EdoEdo

In den letzten Jahren verlegte Queen Games viele Spiele, deren Hintergrund in Vorderasien oder in Indien spielte. Nun hält auch hier die Globalisierung Einzug: Edo ist der alte Name für Tokio und so begeben wir uns nach Fernost, allerdings in das 17. Jahrhundert.

Wir führen eines der japanischen Adelshäuser. Es ist in einer der Edo umgebenden Städte ansässig. Wir starten mit ein paar Ryo, der damaligen Währung, etwas Reis und je nach Ausgangslage eventuell auch Holz und Stein. Unsere Aufgabe ist es, den Machtbereich zu vergrößern.
Für die Durchführung unserer Handlungen stehen uns fünf Beamte zur Verfügung. Einer davon wird direkt nach Japan entsendet, wodurch er zu einem Samurai auf dem Spielbrett wird. Um die Handlungen der Beamten zu planen, besitzen wir (zunächst) drei quadratische Tafeln. Jede zeigt vier mögliche Handlungen der Beamten. In einer Planungsphase wählen wir von jeder Tafel eine Handlung aus und stellen die benötigten Beamten dazu.

Planung mit den Handlungstafeln

In der Auswertungsphase führen die Spieler dann abwechselnd eine der Handlungen aus. Einfache Handlungen wie Reis besorgen oder einen neuen Beamten einstellen können ohne Samurai ausgeführt werden. Andere Handlungen wie Holz fällen oder Gebäude bauen benötigen einen Samurai. Dazu darf der Spieler seine Samurais auf dem Spielplan bewegen, muss jedoch jede Bewegung mit Ryo bezahlen.
Bei allen Handlungen, die Rohstoffe durch Samurais beschaffen, gibt es ein interaktives Element. Jede der Handlungen ergibt mehr Rohstoffe, je weniger Samurai anwesend sind. Somit sind fremde Samurais hier ungeliebte Störenfriede.

Beim Bauen gibt es drei Gebäude, die unterschiedlich Rohstoffe und Geld benötigen. Ein Haus kann in jeder Stadt gebaut werden, solange noch ein Platz frei ist (und den gibt es reichlich). Das wertvollere Kontor besitzt jeder Spieler nur einmal. Pro Stadt darf nur ein Kontor gebaut werden. Zuletzt gibt es die Festung. Sie bringt dem Erbauer viele Machtpunkte, ist aber ansonsten neutral und vermehrt den Einfluss auf die Städte nicht.
Den Einfluss auf die Städte ist wichtig, denn am Ende jeder Runde wird er mit Geld belohnt. Außerdem müssen dann die Samurais mit Reis bezahlt werden, oder sie werden wieder zu Beamten. Das Spiel endet in der Runde in der ein Spieler 12 Machtpunkte erreicht hat. Das klingt wenig, doch fließen die Machtpunkt so spärlich, dass hierzu um die acht Runden notwendig sind. Abschließend bringen Samurais und Geld noch weitere Machtpunkte, so dass allein das Erreichen der 12 Machtpunkte noch keine Garantie auf den Sieg darstellt.

Spielplan mit Edo und Umgebung

Was ich hier beschreibe ich ein kurzer Abriss. Die Aktionen sind vielfältiger, so kann der Spieler auch neue Handlungstafel erwerben und für die Rohstoff- und Machtpunktbeschaffung steht ein neutraler Händler zur Verfügung. Für eine Bewertung sind mehr Details nicht nötig, denn entscheidend sind hier die verschiedenen Optionen: Zum einen ist Edo ein Aufbau- und Entwicklungsspiel, denn es birgt die Möglichkeit sich zu entwickeln in sich. Zum anderen ist Edo ein Taktik- und Strategiespiel. Neben einer grundlegenden Strategie, wie ich meine Machtpunkte erzielen will, ist taktisches Geschick gerade beim Erwerb von Rohstoffen notwendig. Hier heißt es auch, die Mitspieler zu beobachten.

Was mir an Edo besonders gefällt, sind die vielen Wege, die zum Sieg führen. Neulinge, und ich schließe mich in meiner ersten Partie ein, haben zunächst eine Tendenz, sich mehr Beamte und vielleicht Handlungstafel zu besorgen, dann möglichst Rohstoffe zu sammeln und viel zu bauen. Erst in weiteren Spielen erkennt man die anderen Möglichkeiten, vor allem die des Händlers. Aber auch die Vorteile mancher zunächst komisch anmutenden Handlungstafel erschließen sich erst mit ein wenig Spielerfahrung.

Standardtafel, Händlertafeln und Zusatztafel

In meinen Spielrunden fand Edo großen Anklang, zwangsläufig natürlich am meisten bei den Spielern, die Strategiespiele bevorzugen. Es überzeugt dabei mit einer für diese Art von Spielen kurzen Spieldauer und mit großer Konstruktivität, denn einmal errichtete Gebäude und einmal erworbene zusätzliche Optionen wie Beamte und Tafeln bleiben für den Rest des Spiels erhalten. Für das Spielgefühl ist die Planungsphase am meisten von Bedeutung. In der Ausführung erfährt dann jeder Spieler, wie erfolgreich seine Planung war. Edo konzentriert sich auf diesen Aspekt, auch weil es während des Spiels kaum Verwaltungsakte gibt. Wer solche Planspiele mag, sollte sich Edo in jedem Fall zulegen. (wd)

Steckbrief
Edo
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Louis Malz, Stefan Malz Queen Games 2 - 4 Spieler ab 12 Jahre ca. 60 Minuten Claus Stephan, Marko Fiedler