FürstenfeldFürstenfeld

Wenn Friedemann Friese in seinem eigenen Verlag, 2F-Spiele, mal wieder eines seiner, zugegeben manchmal skurril anmutenden Spiele herausbringt, kann man sich einer Sache ganz gewiss sein. Der Spieltitel fängt mit einem 'F' an. Und fast ebenso sicher kann man sich sein, dass die Neuerscheinung thematisch einen Wirtschaft bezogenen Rahmen hat. Genauso ist es bei dem in Essen erschienenen Fürstenfeld. Zeitlich ist es, in diese Richtung deutet auch der Titel, im späten Mittelalter angesiedelt, mit einem gewaltigen Stilbruch allerdings, auf den ich später noch näher eingehen werde.

Auslage eines SpielersDas Fürstenfeld für jeden Mitspieler, die damit zu Gutsherrn werden, besteht aus sechs Parzellen, von denen drei zu Beginn je einen der im Spiel befindlichen Rohstoffe, Hopfen, Gerste bzw. Quellwasser produzieren können. Ja richtig, das sind die Grundstoffe für Bier. Und so kommen auf den zentralen Ablageplan Brauereien ins Geschäft, genau so viele wie Mitspieler, die die Rohstoffe in unterschiedlicher Zahl und dadurch im weitren Verlauf zu unterschiedlichen Preisen abnehmen. Zu Beginn ist der Preis für alle Rohstoffe bei allen Brauereien einheitlich eine Münze. Weiterhin besitzt jeder der Gutsherrn einen identischen Satz mit 26 Karten, die weitere, eventuell bessere Rohstofffelder, Gebäude mit besonderen Eigenschaften und vor allem die sechs Teile eines Palastensembles zeigen. Genau hierum geht es, diese sechs Palastteile zu bauen, Die Rohstoffproduktion und die Brauereien sind nur Mittel zum Zweck.

BrauereiMit nur zwei Münzen, zu denen in der ersten Runde drei dazu kommen, geht es los. Damit ist der Kauf eines besseren Rohstofffeldes noch nicht finanzierbar. Allenfalls ein billiges Gebäude würde gehen, von denen der Baukran sicherlich am Interessantesten ist. Er verringert die Baukosten einer Karte immer um zwei. Aber einfach so bauen geht nicht. Denn die entsprechende Karte muss sich auch auf der Hand befinden. Da hat man in der Regel nur vier. Am Ende einer Runde darf man nur eine davon behalten, der Rest wandert wieder unter den Kartenstapel, zu Beginn der nächsten zieht man wieder drei neue. Allerdings mit einem Rathaus dürfte man mehr Karten behalten, mit einem Laboratorium mehr ziehen.

Gebäude baut man natürlich zunächst auf den freien Parzellen. Aber schon bald wird das Dilemma sichtbar. Es ist zu wenig Platz da. Und auch der Palast will ja noch gebaut werden. Also müssen irgendwann Gebäude und Rohstofffelder wohl oder übel überbaut werden. Schade. Nur ganz zum Schluss überbauen sollte man seine Bank, denn wenn schon alle Rohstofffelder weg sind, ist sie die einzige Einnahmequelle. Palastteile überbauen auch, sollte man damit also warten? Ja und nein, ein weiteres Dilemma. Früh gebaute Palastteile sind billig, blockieren aber auch früh die Parzelle. Später wäre das nicht mehr so schlimm, dann sind sie aber teurer. Es ist ein bisschen so wie bei Dominion mit den Provinzen. Fängt einer an am Palast zu bauen, sollte man tunlichst nachziehen.

FeldZur Preisentwicklung bei den Rohstoffen habe ich noch nichts gesagt. Jede Brauerei nimmt nur eine gewisse Anzahl an Rohstoffen an. Wird mehr angeliefert, fällt der Preis sofort nach dem Zug des liefernden Gutsherrn, steigen wird er aber erst am Ende der gesamten Runde, wenn weniger als benötigt geliefert wurde. Liefern kann man alle seine Rohstoffe nur an eine Brauerei, so dass man nur auf den insgesamt besten Preis schauen darf. So arbeitet man sich durch seinen Kartenstapel, der durch die überbauten Gebäude immer kleiner wird. Zum Schluss wird es dann in der Regel sehr eng. Das Geld zum Bauen hätte man, aber die Palastkarte fehlt. Wird sie beim nächsten Ziehen dabei sein? Banges Hoffen.

Bisher bin ich auf das Grundspiel eingegangen, es gibt aber auch noch ein Expertenspiel. Bei diesem müssen die Palastteile an ihre vorgegebenen Plätze gebaut werden, was dann etwas mehr an Planung verlangt, und es kommen zwei weitere Karten ins Spiel. Zum einen der Lumpensammler, der es erlaubt, bis zu zwei Karten zu entsorgen. Eine starke Karte, besonders zu Beginn gespielt, macht sie doch den Kartenstapel schnell kleiner und die wichtigen Karten schneller zugreifbar. Zum anderen der Reiseführer. Er bringt ab dem gebauten dritten Palastteil mehr ein als die große Bank. Hier übrigens liegt der eklatante Stilbruch. Zeigen alle Karten ein mittelalterliches Umfeld, die somit auch eine gewisse Atmosphäre erzeugen, ist dem Reiseführer ein pinkfarbener, hochmoderner Reisebus abgebildet. Das muss mir mal jemand vom Verlag erklären.

Kontor Palast Reiseführer mit pinkem Reisebus

Fürstenfeld hat in meinen Runden sehr viel Spaß gemacht. Das Finden der optimalen Gebäudekombinationen, natürlich ein bisschen abhängig vom Kartenglück, hat einen großen Reiz ausgeübt. Es erfordert eine gewisse Planung, ist aber im Grunde nicht komplex. Die Atmosphäre passt, das Spiel dauert nicht so lange, und es ist spannend bis zum Schluss. Vor allem auch, da man die Fortschritte der Konkurrenten jederzeit im Auge hat. Nicht so prickelnd waren Partien zu zweit, da fehlt etwas die Konkurrenz, die auch mal die Preise in einer Brauerei ruiniert und dann zum Umplanen zwingt. Sehr gefallen hat es mir zu viert und fünft. Dabei ist das Grundspiel besser weggekommen als das Expertenspiel. Das liegt wohl vor allem an der sehr starken Karte Lumpensammler und an dem, durch die vorgegebenen Palastbauplätze aufkommenden Gefühl, dass einem das Spiel etwas aus der Hand genommen wird. Dennoch kann ich Fürstenfeld empfehlen, bei mir wird es jedenfalls öfter aus dem Schrank geholt werden. Trotz Reisebus. (mw)

Steckbrief
Fürstenfeld
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Friedemann Friese 2F 2 - 5 Spieler ab 12 Jahre ca. 60 Minuten Fréderic Bertrand, Maura Kalusky