Schwarzer FreitagSchwarzer Freitag

Friedemann FrieseMeine letzte Rezension behandelte ein Wirtschaftsspiel von Friedemann Friese. Die jetzige Rezension geht über ein ... Wirtschaftsspiel von Friedemann Friese. Während das erstere, Fürstenfeld in Friedemanns eigenem Verlag. 2F-Spiele, erschienen ist und es sich um ein Aufbauspiel handelt, ist Schwarzer Freitag im Kosmos Verlag herausgekommen und simuliert, wie auch der Name schon vermuten lässt, das Geschehen an der Börse. Die bis zu fünf Börsenmakler investieren in Aktien, verkaufen sie möglichst hohen Gewinn bringend, setzen das gewonnene Kapital in den 'festen' Wert Silber und versuchen davon die größte Menge zu besitzen.

Tabelle für KursveränderungenBevor ich auf das Spiel eingehe, möchte ich darstellen, wie sich bei Schwarzer Freitag die Kurse ändern. Ich hoffe, dass dadurch meine Anmerkungen im weiteren Verlauf verständlicher werden. Jedes Mal, wenn auf einer Kaufleiste (Aktien oder Silber) fünf Marker liegen, d.h. fünf Kaufaktionen getätigt wurden, bzw. fünf Mal Aktien verkauft wurden, werden entsprechend der Stufe, in der sich das Spiel befindet, Marker aus dem Beutel gezogen, anfangs fünf, später bis zu zwölf. Je nach gezogener Anzahl Marker pro Aktienfarbe wird dann der Kurs angepasst. Ab zwei gezogenen schwarzen Markern wird jedoch vorher die Anzahl der Marker einer Farbe um diesen Wert reduziert. Die Veränderungen sollten aus der abgebildeten Tabelle ersichtlich sein.

AktenkofferWas bedeutet das nun? Zunächst einmal ganz simpel, die Kursschwankungen sind relativ zufällig. Angenommen es befinden sich acht gelbe Marker im Beutel. Drei davon werden gezogen, dazu kein schwarzer. Folglich steigt der Kurs zwei Schritte nach oben. Die selbe Situation. Jetzt aber werden zwei schwarze Marker gezogen und kein gelber. Der Kurs sinkt einen Schritt schräg. Im Mittelspiel kann das bedeuten, dass sich der Kurs von z.B. 39 auf 67 im ersten Fall, bzw. 24 im zweiten ändert. Und nicht, dass ich hier etwas konstruiere. Das ist in der Praxis immer wieder passiert, was man mit den unterschiedlichen Aktien leicht nachverfolgen kann.

StufenplättchenOk, jetzt könnte man also ansetzen mit den Wahrscheinlichkeiten zu arbeiten, sie gegebenenfalls zu den eigenen Gunsten zu beeinflussen und dann angemessen zu handeln. Aber dummerweise weiß man nicht (genau), welche Marker sich im Beutel befinden. In einer Viererpartie sind es zu Beginn insgesamt 70 bei fünf Aktienfarben, also 14 von einer jeden. Dann zieht aber zunächst jeder fünf Marker als seine Startverteilung und 20 weitere kommen in den Aktienmarkt, aus dem sie gekauft werden können. Also bleiben 30 im Beutel, über den Daumen sechs pro Farbe. Wenn nun fünf gelbe Marker im Markt liegen, sagt uns das was? Ja und nein. Die fünf sind definitiv nicht im Beutel. Aber ob es nun z.B. noch acht sind, weil nur einer beim Ziehen der Startverteilungen dabei war, oder genau umgekehrt nur zwei, was die Chancen für Kurssteigerungen eher vermindert, ist nicht klar.

GeldscheinAuch das Kaufverhalten der Konkurrenten bringt wenig Hinweise. Meine beiden Vorgänger kaufen jeweils rote Aktien, weil sie keine solche haben (und daher auf viele im Beutel hoffen). Aber sie wissen ja nicht, dass ich zu Beginn bereits vier Stück gezogen haben. Was also sollte ich dann kaufen? Und was die Anzahl im Beutel bedeutet, dazu siehe oben.

VerkaufDie fünf Marker der die Kursänderung auslösenden Leiste werden anschließend in den Beutel gelegt. Daher findet sich in der Regel folgender Hinweis. 'Grundsätzlich kann man sagen: Alle Marker, die auf eine Leiste gestellt werden, wirken positiv. Diese Marker lassen die Kurse später steigen. Also wirkt sich jeder Kauf einer Aktie indirekt und zeitverzögert positiv auf den Wert der Aktiensorte aus.' Das ist zwar richtig, aber mit indirekt (weil zufällig, siehe oben) und zeitverzögert (ja, wann denn) ist keine vernünftige Planung möglich.

SubventionsplättchenAnfangs steigen in der Regel die Kurse. Immer wenn ein bestimmtes Kursniveau erreicht wird, kommt ein schwarzer Marker in den Beutel dazu. Wenn das Geld, das hier nicht über zurück zahlbare Kredite, sondern über nur mit Zinsen behafteten Subventionen, allerdings in begrenzter Anzahl, zur Verfügung gestellt wird, zu Neige geht, kommen auch durch den Verkauf von Aktien schwarze Marker hinzu. Irgendwann also kippt der Markt, zumindest vorübergehend (siehe oben). Da die gezogenen schwarzen Marker auch den Kaufpreis des Silbers neben dessen Nachfrage (zumindest das ist realistisch) in die Höhe treiben, kommt zudem noch eine Timingkomponente ins Spiel. Wann fange ich an, meine Aktien in Silber umzusetzen. Relativ früh, um die günstigen Silberpreise zu nutzen, aber später kein Kapital mehr zu haben, oder doch eher abwartend und auf bessere Kurse hoffend bei dann aber höherem Preis.

und noch mal AktenkofferSchwarzer Freitag war in allen meinen Testspielen von mehr oder weniger gravierenden Zufälligkeiten geprägt. Gerade bei einem solchen Typ von Spiel erwartet man etwas anderes, will gezielter planen (können) und so das beste Ergebnis erzielen. Ist es da verwunderlich, dass kaum jemand eine zweite Partie spielen wollte, auch wenn er in der ersten Partie durch Glück gut abschneiden konnte? Das Spiel beinhaltet zwar ein paar nette Ideen, von den Subventionen sprach ich schon, auch die Veränderungstabelle hat ihren Charme, die Kursverteilung ist pfiffig. Die Aktienmarker als kleine Aktenkoffer sind auch ganz niedlich. Aber all das kann nicht darüber hinweg trösten, dass Schwarzer Freitag eher auf der Bärenseite der Beurteilung anzusetzen ist. Ich glaube inzwischen zu verstehen, warum Friedemann Schwarzer Freitag nicht im Eigenverlag heraus gebracht, sondern fremd vergeben hat. Und das liegt nicht nur daran, dass schwarz nicht mit dem Buchstaben 'F' anfängt. (mw)

Steckbrief
Schwarzer Freitag
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Friedemann Friese Kosmos 2 - 5 Spieler ab 12 Jahre ca. 55 Minuten Christian Fiore