Vampire QueenVampire Queen

Wolfgang Kramer bezeichnet Vampire Queen auf seiner Homepage als "Weiterentwicklung des Spiels "Das große und kleine A" (Amigo) bzw. "Ochs und Esel" (Pegasus)". Da ich beide Spiele nicht kenne, kann ich ganz unbeeinflusst an die Sache herangehen.

Die Story ist schnell erzählt: Wir sind Vampire. Nach erfolgreicher Jagd graut der Morgen und wir müssen zusehen, dass wir wieder in unsere schützende Gruft kommen. Im Klartext: Wir haben Zahlenkarten mit den Werten von eins bis vierzehn auf der Hand und versuchen, diese loszuwerden. Ein Spieler spielt an, indem er eine oder mehrere Karten eines Wertes ausspielt, bspw. zwei Dreien. Nachfolgende Spieler können jetzt nur zwei Karten höheren Wertes als die zuletzt gelegten (in unserem Beispiel also mindestens zwei Vieren) ausspielen, ansonsten müssen sie passen. Derjenige, der die höchste(n) Karte(n) gespielt hat, eröffnet die nächste Ausspielrunde. Wird jemand seine letzte Karte los und erhält auch keine wieder auf die Hand, endet die Runde und es wird abgerechnet: Jeder übriggebliebene Vampir zählt Minuspunkte analog seines Zahlenwertes. Gespielt wird eine festgelegte Zahl an Runden, wer danach die wenigsten Minuspunkte aufweist, ist Spielsieger.

Das Ganze wäre jetzt sehr banal, wenn es da nicht die Vampirjäger gäbe. Sie befinden sich stets in jemandes Hand - zu Beginn beim Startspieler und dessen rechten Nachbarn, später verbleiben sie bei den Spielern, die sie zum Rundenende auf der Hand hatten. Da sie 15 bzw. 20 Minuspunkte einbringen, möchte man sie aber gar nicht haben. Um sie loszuwerden, muss man Anspieler sein und mit dem Ausspielen der Karte eine Vampirjägerrunde eröffnen. Nun muss jeder Spieler genau eine Karte ausspielen, wobei der Wert der zuvor gespielten nicht beachtet wird, man also ausspielen darf, was man möchte. Wer die höchste Karte gespielt hat, erhält alle ausgespielten Karten auf die Hand und ist neuer Besitzer des Vampirjägers, darf mit diesem aber nicht sogleich wieder eine Vampirjägerrunde eröffnen. Es ist also durchaus knifflig, ihn wieder loszuwerden, da man sich hierzu erst noch einmal in Anspielposition bringen muss.

Vampire Queen brachte eine faszinierende Beobachtung, welche ich in der Form auch noch nicht erlebt habe: Zu Beginn spielten alle, für die das Spiel neu war, sehr schnell ihre Karten aus, das Tempo war sehr hoch. Das änderte sich nach den ersten beiden Abrechnungen: Die folgenden Runden wurden plötzlich in nur noch etwa halb so hohem Tempo gespielt. Was war passiert? Die Spieler hatten gemerkt, dass Vampire Queen eben nicht nur banales Ausspielen von Zahlenkarten ist, sondern man sehr wohl geplant in Hinblick auf eventuell noch kommendes vorgehen kann, bspw. in Erwartung einer Vampirjägerrunde mal eine niedrige Karte auf der Hand behalten und Ähnliches. Hier gleicht es dem populärsten Kartenspiel seines Autors, 6 nimmt, welches häufig auch von Neulingen als banal empfunden wird, bis sie merken, dass man - bei allem Zufall - sehr wohl seine Kartenhand gut oder schlecht verwalten kann.

Dessen Qualität erreicht Vampire Queen freilich nicht - im Vergleich damit kommt es, für meinen Geschmack, zu oft vor, dass ein Anspiel durchgeht, weil es niemand erhöhen kann oder will. Doch ist es ein solides, gefälliges Kartenspiel, welches ich gerne als Ausklang eines Spieleabends mitspiele - am besten in mittlerer Besetzung, also mit sieben bis neun Spielern, da hier die meisten oder sogar alle Karten im Spiel und somit die Kartenhände in der Regel recht ausgeglichen sind. Ab 10 Spielern ist das zwar immer noch der Fall, doch hat man deutlich weniger Karten auf der Hand, wodurch der Gestaltungseinfluss wieder sinkt. Leider ist das Thema nicht die glücklichste Wahl: Der Vampirhype ist vorbei bzw. hat sich ins Gegenteil verkehrt, weswegen viele Spieler angesichts der Dame auf dem Cover einen großen Bogen um den Spieltisch machen und es für mich schwierig war, Runden zusammenzubekommen. Dabei hat man spielerisch mit dem Thema gar nichts zu tun, sondern hat eben statt nackter Zahlenkarten schön und abwechslungsreich gestaltete Vampire drauf. Ich für meinen Teil bevorzuge das.(fk)"

Steckbrief
Vampire Queen
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Wolfgang Kramer Schmidt 3 - 12 Spieler ab 8 Jahre ca. 30 Minuten Irene Bressel