Die Baumeister von Arkadia

Rüdiger Dorn hat uns in den zurückliegenden Jahren mit einigen wunderbaren Spielen beglückt. Denken wir an Goa oder Louis XIV, um nur zwei zu nennen. Aber es ist ihm niemals gelungen, ein Spiel des Jahres zu kreieren, weil halt seine Spiele so schön komplex sind. Aber es ist nach eigener Aussage ein großer Wunsch von ihm, diesen Preis irgendwann zu ergattern. Nun macht er mit Die Baumeister von Arkadia, erschienen bei Ravensburger, die hatten auch lange schon kein Spiel des Jahres mehr, einen neuen Anlauf. Zusammen mit seinen Lieblingsillustrator, Michael Menzel, hat er auch ein wirklich schönes, Erfolg versprechendes Spiel auf die Beine gestellt.

Arkadia soll also erbaut werden. Neben verschiedenen Stadtgebäuden wird auch ein prächtiges Kastell entstehen. Die Spieler schlüpfen in die Rolle von Baumeistern, die von den vier wohlhabensten Familien beauftragt sind, die Bauten zu planen und auszuführen. Wer am Ende seine Siegel mit dem größten Gewinn in Gold umsetzen konnte, wird zum Oberbaumeister erklärt. Das Spielmaterial ist üppig. Das Kastell wächst dreidimensional aus Bauteilen, wie sie schon von Torres her bekannt sind. Dazu gibt es 40 Stadtgebäude, gerade oder verwinkelt, zwei bis vier quadratische Spielplanfelder bedeckend und die zugehörigen Baukarten in vier verschiedenen Farben. Die Farben allerdings zeigen nur die beauftragende Familie an und die geplanten Gebäude werden mit einem entsprechenden Siegel (aus Pappe) gekennzeichnet. Dann gibt es noch ein als Sichtschutz dienendes Baumeisterzelt, zu Beginn mit vier Fahnen behängt. Im Zelt halten sich die Arbeiter auf und es werden die erworbenen Kisten mit Gold aufbewahrt. Die Arbeiter sind kleine Plastikfiguren, wirklich kleine, die auch schon mal schnell verloren gehen könnten. Schade, dass man seitens des Verlags nicht zumindest eine Ersatzfigur pro Farbe mit dazugelegt hat.

SpielsituationNachdem die Baustelle des Kastells in der Mitte des Spielplans und die Bausteine je Ebene (je drei in jeder Farbe) am Rand platziert wurden, jeder vier Baukarten und drei Arbeiter erhalten hat, kann es losgehen. Wer an der Reihe ist, legt entweder ein Haus zusammen mit dem entsprechend der ausgespielten Baukarten farblich passenden Siegel auf den Plan, angrenzend an ein bereits liegendes oder einen Arbeiter, oder platziert beliebig Arbeiter um ein (!) Gebäude herum. Wird auf eine dieser Arten ein Gebäude vollständig umschlossen, erhält der Spieler das darauf liegende Siegel und alle benachbart stehenden Arbeiter ebenfalls eins für ihren Baumeister. Dann baut er ein Teil in der gerade aktuellen Ebene des Kastells. Anschließend kann, muss aber nicht, der aktive Spieler eine seiner vier Baumeisterfahnen einsetzen. Damit erhält er zwei neue Arbeiter und kann, muss aber wieder nicht, bereits erworbene Siegel in Gold umwandeln. Hierbei bestimmt der aktuelle Bauzustand des Kastells den Wert, denn jedes Bauteil trägt ein Siegel. Die Anzahl der sichtbaren Siegel gleicher Farbe ergibt den Wert eines Siegels des Baumeisters.

