Potato ManPotato Man

In diesen Tagen mangelt es nicht an Nachschub für Stichspielfreunde. Potato Man war dasjenige aus dem aktuellen Jahrgang, welches von Der Jury Spiel des Jahres einen Platz auf der Empfehlungsliste erhalten hat. Warum ausgerechnet dieses? Werfen wir einen Blick in den Kartoffelkeller!

Roter Sack Gelber Sack Goldsack

Potato Man hat, wie so häufig in Stichspielen, Zahlenkarten in vier verschiedenen Farben. Hier jedoch unterscheiden diese sich in den existierenden Werten. So gibt es gelbe Karten in den Werten von 1 bis 13, rote Karten hingegen in Werten von 5 bis 18. Weitere Besonderheit: Es herrscht Bedienverbot, d.h. eine bereits im Stich ausgespielte Farbe darf nicht nochmal gespielt werden. Den Stich gewinnt, ganz simpel, die höchste ausgespielte Karte, bei Gleichstand die zuletzt ausgespielte. Nun behält man diesen Stich aber nicht einfach, oh nein, die Währung hier sind Kartoffelsackkarten. Schauen wir uns die Zahlenwerte oben an, sehen wir, dass es deutlich weniger wahrscheinlich ist, mit einer gelben Karte einen Stich zu holen, als mit einer roten. Daher wird ein solcher Stichgewinn auch mit einer gelben Kartoffelsackkarte belohnt, auf der gleich vier Säcke zu finden sind - auf jeder roten hingegen nur einer. Allerdings existieren von jeder Farbe nur drei Karten. Gewinne ich einen Stich mit einer Farbe, die bereits vergriffen ist, erhalte ich eine goldene Sackkarte, welche gleich fünf Säcke mit sich bringt.

Klar denkt man jetzt, dann spekuliere ich einfach mit meinen hohen roten Karten darauf, dass die entsprechenden Säcke schnell leer sind und hole mir dann die goldenen. Schön, wenn es klappt, blöd jedoch, wenn ein Spieler zuvor keine der noch erlaubten Farben des aktuellen Stiches mehr bedienen kann: Dann ist nämlich sofort Rundenende, ohne, dass noch eine Karte vergeben wird - und die hohen roten Karten haben mir nix gebracht. Was hat es jetzt mit dem Titel auf sich? Nun, Potato Man ist ein Superheld, der die (Kartoffel-) Welt vor Evil Potato verteidigt. Während letzterer sich mit seinem furchterregenden Sparschäler auf den drei höchsten roten Karten herumtreibt, also im Normalfall meist den Stich an sich reißt, fliegt Potato Man durch die drei niedrigsten gelben, greift also äußerst selten einen Stich ab. Es sei denn... richtig, es findet sich auch Evil Potato im Stich - dann nämlich gewinnt Potato Man diesen Stich auf jeden Fall - und somit vier Kartoffelsäcke als Belohnung.

Evil Potato Grüne Karte mit Wert 12 blaue Karte mit Wert 4 Potato Man

Potato Man gelingt, was einem Spiel im Sichtfeld des roten Pöppels gelingen sollte: Mit einfachen Mitteln und simpler Grundstruktur weckt es Emotionen am Spieltisch. Da wird spekuliert: Hole ich mir den einen roten Sack, oder hoffe ich auf die goldenen? Spiele ich Evil Potato aus, oder lauert in irgendeiner Mitspielerhand noch Potato Man? Zudem kann das Bedienverbot zum Haareraufen sein: Ich habe hohe gelbe Karten, gelb wird aber vorher stets schon gespielt. Ich habe noch zwei Potato Man, aber niemand spielt einen Evil Potato. Es sind zwei Karten gespielt, ich habe die anderen beiden Farben in hohen Werten auf der Hand, freue mich schon auf den Stich und es hallt plötzlich "Stop!" von rechts, weil mein Nachbar beide Farben nicht bedienen kann - ade, Kartoffelsäcke, es wäre schön mit Euch gewesen! Zudem haben wir hier ein Stichspiel, welches auch in kleinen Besetzungen gut funktioniert - selbst zu zweit, was ja eher ungewöhnlich für ein Stichspiel ist. Ein Lob für die Autoren und die Zoch-Redaktion, welche für jede Spielerzahl eine funktionierende Variante erarbeitet haben.

Einfach, aber nicht banal und äußerst unterhaltsam - dies ist Potato Man auf den Punkt gekocht…ähhh, gebracht. Klar, die abgedrehte Thematik wird nicht jedem schmecken, mir sind die knuffigen Zeichnungen der Kartoffelcharaktere aber wesentlich lieber, als nackte Zahlenkarten. Ein verdienter Platz auf der Empfehlungsliste! (fd)

Steckbrief
Potato Man
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Günter Burkhardt, Wolfgang Lehmann Zoch 2 - 5 Spieler ab 10 Jahre ca. 40 Minuten Victor Boden