Wettlauf nach El DoradoWettlauf nach El Dorado

Ein klassischer Wettlauf, ein sagenumwobenes Ziel: El Dorado, das Goldland. Der Weg dorthin ist schwer, abenteuerlich, ein Erlebnis. Hier führt er über fünf bis sieben Abschnitte mit Hindernissen aus dichtem Dschungel, schwer zu überbrückendem Wasser und Eingeborenendörfer, in denen wir unseren Reichtum lassen müssen. Weiter geht es über Unwägbarkeiten, für die wir die einfach nur Helfer brauchen und die in besonderen Situationen verlustig gehen können.

Mit einer kleinen Mannschaft machen wir uns aus den Weg. Drei Forscher führen uns durch den Dschungel, vier Reisende bringen Geld mit und der Matrose hilft uns, seichtes Wasser zu überwinden.
All diese Helfer sind Bestandteil eines Decks, von dem wir vier Karten auf der Hand haben. Zunächst setzen wir unsere Helfer ein, um uns fortzubewegen. Die restlichen Helfer erlauben uns, einen weiteren Helfer zu engagieren oder ein Hilfsmittel zuzulegen, sprich eine Karte zu kaufen. Dafür geben manche Helfer direkt ein oder mehrere Goldstücke. Alle anderen steuern lediglich ein halbes Goldstück bei.

Zu Beginn gibt es einen festen Set von sechs Karten, aus denen eine Karte gekauft werden darf. Weitere zwölf warten auf ihren Einsatz. Jede der 18 Karten gibt es drei Mal. Immer wenn eine Karte ausverkauft ist, kann der nächste Käufer eine beliebige Karte wählen. Die beiden anderen Exemplare kommen dann in die Auslage der zu kaufenden Karten.
Jeder Abschnitt hat seine eigenen Widrigkeiten, so kann zum Beispiel ein Dschungel so dicht sein, dass drei Macheten benötigt werden. Nun gibt es keine Teamarbeit: Drei Forscher, die jeder eine Machete schwingen können, richten in einem solchen Dschungel nichts aus. Die drei Macheten müssen mit einer Karte überwunden werden. Es bedarf also einiger Spezialisten auf der Strecke, Solche Spezialisten sind von Vorteil, weil sie in gut zugänglichem Gelände mehrere Schritte ermöglichen. Erfordert ein Dschungel nur eine Machete pro Schritt, so kann ein Entdecker mit seinen drei Macheten uns drei Schritte voranbringen. Diese Regel, dass Kräfte aufgeteilt, aber nicht zusammengelegt werden können, macht einen Teil des Spielreizes aus. Es besteht der Zwang, vorausschauend die richtigen Karten zu erwerben.

Unterwegs behindern wir uns dann gegenseitig. Besetzte Felder sind wie kleine schwarze Löcher, unüberwindbare Stelle im großen Dickicht. Davon könnte der Führende profitieren, für den alles frei ist. Doch weit gefehlt. Zwischen zwei Abschnitten befindet sich immer ein Barriere. Der Erste muss sie entfernen, alle weiteren Spieler können den nächsten Abschnitt ohne diese Behinderung betreten.
Nach rund einer Stunde erreicht ein Spieler El Dorado: Der Sieger, wenn nicht in der laufenden Runde noch ein anderer Spieler das Ziel erreicht. Das passiert häufiger; dann entscheiden die entfernten Barrieren über den Sieg.

Wettrennen leben davon, dass es spannend zugeht. In den allermeisten Spielen war das bei mir der Fall. Manchmal entschied die bessere Planung, dann die richtige Kartenhand und natürlich auch die aufwendig zu entfernende Barriere.
Diese Spannung ist gegeben durch den Weg. Es gibt viele Wege nach El Dorado, sprich verschiedenen Taktiken. Ich kann mit den einfachen Startkarten losrennen und nur dann Spezialisten anwerben, wenn ihr Einsatz notwendig ist. Ich kann aber auch Zeit darauf verwenden, die einfachen Teammitglieder zu entfernen und stattdessen reichlich Spezialisten engagieren. Hilfreich ist es, die Strecke „lesen“ zu können, um so vorausplanend agieren zu können. Das Entscheidende für ein gutes Spielgefühl sind die Entscheidungen: Ich stelle meine Karten selbstzusammen und bestimme über ihren Einsatz. Hier habe ich das Gefühl, mein Schicksal selbst in die Hand genommen zu haben. Das Kartenglück spielt eine untergeordnete Rolle.

Als leidenschaftlicher Dominion-Spieler war ich zunächst verwundert über nur 21 verschiedene Kartenarten (3 im Startdeck, 6 zum Sofortkauf und 12 für spätere Käufe), darunter einige, die sich bei einem Einsatz direkt selbst entfernen. Der Kartensatz ist sehr gut durchdacht und die Karten sind ausgewogen. Er genügt vollkommen und verhindert, dass vor jedem neuen Spiel Kartentexte gelesen und Funktionen verstanden werden müssen. Mit wenigen Spielen sind die Vorzüge der Karten bekannt. Ich selbst habe dabei die Selbstentsorger schätzen gelernt.
Die Varianz im Spiel kommt nicht von den Karten, sondern von den Abschnitten. Sieben doppelseitige Pläne und zwei Zusatzelemente erlauben eine vielfältige Streckengestaltung. Vorschläge für eine Kennenlernstrecke sowie für je zwei einfachere, mittlere und schwere Strecken sind ebenso beigefügt wie Hinweise für den eigenen Streckenbau.

Mit der guten Ausstattung, den klaren Regeln, den abwechslungsreichen Strecken für immer neue Herausforderungen und den spannenden Spielabläufen gehört dieses Spiel in die Bundesliga der Neuerscheinungen und vertritt dort das anspruchsvolle Familienspiel sehr gut. (wd)

Steckbrief
Wettlauf nach El Dorado
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Reiner Knizia Ravensburger 2 - 4 Spieler ab 10 Jahre ca. 60 Minuten Franz Vohwinkel