DrecksauDrecksau

"Drecksau!" schallt es über den Spieltisch. Nanu, welch unflätigen Begriffe werden sich hier denn an den Kopf geworfen? Ach so, es hat nur jemand wieder eines seiner Schweine eingematscht. Na denn...

Je nach Spielerzahl drei bis fünf blitzblanke, aber unglückliche, Borstenviecher hat jeder Spieler in Kartenform vor sich liegen. Ziel des Spiels: Als erster alle seine Schweine glücklich, also matschig, zu machen ( die Karte auf die entsprechend illustrierte Seite zu drehen ). Hierzu spielt man eine Matschkarte aus und wählt das Schwein, welches sich im Schlamm suhlen darf. Blöd nur, dass die Mitspieler etwas dagegen haben! Sie lassen es regnen, was zur Folge hat, dass alle - auch eigene - Schweine wieder saubergespült werden. Wohl dem, der für eine oder mehrere seiner Wutzen bereits einen Stall bauen konnte (offenbar sind wir ein Power-Öko-Hof, denn hier hat jedes Tier seinen eigenen Stall), hier bleiben sie vom Regen verschont und schön matschig. Doch, oh weh, dies hat ein garstiger Mitspieler registriert und schickt mir den Bauern in den Stall, welcher eine Sau nach Wahl sauberschrubbt (dies tut er natürlich bei Bedarf auch unter freiem Himmel). Hier hilft nur eins: Ist das Schwein glücklich im Stall, wird die Stalltür von innen vernagelt - hier kommt kein Bauer mehr durch! Blöd nur, wenn dann jemand den Stall per Blitzeinschlag dem Erdboden gleichmacht (Nein, es gibt keinen Schweinebraten - unsere grunzenden Freunde retten sich natürlich in solch einem Fall unversehrt, also immer noch schmutzig, ins Freie!). Und auf den nächsten Stall kommt garantiert ein Blitzableiter, nochmal passiert so etwas nicht. Ist dieser so gesicherte Stall dann auch vernagelt, ist die ihn bewohnende Drecksau für den Rest des Spieles vor heimtückischen Reinigungsangriffen geschützt. Wem es gelingt, in seinem Spielzug auch noch seine letzte Sau in den Schlamm zu lassen, der hat sofort und ohne weitere Umschweife gewonnen.

Stall Schwein Aktionen

Karte ausspielen oder ungenutzt abwerfen, Karte nachziehen - dies ist ein kompletter Spielzug bei Drecksau. Meine Neugier war geweckt, als es auf der Empfehlungsliste zum Spiel des Jahres auftauchte und, siehe da, es hat seinen Platz zu recht. Nicht, weil es besonders gewitzte Regeln hätte, nicht weil es herausragend innovativ ist, sondern einfach des Spielspaßes wegen. Dieser ist, neben dem unverbrauchten, humorigen Thema, zurückzuführen auf die perfekt zugeschnittene Zusammenstellung der verschiedenen Karten und ihrer Anzahl. Sie sorgt dafür, dass man zu keinem Zeitpunkt des Spieles chancenlos abgeschlagen ist oder uneinholbar vorne liegt, und doch dauert kaum eine Partie mal länger als die angegebenen zehn Minuten. Natürlich ist vieles dem Zufall und Kartenglück überlassen, dies stört jedoch nicht, da man stets mitfiebert und seinen Spaß schon allein daraus zieht, kalt lächelnd gegnerische Schweine sauberzuregnen oder einen Stall per Blitz zu zerdeppern. Auch die liebevolle, humorige Gestaltung der Karten tut hier ein übriges, so legt man seine Blitzableiter und vernagelten Stalltüren nicht einfach nur vor sich ab, sondern kann seinen Stall tatsächlich damit "ausstatten" - auch wenn da bei der Stalltür perspektivisch gemogelt wurde.

Mein einziger Kritikpunkt ist das Spiel zu zweit - dieses verläuft ob der geringen Streuung der Karten wie ein Tennismatch, nämlich hin, her, hin, her, dreckig, sauber, dreckig, sauber, bis jemand mal genügend Ställe beisammen hat und, oft erst nach 15 Minuten, irgenwie alle fünf Schweine schmutzig bekommt. Hier greift das fein abgestimmte Konstrukt nicht mehr und das Geschehen ist zäh und eintönig. Das Spiel mit drei oder vier Personen jedoch ist ein prima Kartenspiel, welches Spieler aller Altersklassen gleichermaßen verbindet und vergnügt - ganz so, wie es ein Titel im Spiel-des-Jahres-Focus tun sollte. Abschließend sei bemerkt, dass es ein prima Mitnehmspiel für den anstehenden Urlaub ist, denn man könnte es auch ganz ohne Worte erklären und somit mit anderssprachigen Urlaubern oder Einheimischen spielen - oben genannte Abläufe erschließen sich nationenunabhängig aus den Kartenillustrationen. (fd)

Steckbrief
Drecksau
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Frank Bebenroth Kosmos 2 - 4 Spieler ab 7 Jahre ca. 10 Minuten Frank Bebenroth