Taluva

Als ich den Namen zum ersten Mal hörte, habe ich ihn sofort verdreht. Ich machte daraus Tuvalu, den Namen eines kleinen unabhängigen Staates in der Südsee. Doch soweit weg von der Südsee liegt auch Taluva nicht, denn der Mensch auf dem Titelbild könnte ein Polynesier sein und aktive Vulkane gibt es in der Region auch. Nun ist der Hintergrund bei diesem Spiel auch mehr für die Optik denn für das Spielgeschehen von Bedeutung.

Beginnen wir dennoch bei der Hintergrundgeschichte, die uns schnell und kurz in das Spiel einführt. Jeder Spieler besitzt 20 Hütten, 3 Tempel und 2 Türme. Diese gilt es auf der entstehenden Insel zu platzieren. Die Hütten sind jedoch stark durch die Vulkane gefährdet und können von der Lava verschüttet werden.
Zu Beginn des Spiels ist die Spielfläche leer. Sie symbolisiert das Wasser, aus dem sich nach und nach die Insel erheben wird. Dazu gibt es 48 Landschaftsplättchen, die jeweils aus drei Sechsecken bestehen. Eines dieser Sechsecke zeigt einen Vulkan, die beiden anderen Ebene, Gebirge, See, Wald oder Steppe in beliebigen Kombinationen.

Landschaftsplättchen Eine Spielzug eines Spieler besteht aus zwei Teilen: Er legt zunächst ein Landschaftsplättchen aus und anschließend baut er eines seiner Gebäude.
Das Landschaftsplättchen erhält er vom verdeckten Stapel. Er kann es direkt auf die Spielfläche legen, wobei es an die schon bestehende Landschaft anschließen muss. Dabei vergrößert sich die Grundfläche der Insel. Er kann das Teil aber auch dazu nutzen, in die Höhe zu bauen. In diesem Fall überbaut er drei bereits gelegte Felder. Die Entstehung von Gebirgen ist dabei einigen Einschränkungen unterworfen, so muss der Vulkan auf einen Vulkan gelegt werden und das Landschaftsplättchen darf nicht flächengleich mit dem darunter liegenden Landschaftsplättchen gelegt werden. Nun stehen oft schon Gebäude auf den Feldern. Hütten dürfen überbaut werden und kommen aus dem Spiel, Tempel und Türme hingegen verbieten das Überbauen des Spielfeldes, auf dem sie stehen. Damit nun nicht ein Spieler eine Hütte baut und sie gleich wieder überbaut wird, gibt es eine letzte Regel: Eine Siedlung, also eine Gruppe nebeneinander stehender Gebäude eines Spieler, darf nicht komplett überbaut werden. Eine einzelne Hütte ist somit geschützt.

Nachdem die neue Fläche gebaut wurde, muss der Spieler ein Gebäude bauen. Dies darf nie auf Vulkanfelder geschehen. Eine Hütte kann immer auf ein Spielfeld in der untersten Ebene gesetzt werden. Ein Tempel darf dann gesetzt werden, wenn die Siedlung mindestens drei Gebäude umfasst und noch keinen Tempel enthält. Der Turm hingegen darf erst auf der dritte Ebene gebaut werden und ebenfalls nur in eine Siedlung, die noch keinen Turm enthält. Anstelle eines einzelnen Gebäudes darf man eine Siedlung auch um mehrere Hütten erweitern. Dazu wählt man einen Landschaftstyp aus und besetzt alle an eine eigene Siedlung grenzenden Felder dieses Typs mit Hütten. Die Höhe, in der die Hütten gebaut werden, bestimmt gleichzeitig auch die Anzahl.

Das Spiel kann auf zwei Arten enden. Schafft es ein Spieler während des Spiels, zwei Gebäudearten komplett zu verbauen, gewinnt er sofort. Damit nun nicht jeder Spieler versucht, seine Gebäude nur schnellstmöglich auf den Spielplan zu stellen, gibt es die "Gegenregel": Wer in seinem Zug nicht bauen kann, scheidet aus. Sind alle Landschaftsplättchen verbaut, endet das Spiel auch. Dann hat der Spieler gewonnen, der mehr Tempel gebaut hat. Bei Gleichstand folgen die Anzahl der Türme und dann die Anzahl der Hütten, wobei hier auch die überbauten Hütten mitzählen.

Spielsituation Mit einfachen Regeln bietet Taluva viele Möglichkeiten. Vieles hängt von der Topologie ab und die Spieler stehen immer wieder vor der Entscheidung, ob sie lieber in die Höhe oder in die Breite bauen wollen. Dazu gehe ich ein wenig auf die Taktik ein: Hütten kann ich immer einsetzen, teilweise sogar sehr viele in einem Spielzug. Habe ich aber meine Hütten verbaut ohne eine der beiden anderen Arten auch verbaut zu haben, so droht mir das vorzeitige Aus. Ich versuche daher, erst eine andere Sorte komplett zu verbauen. Mit nur zwei Türmen geht dies besonders schnell, vor allem werde ich, da ich dabei in die Höhe baue, auch einige Hütten verbauen müssen. Da der Platz in der Höhe begrenzt ist, kann das Vorhaben Türme zu bauen, leicht durchkreuzt werden. Tempel zu verbauen geht sicherer, vor allem in der untersten Ebene, doch es ist langsamer. Die Strategie hängt auch von der Spielerzahl ab. Bei zwei Spielern habe ich so viele Spielzüge, dass ein vorzeitiges Spielende normal ist. Bei drei Spielern ist dies ungewiss, bei vier Spielern tritt dies fast nur ein, wenn die Mitspieler nicht aufpassen.

Das Spiel wird in unseren Spielgruppen sehr unterschiedlich bewertet. Das geht von "das beste Spiel von der Spiel '06" zu "durchschnittlich". Ich tendiere eher zum Letzteren. Das liegt zum einen daran, dass mir das Spiel zu grüblerisch ist, ich mich aber gleichzeitig über Spielfehler ärger und es so nicht aus dem Bauch heraus spielen kann. Auch gefiel es mir nicht, dass ich im Spielverlauf oft genug zu Zügen gezwungen werde, nur um den Sieg eines Mitspielers zu vereiteln. Das ist mir nicht nur zu destruktiv, in Spielrunden, in denen ein Spieler nicht aufpasst, führt eine solche Situation unweigerlich zum Sieg.
Ich möchte meiner eher skeptischen Beurteilung auch die Meinung der Befürworter hinzufügen. Sie loben die Vielfalt der Möglichkeiten, die einfach auszuführenden Spielzüge und das ungewöhnliche Siegkriterium. Abgerundet, und hier teile ich die Meinung, wird das Ganze durch sehr funktionelles Material und schöner Optik. (wd)

Steckbrief
Taluva
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Marcel-André Casasola Merkle Hans im Glück 2 - 4 Spieler ab 10 Jahre ca. 45 Minuten Manuel Casasola Merkle