Der Hobbit - eine unerwartete ReiseDer Hobbit - eine unerwartete Reise

Es gibt Spiele, deren Spielreiz sich sehr schnell erschöpft. Obwohl das Spiel zum Film "Der Hobbit - eine unerwartete Reise" souverän produziert ist, fällt es in diese Kategorie. So habe ich es bisher nur zwei Mal gespielt, einmal verloren und einmal gewonnen. Und mit dem Sieg verschwand der Reiz, es noch einmal aus dem Spieleschrank hervorzuholen.

Jeder der bis zu vier Mitspieler übernimmt die Führung von zwei namenlosen Zwergen. Sie begleiten Bilbo, eine neutrale Figur durch die Trollhöhlen und das Nebelgebirge. Zunächst nutzt der Spieler eine von fünf Karten um einen seiner Zwerge zu bewegen. Die Karten schreiben die exakte Zugweite vor, wobei eine eine Auswahl an Zahlen bietet und eine andere auf den Würfel verweist. Nachdem ein Zwerg bewegt wurde, darf der Spieler agieren. Dazu spielt er einer seiner bis zu sechs Handkarten. Oft werden Bilbo oder Gandalf bewegt, oder mit einem Pony bewegen sich zwei Zwerge, die sich auf einem Spielfeld befinden. Ziel des Spiels ist es, Bilbo erfolgreich an den Schlusspunkt der Reise zu bringen. Sobald er sich dort befindet und dazu von jedem Spieler mindestens einer seiner beiden Zwerge ist das Spiel gewonnen.

Trollhöhlen Orkspirale

Doch die Widersacher lauern den Abenteurern auf. Wird ein Feld der Trollhöhlen oder des Nebengebirges betreten, ist eine Widersacherkarte aufzudecken. Manchmal werden direkt negative Effekte wie Karten abgeben angeordnet. Oft kommt es zum Kampf, wozu die Kreatur dann eine Stärke aufweist. Diese muss vom Spieler durch Karten exakt nachgebildet werden, um den Kampf zu gewinnen. Da es viele Kreaturen mit ungerader Kampfstärke, aber nur wenig ungerade Zahlen für die Spieler gibt, ein nicht immer leichtes Unterfangen. Ist Gandalf anwesend, verdoppelt er auf Wunsch den Wert einer Karte, Das ergibt eine höhere Kampfstärke, aber ungerade gestalten kann sie Gandalf nicht.
Wir der Kampf gewonnen, verschwindet die Kreatur. Bleibt jedoch die Kreatur Sieger, so muss der Zwerg so viele Felder zurückgehen wie die Stärke der Kreatur betrug. Außerdem bleibt die Kreatur sichtbar liegen, und sie wird damit der Gegner im nächsten Kampf sein.

Aber nicht nur die Gegner machen unseren Zwergen das Leben schwer. Zusätzlich gibt es die Orkspirale, eine Art Zeitmesser für das Spiel, auf der sich der Orkstein vorwärts bewegt. Angetrieben wird er durch Karten, die beim Nachziehen der Handkarten aufgedeckt werden. Erreicht er eines der markierten Felder kommt es zur Gefangennahme von Zwergen oder Bilbo. Es trifft immer die Figuren, die am weitesten vorne auf der Laufstrecke sind. Bis zu ihrer Befreiung nehmen sie nicht mehr am Spiel teil, können also auch nicht mehr bewegt werden. Die Orkspirale kann auf drei Wegen dazu führen, dass die Spieler das Spiel verlieren: Bilbo wird zusammen mit einem Zwerg auf demselben Feld gefangen genommen oder beide Zwerge eines Spielers sind gefangen oder der Orkstein erreicht das letzte Feld der Orkspirale. Über die Orkspirale lässt sich auch der Schwierigkeitsgrad steuern, indem der Orkstein bereits zu Beginn des Spiels ein oder zwei Felder vorgesetzt wird.

Bilbo Pony Thorin Der Eine Ring

Ich werde die Folgen dieser Schwierigkeitssteigerung nicht erfahren. Die Gründe sind mit einem Satz zusammengefasst: Das Spiel hat für mich kein Flair.
Meine Zwerge, d. h. die der Spieler, sind namenlos und ohne Eigenschaften. Gandalf wird auf eine große unpersönliche Figur reduziert, Bilbo auf eine kleine. Die Abenteuer sind Nummern, die mit Zahlen egalisiert werden. Das alles kommt auch in anderen Spielen vor, wie zum Beispiel in dem vor über 10 Jahren erschienenen Der Herr der Ringe. Viele kooperative Spiele leben von der Gefahr. Diese ist hier nur latent vorhanden und schlägt dann erbarmungslos zu oder ist besiegt. Ein Hin und Her, ein Reagieren auf die Situation, findet kaum statt. Zu zweit kam noch hinzu, dass die Karten oft unpassend waren und so wertlos abgeworfen werden mussten. So etwas bietet Frust statt Lust.

Was bleibt ist ein funktionierendes Spiel, das ich nur eingefleischten Tolkien-Fans empfehlen mag. Diese müssen dann mit den englischen Bezeichnungen der Figuren leben, weil der Lizenzgeber diese auf den Karten forderte. Warum ein Lizenzgeber die Lokalisierung eines Spiels unterbindet und damit eine höhere Identität mit den Figuren verhindert, ist mir ein Rätsel. Gerade bei der Abstraktion der Charaktere wäre die Verwendung der deutschen Namen ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung gewesen.
Freunde von kooperativen Spielern legen wir daher einen Blick auf unsere Übersicht von acht solchen Spiele nahe. Dort befinden sich mit Star Wars und Andor auch zwei kooperative Spiele aus dem Hause Kosmos, die aus meiner Sicht deutlich mehr Spielspaß bereiten. (wd)

Steckbrief
Der Hobbit - eine unerwartete Reise
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Andreas Schmidt Kosmos 2 - 4 Spieler ab 10 Jahre ca. 60 Minuten Bernd Wagenfeld