KATARENGAKATARENGA

Vor mir liegt KATARENGA aus dem Huch!-Verlag. KATARENGA, ein Titel, der neugierig macht, der mich an Afrika denken lässt, oder wegen seiner verschnörkelten Schreibweise an Vorderasien, auf jeden Fall an etwas Exotisches. Und dann noch als Autor der englische Altmeister David Parlett, der uns so wundervolle Spiele wie Hase & Igel (das erste 'Spiel des Jahres'), Asterix-Das Kartenspiel, oder Römisch Pokern geschenkt hat. Die Erwartungen sind also etwas angehoben. Aber auf der Schachtel sind auch zwei Figuren, schwarz und weiß abgebildet, Bauern eines normalen Schachspiels ähnlich. Sollte es etwa in diese Richtung gehen?

Und tatsächlich. In der Schachtel befindet sich ein ein 8x8 Felder großer Spielplan, der aus vier 4x4 groben Vierteln zusammengesetzt und in einen Rahmenplan gegen Verrutschen gelegt wird. Jedes dieser Viertel ist mit je vier Feldern in vier Farben bedruckt und das sogar beidseitig (!), so dass sich zusammen mit den Drehungen und verschiedenen Positionen unzählige Varianten ergeben. Ich habe mir die Mühe gespart die Anzahl auszurechnen und auch die Spielregel schweigt sich dazu aus. Und dann sind da noch die die 16 Schachbauernspielfiguren, die zu Beginn auf den beiden Grundlinien aufgebaut werden.

Spielziel ist es, entweder mit zwei Figuren die gegnerische Grundlinie zu überschreiten, oder so viele Figuren des Gegners zu schlagen, so dass er das erstgenannte Ziel nicht erreichen kann. Aber wie ziehen nun die 'Bauern'? Die Farbe des Feldes, auf dem sie stehen, bestimmt die Art der Zugmöglichkeit:

  • Rot: Wie ein Turm im Schach, gradlinig
  • Gelb: Wie ein Läufer im Schach, diagonal
  • Grün: Wie ein Pferd im Schach, zwei vor eines zur Seite
  • Blau: Wie ein König im Schach, ein Feld in jede Richtung

Die Farben sind lobenswerterweise mit einem entsprechenden Muster versehen, so dass auch Personen mit einer Farbfehlsichtigkeit keine Probleme haben sollten.

Da ist sie also wieder die Affinität zu Schach. Einen Unterschied gibt es allerdings. Die 'langen' Figuren, Turm und Läufer, dürfen maximal nur bis zum nächsten Feld der gleichen Farbe ziehen, und auf der gegnerischen Grundlinie muss angehalten werden. Damit besteht noch die Chance diese Figur zu schlagen, was natürlich wie von Schach gewohnt, passiert.

Halt, KATARENGA ist also nichts Exotisches, sondern nur Schach? Na ja, nicht ganz, eher eine Schachvariante, bei der man in der Lage sein muss, um die Ecke zu denken. Bewegt man ein Pferd, muss einem klar sein, dass der Folgezug nicht der eines Pferdes sein wird, sondern z.B. eines Läufers. Oder dass der König, ein Feld weitergezogen, nun wie ein Turm agiert. Dieser Spagat ist mir in den ersten Partien nicht immer gelungen. Auch dass eine lange Figur nicht beliebig weit ziehen kann, und somit z.B. als (Turm)Wächter auf der Grundlinie nicht alle Felder erreichen kann, muss erst verinnerlicht werden. Aber genau diese Schwachstellen in der gegnerischen Stellung gilt es aufzuspüren bzw. darauf hinzuarbeiten, dass sie entstehen. Eine Partie endet in der Regel nämlich nicht durch ausreichendes Schlagen gegnerischer Figuren, sondern durch das Herausziehen zweier Figuren.

Berührt – geführt, auch dieser Spruch gilt bei KATARENGA. Und der Hinweis, dass man es mit einer Schachuhr spielen soll, um so wegen der begrenzten Spielzeit eine ganz eigene Dynamik zu haben. Ein Schachspieler wird zwar in KATARENGA (der Autor selbst bezeichnet es als 'chess flavoured board game') eine mal auszuprobierende Schachvariante sehen, bei der die Glückskomponente ebenso keine Rolle spielt, aber sich dann doch wieder dem regulären Schach zuwenden. Ein Gelegenheitsspieler wird aufgrund der doch hohen Komplexität, um nicht zu sagen Unübersichtlichkeit, und der fehlenden Glückskomponente mit KATARENGA nicht warm werden. Und die Klientel dazwischen wird andere Spiele, die nicht so trocken daher kommen, die mehr Interaktion und Abwechslung bieten, vorziehen. Das scheint auch der Verlag erkannt zu haben, denn auf seiner Homepage stellt er noch die Regeln für fünf weitere Spiele zur Verfügung, die mit dem Material und den Grundregeln umgesetzt sind. In meinem Spiel der ersten Auflage findet sich darauf noch kein Hinweis.

Steckbrief
KATARENGA
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
David Parlett Huch! 2 Spieler ab 8 Jahre ca. 15 Minuten Sabine Kondirolli