Heads of State, die führenden und bestimmenden Köpfe im Staat. Heute sind das die Politiker (oder doch eher die Banker und Wirtschaftsbosse?). Früher waren es die Adligen eines Landes, angefangen beim allmächtigen König mit seiner protzigen Residenz in der Hauptstadt bis zu den kleinen Freiherrn und Grafen mit ihren lokalen Einflussbereichen. Aufbauend auf diesem Hintergrund hat der Australier (!) Peter Hawes sein Erstlingswerk kreiert.
Europa ist in vier große Gebiete unterteilt, Spanien, Britannien, Frankreich und zusammengefasst die deutschen Staaten. Jedes dieser Gebiete ist in einzelne Provinzen aufgeteilt, in denen in der Regel zwei bestimmte Adlige Wohnung nehmen, sprich platziert werden können. Die extra gekennzeichnete Hauptstadt beherbergt nur den König oder vielleicht noch den Kronprinzen dazu.
Jeder der zwei bis fünf Mitspieler hat eine stattliche Anzahl an Plättchen zu den sieben verschiedenen Typen von Adligen, die er gerne Punkte bringend auf den Spielplan platzieren möchte. Jeder Adlige braucht dazu eine bestimmte Zusammenstellung von bis zu acht Attributen (z.B. Gold, Truppen oder einen Palast), die auf zu ziehenden Karten abgebildet sind. Ein Freiherr ist schon mit nur Gold einsetzbar, für einen König braucht man alle acht Attribute. Wenn sie auch von Rang her absolut unterschiedlich sind, eine Gemeinsamkeit haben sie. Bei ihnen kann nicht die Kurtisane, die als Joker fungiert, eingesetzt werden.
Punkte kann man auf verschiedene Arten machen. Zum einen wären da die für das erste Einsetzen eines Adligen in einer Provinz. Dabei ist es vollkommen egal, ob das ein kleiner billiger Freiherr oder ein Prinz ist, für den man sechs Attribute braucht. Dann gibt es Punkte, wenn in jeder Provinz eines Landes ein Adliger einmal, dazu später mehr, Wohnung genommen hat. Allerdings nur für die Mitspieler, die das zuerst bzw. an zweiter Stelle erreicht haben. Des Weiteren für das Einsetzen eines jeden möglichen Typs von Adligen, was natürlich erst zu einem späteren Zeitpunkt im Spiel erreicht werden kann. Hauptsächlich werden nach jeder der drei Runden an den mit dem meisten bzw. zweit meisten Einfluss im Staate ebenfalls Punkte verteilt. Das variiert von 10/2 im großen Frankreich bis zu 6/5 in Deutschland. Ein Adliger alleine in einer Provinz bringt zwei Einflusspunkte. Auch hier ist es wieder völlig egal, um welchen Typ eines Adligen es sich handelt. Wenn allerdings zwei Adlige in einer Provinz sind, zählt der höherwertige zwei, der andere nur einen Punkt. In der Hauptstadt verdoppeln sich diese Werte. Schließlich gibt es am Schluss noch einmal Punkte für die Mehrheit an eingesetzten Adligen eines jeden Typs. Und hier wird dann der Standesunterschied mal so richtig deutlich.
Um bei diesen Punktvergaben, abgesehen von der Schlusswertung, nicht den Überblick zu verlieren, gibt es jeweils hölzerne Punktesteine der entsprechenden Wertung. Das sind nun nicht schön gearbeitete, dem Thema angepasste Anfertigungen, sondern einfache, quadratische, runde oder sechseckige Steine, auf die zudem noch die Punkte aufgeklebt (!) werden müssen. Und überhaupt wo wir schon beim Thema sind. Heads of State sieht irgendwie unfertig aus, so als ob der Prototyp herausgebracht wurde. So sehr es ja ehrenhaft sein mag, die Spielerkollegen bei den Abbildungen der Adligen zu verewigen (der Autor selbst ist als Bischof bei den Attributen dabei), so wenig entspricht das Artwork doch deutschen Verhältnissen und Gepflogenheiten. Auch hat der Autor wohl darauf bestanden, die englischen Bezeichnungen der Adligen auf den Karten und dem Übersichtstableau beizubehalten. Da konnte dann der hiesige Illustrator auch nicht mehr viel machen. Schade, eigentlich ist man eine solche 'Qualität' bei einem deutschen Spiel nicht gewohnt.
Es dürfte klar sein, dass insbesondere in einer Fünferpartie irgendwann alle freien Plätze in den Provinzen belegt sind. Was dann? Manchmal fielen die Günstlinge des Königs in Ungnade und wurden entfernt, um nicht zu sagen hingerichtet, manchmal fegte eine Revolution den König hinweg. Daher gibt es eine zweite Kartenart, die Verräterkarten. Mit Länder spezifischen Karten können Adlige einfach entfernt werden (zwei Karten in der Hauptstadt), gedungene Mörder haben eine 75 prozentige Chance auf Erfolg. Aber einfach mal wild um sich schlagen ist nicht, denn alle gemeuchelten Adligen bis auf einen müssen sofort ersetzt werden. Und wer meuchelt kann sich kaum um neue Attribute kümmern. Allerdings mit einer kleinen Geheimaktion kurz vor dem Rundenende die Mehrheitsverhältnisse zum eigenen Nutzen zu ändern, ist schon beliebt.
Heads of State ist zu Beginn ein Rennspiel um die lukrativsten Adelsplätze, wobei ein gewisses Kartenglück nicht unbedingt hinderlich ist. Es bleibt es auch über weite Strecken noch, wandelt sich aber mehr zu einem Positions- und Mehrheitenspiel, da ja nur noch so die dicken Punkte zu bekommen sind. Auch werden mit zunehmender Zeit Verratsaktionen immer wichtiger. Nur was nützen sie, wenn das eine für den König noch benötigte Attribut einfach nicht erscheinen will. Und das, obwohl doch aus sechs offen liegenden Karten nachgezogen werden darf. Da kann sich dann doch schon mal Frust einstellen. Und wegen des Handkartenlimits von zehn sollte ein Plan B bereit liegen. Bei eggertspiele selbst wird Heads of State als anspruchsvoll eingestuft. Ich würde nicht so weit gehen, denn für 90 Minuten Spielzeit kommt doch etwas zu wenig rüber.
Bei einer Partie zu fünft drängt es sich, während zu zweit am Ende noch leere Plätze vorhanden sein können. Daher sehe ich eine ideale Spieleranzahl im Bereich dazwischen. Insgesamt hat mir Heads of State nicht schlecht gefallen, Mehrheitenspiele sind halt eher mein Fall als andere Gattungen. Aber eines meiner Lieblingsspiele wird es nicht werden. Einen großen Anteil daran hat die Aufmachung. Geschmäcker sind allerdings glücklicherweise verschieden. (mw)
Steckbrief Heads of State |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Peter Hawes | eggertspiele | 2 - 5 Spieler | ab 12 Jahre | 90 - 120 Minuten | Czarnè |