FungiFungi

Die Pilze sind gewachsen. Hallimasch, Pfifferling und viele andere Pilzarten warten darauf, von uns gefunden, gesammelt und gebraten zu werden. Wir stellen die Pfanne bereit und haben einen virtuellen Korb, der Platz für acht Pilze bietet. Zu Beginn ist er schon leicht gefüllt.
Der Weg in den Wald besteht aus acht Teilen und ist voller Pilze. Manchmal finden wir dort auch Gegenstände wie einen Korb, eine Pfanne und sogar Butter und Cidre. All dies gibt es auch tiefer im Wald, doch um dorthin zu gelangen, benötigen wir Wanderstöcke und diese besitzen wir zunächst nicht. Wir sammeln also zunächst ein, was sich am Waldesrand befindet.

Auricularia auricula Coprinus comatus Lentinula edodes Grifola frondosa

Haben wir Pilze mehrfach, sind sie für uns verwertbar. Ab zwei gleichen Pilzen kann ich sie verkaufen und erhalte je nach Qualität einige Wanderstöcke. Von nun an sind auch die dunklen Stellen im Wald zugänglich. Besitzen wir mindestens drei Pilze einer Art, können wir sie in einer Pfanne zu einem schmackhaften Gericht verarbeiten. Große Mengen von Pilzen können verfeinert werden, indem wir Butter oder Cidre hinzugeben.
Das ist die Seite des Pilzsammlers. Hier nun folgt die natürlich Seite der Pilze, also wenn sie nicht gesammelt werden. Dann sind sie Gegenstand der Verwesung. Bei Gegenständen wie den Pfannen nennen wir es verrotten. Dies Wirkung ist hier dieselbe: Pilze und Gegenstände, die das Schicksal des Alters trifft, werden separat gelegt. Noch kann der Pilzsammler sie nehmen und in vollem Umfang genießen bzw. verwenden. Doch nach einiger Zeit sind sie unbrauchbar und gehen aus dem Spiel. Wir spielen ein Jahr, sprich einmal den Kartenstapel durch. Wir gehen nachts auf Pilzsuche und finden die doppelte Menge, nur erkennen wir zunächst die Pilzart nicht. Wir können auch einen Fliegenpilz erwischen und uns den Magen verderben. Zwei Spielrunden wird dann unser Handkartenlimit halbiert. Schließlich helfen uns weitere Körbe, indem sie das Handkartenlimit erhöhen. Ist das Pilzjahr vorüber, gewinnt der Spieler, der mit den schmackhaftesten Pilzgerichten die meisten Siegpunkte erzielte.

Leccinum scabrum bei Nacht Boletus edulis Grifola frondosa Morchella esculenta

Fungi ist ein Sammelspiel. Wir holen uns Karten mit Pilzen, ein bisschen Unterstützung durch Körbe und Pfannen und erzielen durch Auslage von Pilzen Siegpunkte. Bis hierhin ist Fungi ein ganz durchschnittliches Spiel.
Zwei Besonderheiten heben Fungi aus der Masse solcher Spiele hervor. Als erstes ist hier die Grafik zu nennen. Die Pilze sind wunderschön illustriert und werden in ihrer natürlichen Umgebung gezeigt. Ich kenne kaum Spiele, die den Spielern eine so schöne Grafik bieten. Leider hat die Grafik einen Nachteil: Um die Pilze zu unterscheiden, müssen die Illustrationen genau betrachtet werden. Wie in der Realität sehen sich einige Pilze sehr ähnlich. Auch der Hintergrund ändert dies nicht. Da es die meisten Pilze auch als Nachtdarstellung gibt, sind dazu noch Tag- und Nachtgrafiken zu identifizieren. Weil die Texte dazu den lateinischen Namen zeigen, sind auch sie keine Abhilfe. Das mag bei Spielern, denen die lateinischen Bezeichnungen der hiesigen Pilze geläufig sind, anders sein. So bleibt für mich nur, auf die Werte in den Ecken der Karten zu achten. Es gibt keine zwei Pilzarten mit identischen Werten. Hier hätte ich mir einen Farbcode gewünscht, denn bis auf die Sonderfunktion des Fliegenpilzes sind alle Angaben in der gleichen Kombination von schwarzer Schrift und hellblauem Hintergrund gehalten.
Die Reduzierung der Pilzarten auf die Werte für Verkauf und Geschmack widerstrebt mir nicht nur wegen der detailreichen Zeichnungen, sondern auch wegen des zweiten Grundes, der Fungi aus der Masse hervorhebt: Das Thema, denn es ist unverbraucht. Im Gegensatz zu Antike, Mittelalter, Rohstoffen und Gebäudebau kenne ich kein weiteres Spiel, das sich mit dem Thema "Pilze sammeln" auseinandersetzt. Hier wird es auf einprägsame Weise umgesetzt: Ein Wald, in den wir immer tiefer hineingehen können, Körbe, in denen die Pilze gesammelt werden, Pfannen zum Braten, Fliegenpilze als Giftpilze und Nächte, in denen die Pilze, die man sammelt, einer zufälligen Art angehören. Die Umsetzung ist thematisch sehr gelungen.

So ist das Fazit hier gemischt, wenngleich in der Tendenz positiv. Die Grafik ist sehr schön und detailreich. Sie bewirkt aber, dass die Pilzarten auf spieltechnische Werte reduziert werden. Das steht im Widerspruch zu dem originellen und gut umgesetzten Thema. Trotzdem zeigt das Spiel, was man aus einem Spiel, indem es nur um das Sammeln von Karten und deren Auslage geht, machen kann (wd)

Steckbrief
Fungi
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Brent Povis Pegasus 2 Spieler ab 10 Jahre 20 - 40 Minuten Jarek Nocon, Hans Georg Schneider