QinQin

China ist für uns weitgehend immer noch ein unbekanntes Land. Wenn es dann um Bilder von China geht, haben wir oft das traditionelle oder alte China im Kopf und weniger das moderne China mit seinen Großstädten. Genau dieses antike Bild von China vermittelt Qin, schon auf dem Cover sehen wir Gebäude und Personen des traditionellen Chinas. Dieses Bild setzt sich beim Material fort; so sind die Spielsteine der Spiele Pagoden.

starke schwarze Provinz, die an zwei Dörfer grenztDas China, das wir auf dem Spielplan sehen, ist in quadratische Felder unterteilt. Drei farbige Felder sind schon Provinzen zugeteilt, der Rest ist entweder unbebaut oder zeigt Dörfer. Nun bauen wir als Spieler die Provinzen aus und übernehmen dort die Herrschaft.
Damit wir die Provinzen ausbauen können, besitzen wir Plättchen. Sie zeigen zwei Felder in den drei Farben der Provinzen. Das können zwei gleichfarbige Felder sein, sie können aber auch zwei unterschiedliche Farben aufweisen. In einem Spielzug legt ein Spieler eines seiner Plättchen auf zwei noch freie Felder und zieht ein Plättchen nach.

Situaton auf dem Vorderseiten-SpielplanBevor ich auf die Konsequenzen der Auslage eingehe, schiebe ich das Spielziel ein. Jeder Spieler besitzt Pagoden, mit denen der Besitz einer Provinz oder eines Dorfes angezeigt wird. Gelingt es einem Spieler, alle seine Pagoden - die Anzahl ist von der Spielerzahl abhängig - auf den Spielplan zu bringen, gewinnt er sofort. Das Spiel endet auch, wenn kein Plättchen mehr gelegt werden kann. Dieses alternative Spielende, bei dem der Spieler mit den meisten Pagoden auf dem Spielplan gewinnt, habe ich jedoch nie erlebt.
Ein einzelnes Feld wird nicht beherrscht. Sobald zwei Felder der gleichen Farbe aneinandergrenzen, bilden sie eine Provinz. Der verursachende Spieler markiert eine solche Provinz mit einer Pagode. Eine Provinz wird zur Großprovinz, wenn das Gebiet mindestens fünf Felder umfasst. Dann setzt der beherrschende Spieler eine zweite Pagode in die Provinz.

Provinzen gleicher Farbe können vereint werden. Dazu muss ein Spieler am meisten Felder in die dann entstehende Großprovinz einbringen. Dieser Spieler beherrscht dann auch die Großprovinz, während alle anderen Spieler ihre Provinz verlieren und ihre dort befindlichen Pagoden zurücknehmen müssen.
Dörfer sind eine zusätzliche Möglichkeiten, Pagoden zu platzieren. Ein Dorf wird immer von demjenigen Spieler beherrscht, der in den angrenzenden Provinzen die meisten Pagoden aufgestellt hat. Ein Spieler, der die erste Provinz neben dem Dorf besitzt, erhält das Dorf als Zugabe. Möchte ein anderer Spieler das Dorf beherrschen, so muss er mehr Pagoden in den Provinzen um das Dorf herum platzieren.

schwarze DoppelpagodeIm Kern ist Qin eine einfaches Legespiel, bei dem es einerseits um Mehrheiten geht und andererseits um zielgerichtetes Platzieren der Pagoden. Der Einstieg in dieses Taktikspiel ist aufgrund der simplen Regeln einfach. Während der ersten Spiele werden kräftig Dörfer übernommen und Provinzen vereint. Oftmals besteht die Ursache darin, dass der Leidtragende die Situation übersehen hat. Je häufiger Qin gespielt wird, desto seltener kommt es zu Übernahmen. Sowohl Dörfer als auch Provinzen sind gut zu verteidigen und es bedarf schon der Angriffe mehrerer Spieler um einen Spieler in Verlegenheit zu bringen. Ab dann wirkt das Spiel statisch, denn von Beginn an geht es überwiegend um den Besitz der Dörfer. Hierbei haben Spieler, die häufig einfarbige Plättchen bekommen, einen klaren Vorteil. Sie können damit, ohne ein Feld der richtigen Farbe auf dem Spielplan zu benötigen, eine Provinz gründen. Damit ist auch die Ablagestrategie schnell erkannt: Doppelfarbige Plättchen legen, wenn immer es profitabel geht und die einfarbigen Plättchen für die Situationen schonen, in denen sie gebraucht werden.
Sobald diese Kenntnisse über Qin vorhanden sind, sinkt der Wiederspielreiz stark. Daran ändert auch eine zweite Landschaft auf der Rückseite des Spielplans nichts. Dort gibt es mehr Dörfer und Seen sind Felder, auf denen keine Plättchen gelegt werden dürfen. Das beschleunigt das Spiel, das ohnehin eine kurze Spieldauer aufweist, noch mehr. Ein anderer Spielablauf stellt sich aber auch bei dieser Landschaft nicht ein.

Plättchen mit zwei roten FeldernSo liegt mit Qin ein gut ausgestattetes Spiel und einwandfrei funktionierendes Spiel vor, das in den ersten Partien überzeugen konnte, dann jedoch schnell an Spielreiz verlor. Auch kurze Regeln, ein schneller Spielablauf und eine schöne Gestaltung können an der Durchschnittlichkeit nichts ändern. Das ist bei den vielen Neuveröffentlichungen, die es aktuell gibt, einfach zu wenig um zu bestehen. (wd)

Steckbrief
Qin
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Reiner Knizia eggertspiele 2 - 4 Spieler ab 8 Jahre 20 - 30 Minuten Dennis Lohausen