So einfach die Regeln sind, Bauteil oder Arbeiter platzieren und eventuell eine Baumeisterfahne abgeben, so vielfältig sind die sich daraus ergebenden Konsequenzen und die vorher maßgeblichen Beschränkungen. Ein Beispiel? Zu Beginn hat man nur drei Arbeiter. Selbst das kleinste Gebäude, ein Zweier, hat sechs Kanten, die man mit anderen Gebäuden oder Arbeitern abdecken muss, bevor es gewertet wird. Zur Erleichterung gibt es auf dem Spielplan aufgedruckte kleine Zeltlager, die überbaut einen neutralen Arbeiter in den Vorrat bringen. Der bringt zwar kein Siegel, deckt aber eine Kante ab. Insbesondere am Anfang sollte man also ein Auge auf die Zeltlager haben, erhöhen doch die Arbeiter die Flexibilität. Aber natürlich muss man auch beachten, wie man die Gebäude im Verhältnis zu den Arbeitern platziert. Ein Arbeiter ist dann potenziell am erfolgreichsten, wenn er benachbart zu vier Gebäuden steht. Also so die eigenen mit Gebäuden versorgen und die gegnerischen entsprechend kurz halten. Andererseits potenzielle Löcher für Arbeiter vorzubereiten besonders am Anfang ist auch nicht der Weg, da dann die anderen Baumeister das längst ausgenutzt haben, bevor man selbst wieder an der Reihe ist.

BauplatzEin anderes 'Problem' ist der Bau des Kastells. Welches farbige Bauteil nimmt man und wo platziert man es hin? Nun, sicherlich zunächst mal die Farbe, von der man Siegel zu Gold machen will. Und diejenige Farbe überbauen, von der die Gegner Siegel besitzen. Was aber, wenn man selbst auch welche davon besitzt. Aber will man überhaupt Siegel zu Gold machen? Deren Werte könnten ja noch steigen, auf z.B. maximal fünf in der ersten Ebene (zwei Siegel sind von Anfang an sichtbar). Der Wert könnte aber durch Überbauen auch wieder fallen. Und überhaupt, am wichtigsten sind ja die zwei Arbeiter, die es ebenfalls gibt. Ohne neue Arbeiter, eigene oder neutrale, wenig Möglichkeiten.

BaukarteWenn die zweite Ebene des Kastells fertig gebaut ist, ist jeder Baumeister noch einmal an der Reihe. Insbesondere im Spiel zu viert, kann das Spielende überraschend schnell eintreten, wenn nacheinander mehrmals, vielleicht mehrere Stadtgebäude fertig gestellt werden. Wer dann zu lange mit seinen Baumeisterfahnen gewartet hat, ist im Nachteil, schließlich fehlen eine Wertung und zwei Arbeiter. Wer sie allerdings zu früh eingesetzt hat, wenn die Siegel noch nichts wert sind, vielleicht ebenfalls. Aber zumindest hat er dann die Arbeiter zur Verfügung.

Die Baumeister von Arkadia hat mir ausnehmend gut gefallen. Es hat einfache Regeln, aber dennoch einen abwechslungsreichen Spielverlauf, gerade das, was ein Spiel des Jahres ausmacht. Alle Rädchen des Spielmechanismus greifen fein ineinander, ob es die Anzahl der zur Verfügung stehenden Arbeiter ist, oder die Wertigkeit der Siegel, oder die Möglichkeiten zum Bauen der Stadthäuser. Auch lädt das Spielmaterial förmlich zum Spielen ein, sicherlich auch ein Verdienst von Michael Menzel. Die Baumeister von Arkadia spielt sich zu viert genauso gut wie zu zweit. Dann ist es naturgemäß etwas taktischer, da man öfter an die Reihe kommt. Leider trifft die Ravensburger Neuheit auf einen meiner Meinung nach starken Jahrgang, die Neuheiten nach der Spielwarenmesse noch nicht berücksichtigt. Daher wird es schwer werden, den erhofften Spitzenplatz zu erreichen. Und vielleicht ist Die Baumeister von Arkadia eine Idee zu anspruchsvoll für ein Familienspiel. (mw)

Steckbrief
Die Baumeister von Arkadia
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Rüdiger Dorn Ravensburger 2 - 4 Spieler ab 10 Jahre ca. 60 Minuten Michael Menzel