Auf die Nüsse!Auf die Nüsse!

Die Affen rasen durch den Wald, der eine macht…halt, das sind ja gar keine Affen, sondern Eichhörnchen! Aber sie verhalten sich genauso, wie die Primaten im Kinderlied - nur, dass hier keine Kokosnüsse geklaut werden (die könnten die possierlichen Nager ja auch gar nicht tragen…), sondern Walnüsse, Eicheln, Haselnüsse und Bucheckern.
Diese wollen wir uns aus dem sich vor unserer Hörnchenhorde ausbreitenden Wald holen - je tiefer wir in den Wald gehen, desto reichhaltiger ist die Auswahl an Nüssen, desto mehr Hörnchen benötige ich jedoch, um die Nuss dort rauszuholen. Spielerisch ist das folgendermaßen umgesetzt:

SpielsituationVier Nusskarten liegen stets zur Auswahl am Waldtableau aus. Sie zeigen eine der vier Nusssorten; es gibt aber auch Joker, welche zwei Sorten zeigen. Der Wald selbst ist horizontal in drei Bereiche unterteilt. Während im unteren Bereich jede Nuss ein eigenes, abgegrenztes Feld hat, herrscht ganz oben die große Freiheit. Im mittleren Bereich deckt jedes Feld zwei Nüsse ab. Vor dem Wald sehen wir eine Zahlenleiste von zwei bis zwölf. Wer eines seiner Hörnchen auf Beutezug schicken will, würfelt mit den drei Würfeln. Die darf er jetzt aber nicht beliebig kombinieren, sondern er muss den grünen Würfel mit einem der beiden hellen Würfel verrechnen. Auf das Startfeld mit dieser Nummer setzt er sein Hörnchen. Nun muss er in Can't-Stop-Manier entscheiden, ob er versucht, ein weiteres Tier ins Spiel zu bringen und dabei das Risiko in Kauf nimmt, dass alle Felder mit den möglichen Zahlen bereits besetzt sind und er keines der Hörnchen in den Wald schicken darf oder ob er das bis dato Erreichte sichert. Tut er dies, rücken die Nager in den unteren Bereich des Waldes vor. Immer, wenn dies geschieht, werden die abgegrenzten Felder des Waldes der Reihe nach überprüft: Im unteren Bereich nehmen sich zwei eigene Hörnchen auf einem Feld die darunterliegende Nusskarte und jagen eventuell vorhandene gegnerische Hörnchen tiefer in den Wald. Daher werden auch die höheren Bereiche überprüft: In der Mitte nimmt man sich für drei eigene Tiere eine der beiden korrespondierenden Karten; ganz oben hat man für vier eigene Hörnchen freie Auswahl.

NüsseErhaltene Nüsse muss man anschließend in seinen Nusslagern unterbringen. Diese reichen in der Kapazität von zwei bis sechs Nüssen. Je größer ein Lager, desto lukrativer die Bepunktung, wenn ich es tatsächlich vollbekomme. Dieses Vorhaben wird jedoch durch die Tatsache erschwert, dass wir es mit äußerst ordnungsliebenden Hörnchen zu tun haben, d.h. in jedem Lager wird stets nur eine Nusssorte gesammelt. Zum Glück darf man Joker so lange aufheben, wie man möchte und muss sie nicht sofort ins Lager packen und somit einer Nusssorte zuordnen.

So, und was hat das jetzt mit Klauen zu tun? Nun, einen Bereich haben wir bisher nicht betrachtet, nämlich den schmalen Gang über dem Feld Nummer sieben. Hier ist der Waschbär David zu Hause. David ist ein Auftragsdieb:
David, der WaschbärHat man genug Hörnchen in seinem Bereich, um ihn zu überreden, stielt er eine Nuss aus dem Lager eines Mitspielers. Außerdem dürfen wir uns eine beliebige Nuss aus der Auslage nehmen. Aber David ist ein Waschbär mit Diebesehre - er stielt nie zweimal hintereinander bei denselben Hörnchen. Der bestohlene Spieler bekommt eine David-Figur, die er vor sich stellt, er darf nicht mehr bestohlen werden, solange sie dort steht.
Ist der Nussstapel leer, endet das Spiel. Jeweils vier noch im Wald verbliebene Hörnchen dürfen sich noch eine beliebige Nuss aus der Auslage nehmen. Dann zählen alle die Punkte für ihre fertigen Lager und je einen für jede übriggeblieben Nuss in den unfertigen Lagern zusammen und wir haben ein Siegerhörnchen.

EichhörnchenDie faire Waschbär-Diebstahl-Regelung, das Trostnusssammeln am Spielende, die schön modellierten Eichhörnchen - all das macht Auf die Nüsse zu einem prima Familienspiel. Zwei Pädagoginnen, mit denen ich es spielte äußerten außerdem unabhängig voneinander ihre Begeisterung für das vorhandene Lehr- und Übungspotential im Bereich der Zahlenzusammensetzung. Dies ist zudem spielerisch und thematisch prima eingebettet, so dass man auch als Erwachsener stets mit Spaß um die Nüsse zockt. Das Fiebern und Ringen darum, ob man jetzt noch den Versuch wagt, ein weiteres Hörnchen einzuwürfeln macht den großen Reiz des Spieles aus. Hier ist sogar der Zug eines Mitspielers unterhaltsam, der sich stets zahlreiche Kommentare wie "Einer geht noch!" anhören darf. Löblich in diesem Zusammenhang ist zudem, dass man für den Erfolg tatsächlich auch mal Risiken eingehen muss - geht man immer auf Nummer sicher und beendet die Runde bei zwei, drei eingesetzten Eichhörnchen, wird man den Sieg nicht erringen. Hier setzt das Spiel eine gesunde Portion Frustrationstoleranz bei den kleinen und großen Mitspielern voraus, da immer die Gefahr besteht, eine Runde erfolglos abbrechen zu müssen, weil alle mit meinem Würfelwurf machbaren Zahlen schon besetzt sind. Dies kann im Extremfall schon beim zweiten Eichhörnchen passieren, wenn die beiden hellen Würfel eine identische Zahl zeigen, welche mit der des grünen Würfels kombiniert genau die Zahl ergibt, auf der mein eines Hörnchen steht - kommt dies häufig vor, sind deutlich auseinanderliegende Endstände die Folge. Für meinen Geschmack ist dies zu oft der Fall. Aber da schon beim nächsten Spiel wieder alles anders sein kann werden die Hörnchen immer wieder gern zum Nüssesammeln in den Wald gejagt. (fd)

Steckbrief
Auf die Nüsse!
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Michael Feldkötter Amigo 2 - 4 Spieler ab 8 Jahre ca. 30 Minuten Loïc Billiau