Im Schutze der BurgIm Schutze der Burg

Jedes Jahr ist für mich die Frage, was ich auf der Spiel am Donnerstag als erstes spielen möchte. Dieses Jahr fiel meine Wahl auf im Schatten der Burg, und ich habe es nicht bereut.

Ziel des Spieles ist es, eine Burg neu entstehen zu lassen. Der Burgplan existiert schon, die geplanten Bauten sind auf dem Spielplan schon eingezeichnet. Sie werden vor dem Spiel mit Bauwerksvorlagen abgedeckt, auf denen man die zukünftige Funktion (der großen Bauten) erkennen kann. Für das Erbauen der Burgteile erhält man Geld oder Siegpunkte. Die Funktionen der großen Gebäude bestehen darin, Plätze für Gehilfen der Spieler anzubieten. Das Einsetzen der Gehilfen kostet Geld, sie bringen dann am Ende des Spieles Punkte, die von bestimmten Bedingungen abhängig sind.

Doch jetzt erst mal zum Spielablauf.Das Spiel läuft über zwölf bei zwei und vier Spielern bzw. über fünfzehn Runden bei 3 Spielern. Auf einem Rundenzähler liegen auf einer Leiste entsprechend viele Einermünzen. Der jeweilige Startspieler kommt diese Münze zu Beginn der Runde. Zuerst spielt man eine seiner Personenkarten verdeckt aus. Dieser Mechanismus ist aus Verräter oder Ohne Furcht und Adel schon lange bekannt. Dann werden die Personenkarten aufgedeckt, und in einer fest vorgegebenen Reihenfolge abgearbeitet.

  • >ArbeiterEin Arbeiter erhält drei vorgegebene Rohstoffe und bleibt offen liegen
  • Ein Bote bringt acht Taler.
  • Spielt man den Händler, darf man einen Gehilfen zu einem der Händler vor dem Tor stellen. Diese liefern die Rohstoffe, die für den Burgbau benötigt werden. Je nach Rohstoff erhält man zwei (Silber, Stein, Ziegel) drei (Holz) oder vier Einheiten (Sand), von denen man eine als Steuer an dem Burgfried ablegen muss. Jeder Händler nimmt nur einen Gehilfen an. Silber kann man erst bekommen, wenn alle anderen Plätze besetzt sind. Sind alle Plätze besetzt, kann man dann auch andere Spieler verdrängen.
    Erst wenn alle Händlergehilfen eingesetzt wurden kommt es zu einer Lieferung. Diese erhalten alle Gehilfen, auch diejenigen, die noch aus einer früheren Runde dort stehen.
  • Der Maurer nimmt sich vom Wehrturm alle Rohstoffe einer Art, die dort liegen (zu Beginn des Spieles liegt dort jeweils einer). Dann darf er ein oder zwei Gebäude bauen. Er muss mindestens drei verschiedene Rohstoffe verwenden, die 1, 2, 4 oder 5 Wertigkeit haben. Dabei müssen die Kosten des Gebäudes exakt eingesetzt werden. Er erhält so viel Geld wie er Rohstoffe eingesetzt hat, Sand oder Stein, jedes bringt einen Taler. Danach darf er bis zu zwei Gehilfen auf freie Gehilfenplätze in der Burg setzen.
  • Der Steinmetz darf jedem in der Runde gespielten Arbeiter einen Rohstoff für einen Taler abkaufen. Dann baut er nach den gleichen Regeln wie der Maurer, erhält aber die auf dem Gebäude vorgegebenen Siegpunkte. Auch er darf bis zu zwei Gehilfen in die Burg schicken.
  • Danach dürfen die Arbeiter die Rohstoffe, die ihnen nach der Steinmetzaktion übrig geblieben sind, verbauen. Sie erhalten aber nur die Hälfte der Siegpunkte. Dann werden sie abgelegt.
  • Schließlich erlaubt der Baumeister, alle ausgespielten Karten wieder auf die Hand zu nehmen. Außerdem bekommt der Baumeister für jedes Gebäude, das in der Runde gebaut wird, fünf Punkte.

Die Funktionen der Gehilfenplätze sind vielfältig. Sie geben Siegpunkte für Geld/Rohstoffe am Ende des Spieles, für eingesetzte Gehilfen, oder auch freie Gehilfenplätze und vieles mehr.

