Der 2F-Verlag hat ein 4F-Spiel herausgegeben. Fiese Freunde, fette Feten (FFFF) lautet der traditionell f-lastige Titel dieser Neuheit, die in Nürnberg vorgestellt wurde, aber erst Ende Juni zu beziehen war. Ebenso traditionell erwartet man bei einem Spiel von Friedemann Friese etwas Schräges, Skuriles, Verrücktes, etwas irgendwie neben der Spur. Und da wird man von FFFF wahrlich nicht enttäuscht, wohl auch, weil als zweiter Autor Marcel-André Casasola Merkle verantwortlich zeichnet, der ja auch den oben erwähnten Attributen nicht ganz abgeneigt ist. Ich würde fast behaupten, da haben sich die Richtigen gefunden.
Wie soll man FFFF kurz zusammenfassen? Ein Spiel, das das wahre Leben persifliert? Nach dem Motto "Was wäre wenn?". Oder steckt doch mehr Wahrheit dahinter und die Autoren halten uns quasi einen Spiegel vor, in dem wir Situationen unserer eigenen Vergangenheit (und Gegenwart) wieder erkennen? Hat sich nicht jeder das eine oder andere Lebensziel gesetzt und hechelt ihm verzweifelnd hinterher?
Um die Erfüllung von fünf Lebenszielen aus eben so vielen Bereichen geht es. Das individuelle Persönlichkeitsprofil umfasst neun Bereiche (z.B. dick sein, Gold haben, Religion , rauchen, etc.) , Freundschaften, eingegangene oder aufgedrängte Beziehungen bis hin zur Ehe, gescheiterte Beziehungen, Sex und Kinder. Und so könnte dann ein Lebensziel heißen, Castingchef zu werden. Dazu muss man mindestens eine Freundschaft vorweisen, aber keine feste Beziehung, trinken, mindestens zweimal Sex gehabt haben, egal ob gleich- oder gegengeschlechtlich und mit Religion nichts am Hut haben. Als Resultat gibt es Geld, Geld, Geld. Das Ziel stände dann im Gegensatz zur Gemeindearbeit, für die man sich sogar doppelt in Religion engagieren, nicht nur verheiratet sondern sogar glücklich verheiratet sein und mindestens vier Freunde haben muss, aber dabei leider dick wird. Daran sieht man schon ein Dilemma. Lebensziele können sich widersprechen, also muss man sich geschickt zuerst um das eine, erst später um das andere kümmern.
Der Grundstein für die Persönlichkeit wird selbstverständlich schon in der Pubertät gelegt. Reihum darf man sich aus den ausliegenden Karten bedienen ohne irgendeine Voraussetzung erfüllen zu müssen. Da führt man dann tiefsinnige Pausengespräche, bekommt dabei eine Menge Wissen, raucht aber. Oder man geht zur Kommunion/Konfirmation und ist dann von Religion beseelt und hat Geld. Alle erworbenen 'Eigenschaften' werden auf dem Persönlichkeitstableau markiert. Aber zuviel des Guten ist zuviel. Erwirbt man eine 'Eigenschaft' zum vierten Mal, verliert man eine andere komplett. Trinkt man z.B. zu viel, verliert man jegliches Wissen, lässt man sich zu sehr mit Drogen ein, hat man kein Geld mehr, usw. Manchmal mag der Effekt ja gewünscht sein, aber sehr oft halt auch nicht. Auf jeden Fall eine nette Idee der Autoren.
Richtig los geht es dann in den nächsten Phasen, dem wahren Leben. Nun müssen die ausliegenden Lebenssituation ersteigert werden, mit der (Bezahleinheit) Zeit, von der man meist zu wenig hat. Wobei es ganz schlecht aussieht, hat man gar keine. Aber nicht nur Zeit spielt eine Rolle, sondern man muss auch gewisse Voraussetzungen erfüllen, um eine Karte erwerben zu können. Nur dann darf man überhaupt mitsteigern. Soll z.B. eine Weltreise auf dem Programm stehen, braucht man als Voraussetzung Geld und einen Bekannten, den man mitnehmen kann. Herausspringen tut dann eine gehörige Portion Wissen, klar.
Apropos Bekannter. Neben den Mitspielern sind noch so viele neutrale Personen im Spiel, dass immer genau fünf männliche bzw. weibliche vorkommen. Wie im richtigen Leben können diese Bekannten das eigene Leben ganz schön durcheinander wirbeln. Als Eingeladener bei der Weltreise (man kann sich nicht dagegen wehren), erwirbt man natürlich auch das Wissen, dabei wollte man das gar nicht, ja durfte es gar nicht bekommen. Schade aber auch.
Oder genau anders herum, man wollte unbedingt mit auf die Weltreise, um gerade das Wissen zu erwerben. Dann kann man die betreffende Person anrufen (der genau einmal pro Mitspieler Marker zeigt ein Handy) und die Freundschaft einfordern. Oder man nutzt an anderer Stelle das Handy, um gezielt eine Bekanntschaft einzugehen. Dieser Einklagemarker (mir unverständlicherweise im Spiel so genannt, Bekanntschaftsmarker wäre passender) macht in der ersten Partie einige Probleme, bis man genau heraus hat, wie er zu gebrauchen ist und was für Auswirkungen er mit sich bringt. Leider wird man da von der Spielregel etwas im Stich gelassen. Überhaupt muss man so Einiges beachten, von der genauen Verteilung der Zeit bis zu den Auswirkungen des Lebensziels 'Zölibat bzw. Nonne', so dass die Regel acht DIN A4 Seiten umfasst.
FFFF ist nicht jedermanns Sache. Man muss schon ein Freund feinsinnigen, schwarzen Humors sein. Auch sind die Profilbereiche Trinken, Drogen, gleichgeschlechtlicher Sex sicherlich nicht politischer Mainstream. Aber hat man von 2F etwas anderes erwartet? Political correctness ist dort ein Fremdwort. Aber das wissen die Fans dieses norddeutschen Kleinverlags, und sie werden mit FFFF bestens bedient. Wer bei diesem Spiel nur dröge dasitzt und stumm seine Karten einsammelt, bringt sich um eine Menge Spielspaß. Gerade die Kommentare der Mitspieler machen ein lebhaftes Spiel aus. "Wie, in der Pubertät bist du zum Abendmahl gegangen und jetzt gründest du 'ne Sekte? Schäm' dich!". "In einer Kommune die freie Liebe predigen und kurz danach Nonne werden. Was ist das denn für eine Planung? Wohl leicht durchgeknallt, oder?". Ich kann nur raten, bei nächster Gelegenheit z.B. in Essen, eine Probepartie zu machen. Meine Behauptung, dass fast alle großen Gefallen an FFFF haben werden, steht. Und ich glaube nicht, dass sie widerlegt wird. (mw)
Steckbrief Fiese Freunde Fette Feten |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Friedemann Friese, Marcel-André Casasola Merkle | 2F | 2 - 6 Spieler | ab 16 Jahre | 45 - 75 Minuten | Maura Kalusky |