 1, Tierart2, Tierart 3, Tierart 4 ... die hatte ich doch schon im Kopf. Es folgt Karte 4. Dann folgt Karte 5. Mein Kopf ist voll. Was soll sich denn bewegen? Tierart 4 oder doch besser Tierart 1? Tierart 4! Damit fallen die Karten 3 und 4 heraus. Ist jetzt Karte 1,2 oder 5 die richtige? Ist gucke erneut die Symbole durch.

Die Mitspieler warten, warten noch immer.

Also Karte 1 ... Tierart 1 bewegt sich ... Karte 2 ... Karte 5 ... also bei Karte 5 bewegt sich Tierart 3 mit. Das ist gut. Ich nehme Karte 5 ... Halt! Karte 5 wollte ich doch gleich nutzen, um Tierart 2 zu ändern. Also nochmal. Tierart 4 soll sich bewegen. Oder doch besser Tierart 2, wenn ich die ändere? Karte 1 oder Karte 2 oder doch eine andere?

Die Mitspieler warten.

Mir raucht der Kopf ... und gleich bin ich mit Warten dran.

Steckbrief
Inhabit the Earth
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Richard Breese Huch & Friends 2 - 4 Spieler ab 14 Jahre 60 - 90 Minuten Juliet Breese