Spielsituation Die Beschreibung zeigt schon, dass hier vieles eng verzahnt ist. Bei dem ersten Spiel sitzt man erst einmal vor einer großen Informationsflut. Welche der vielen Möglichkeiten soll man nutzen, was tut man erst später?
Auch die Wechselwirkungen der Karten müssen bedacht werden. Spiele ich einen Arbeiter, sollte möglichst kein Steinmetzt eingesetzt werden. Spiele ich einen Baumeister, hoffe ich auf den Bau von vielen Gebäuden, spiele ich einen Maurer, habe ich oft die Rohstoffe am Wehrturm vor Augen, die ich mit einsetzen will. Da kann es zu bösen Überraschungen kommen, wenn vor mir auch jemand den Maurer spielt, und der viele Sand schon weg ist, wenn ich an der Reihe bin. Da ist genaues Timing angesagt.

Man bemüht sich oft, die Gehilfenplätze eines Gebäudes direkt nach dem Bau zu belegen. Da muss man dann genau rechnen, wie man die Rohstoffe kombiniert, um ggf. genug Geld für den Gehilfeneinsatz zu erhalten.
In diesem Spiel werden viele altbekannte Mechanismen zu einem neuen fein verzahnten Gebilde verknüpft. Leider ist durch diese feine Verzahnung das Spiel nicht einfach intuitiv zu spielen. Man muss viele Wechselwirkungen berücksichtigen, was eine recht hohe Einstiegshürde erzeugt.

Ich war erstaunt, wie unterschiedlich sich das Spiel zu zweit oder viert spielt. Einige Gesellenplätze werden viel wertvoller, andere wertloser. Es ist in allen Besetzungen anspruchsvoll, doch immer anders zu spielen. Immer muss man die Aktionen der Mitspieler beobachten, abschätzen was sie wohl spielen werden, oder schon gemacht haben. Ein Gehilfe, der für gebaute Türme Punkte einbringt, hält oft die anderen vom Bau weiterer Türme ab. Genauso habe ich oft genug erlebt, dass ein Maurer die Rohstoffe nahm, aber aufs Bauen verzichtete, weil gleichzeitig ein Baumeister gespielt wurde.

Eine Besonderheit hat "Im Schutze der Burg"; es kommt mit zwei Spielplänen: einer Sommer- und einer Winterseite. Optisch sind beide sehr ähnlich, nur ist die Sommerseite in sonnengelb gehalten, während die verschneite Winterseite einen Blaugraustich hat.
Sommer- und WinterturmDie Regeln, Gebäude und Funktionen bleiben gleich, nur sind an sechs Feldern des Rundenzählers Markierungen für Winterkarten angebracht. Zu Beginn der entsprechenden Runde wird die oberste Karte aufgedeckt und die Anweisung ausgeführt. Da kann sein, dass jeder Spieler eine Personenkarte aus dem Spiel nehmen muss. Von dieser Abgabe kann man sich freikaufen. Oder es werden Karten mit positiven Eigenschaften ausgelegt, wie zum Beispiel der Kornspeicher, der drei Gehilfenplätze zeigt. Diese Gehilfen werden wertloser, je mehr Plätze besetzt sind. Die Winterkarten bringen mehr Unabwägbarkeit ins Spiel. Nur zu dritt werden alle sechs ausgeführt im Spiel zu zweit oder viert kommen nur vier davon ins Spiel. Diese Erweiterung ist nice to have, aber kein Muss.

Das Spiel hat nicht viele neue Mechanismen. Rollenwahl, Rohstoffbeschaffung, Bauen aus Rohstoffen, alles kennt man schon aus vielen erfolgreichen Spielen. Doch die neue Mischung bringt auch ein ganz neues Spielgefühl. Die verschiedenen Möglichkeiten auszuloten und die Interaktion durch die Gehilfen zu beobachten macht "Im Schutze der Burg" für mich sehr reizvoll. (bd)

Steckbrief
Im Schutze der Burg
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Inka Brand, Markus Brand eggertspiele 2 - 4 Spieler ab 10 Jahre 45 - 60 Minuten Michael Menzel