Step by StepStep by Step

Sid Sackson's Can't Stop ist ein Klassiker, der auch nach mehr als 30 Jahren nichts von seinem Reiz eingebüßt hat. Sein Prinzip des Würfelzockens mit Einer-geht-noch!-Gefühl greift Schmidt Spiele bei Step by Step, dem jüngsten Zugang der "Easy-Play"-Reihe auf.

StartstellungUnser Aufstieg verläuft hier in bloß fünf Spalten. Jeder dieser Spalten ist eine Anzahl von Würfeln zugeordnet: von zweien ganz links bis zu sechsen ganz rechts. In seinem Spielzug wählt der aktive Spieler eine Reihe, in der er sich voran bewegen will und stellt die Markierungsfigur auf seinen farbigen Zylinder. Er würfelt mit der für die Reihe vorgesehenen Anzahl von Würfeln. Nun entscheidet er sich, ob sein nächster Wurf höher oder niedriger ausfallen wird. Er muss allerdings nicht alle Würfel nochmal werfen, sondern darf eine beliebige Auswahl treffen, mit wie vielen und mit welchen Würfeln er dies tun möchte. Trifft nach dem nächsten Wurf seine Ansage zu (dies ist auch bei der gleichen Summe der Fall), darf er den Markierungsstein weiter bewegen - und nun in Can't Stop-Manier ansagen, ob er weitermachen oder doch lieber aufhören und den Markierungsstein durch seinen Spielstein ersetzen will. Macht er weiter, so ist er an seine Ansage gebunden, er darf also nicht von "höher" zu "niedriger" wechseln. Erfüllt er mit einem Wurf seine Ansage nicht, so war die Runde verschenkt und der eigene Spielstein bleibt, wo er war.
Schauen wir uns die Spalten genauer an. Jedes Feld darauf ist mit einer nebenstehenden Punktzahl gekennzeichnet. Außerdem gibt es im oberen Bereich jeder Spalte eine Verjüngung. Hier wird der Beginn des Zielbereiches markiert, der zwei Funktionen hat: Zum einen darf ein Spieler ihn erst dann mit einer Figur betreten, wenn er in mindestens drei Spalten einen Setzer im Spiel hat. Zum anderen markiert er das Spielende, welches erreicht ist, wenn sich in allen fünf Zielbereichen mindestens eine Figur beliebiger Farbe befindet.
Für jede Spielfigur werden dann die erreichten Punkte anhand ihrer Position ermittelt und zusammengezählt, hinzu kommen Punkte für Chips. Diese liegen zu Anfang auf vorgegebenen Feldern der Spalten und können eingesammelt werden - allerdings nicht im Vorbeigehen, sondern nur von dem ersten, der seinen Zug auf dem jeweiligen Feld beendet.

Stellung während des SpielsDer Anreiz zum Zocken wird bei Step by Step durch ein Regeldetail besonders gefördert: Von gegnerischen Spielfiguren besetzte Felder werden beim Aufstieg bocksprungartig übersprungen. Dies kann, vor allem in größerer Besetzung, zu großen Sprüngen führen, für die man schon mal etwas mehr Risiko in Kauf nimmt. Gerade diese Regel ist es aber jedoch, die dazu führt, dass mein Urteil je nach Besetzung stark differiert. Zu zweit und zu dritt offenbart Step by Step ein deutliches Runaway-Leader-Problem, also einen Führenden, der kaum mehr einzuholen ist. Ich habe eine Weile gerätselt, woran dies bei einem glückslastigen Würfelspiel liegen könnte, mittlerweile ist es aber klar und logisch. Verzockt ein Spieler sich ein oder zwei Mal, während der andere seine Würfe durchbringt, geht die Schere auseinander: Der glückliche kann in Seelenruhe mit wenig Risiko seine Figuren weiterbewegen und dabei noch Punktchips abgreifen, während der unglückliche nun etwas riskieren muss - und sich so weitere Male verwirft und immer weiter ins Hintertreffen gerät. Das Argument, er könnte sich ja in anderen Spalten versuchen, hakt - denn er bringt das Spiel auf diese Weise selbst dem Ende näher und verringert die ihm verbleibende Zeit. Zudem wird sein Gegner Gelegenheiten für Bocksprünge mit Freude wahrnehmen.
Zu fünft herrscht das reine Chaos, weil die Spalten einfach zu voll und meilenweite Bocksprünge an der Tagesordnung sind - der Zufall entscheidet über Sieg oder Niederlage. Nur zu viert präsentiert sich Step by Step spannend und ausbalanciert - keiner kann ungefährdet davonziehen, denn durch die Menge an Mitspielern gibt es stets irgendwo Möglichkeiten aufzuholen.

Kurz vor SpielendeAuch die Natur der Mitspielenden entscheidet über die Qualität einer Partie: Die sicherste Variante beim Zocken ist es, sich die Einsen oder Sechsen herauszupicken und mit ihnen sichere Schritte zu gehen - eine Eins kann schließlich nicht unter-, eine Sechs nicht überboten werden. Hat man nur Mitspieler am Tisch, die ohne Einsen und Sechsen meist sofort den Zug beenden, kommt wenig Spaß auf, denn es fehlt das Zockerelement. Allerdings hat auch die Würfelregelung seine Tücken, sorgt sie doch dafür, dass es Spieler gibt, die anderen deutlich unter- oder überlegen sind. Die meisten Spieler neigen dazu, stets einzelne Würfel herauszunehmen und vielleicht sogar mit einer Vier auf "höher" zu zocken - und übersehen dabei, dass es wahrscheinlicher ist, zwei Vieren im nächsten Wurf zu überbieten. Wer, so wie ich, diese Wahrscheinlichkeiten gut abschätzen kann, ist anderen häufig überlegen. Zum Beweis sei angeführt, dass ich von meinen elf Partien acht gewonnen habe; Niederlagen gab es nur in einer Fünfer- und zwei Viererpartien, Partien zu zweit und zu dritt habe ich alle gewonnen. Auch hier zeigt sich also, dass vier Spieler bei Step by Step die Idealbesetzung darstellen, denn die Überlegenheit wird hier etwas abgedämpft.

Can't Stop ist und bleibt ein Ausnahmespiel, daher ist Step by Step ihm auch deutlich unterlegen. Es erreicht schlichtweg nicht dessen Einfachheit, Stringenz und Aufforderungspotenzial. Autonom betrachtet ist Step by Step in passender Besetzung durchaus für eine spaßige Zockerei gut, auch wenn es selten eine kurze ist, denn die angegebene Spieldauer von ca. 30 Minuten wird eher über- als unterboten und ist somit für einen Absacker oder für die Forderung von Revanchepartien etwas zu lang. (fd)

Steckbrief
Step by Step
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Uwe Rapp, Bernhard Lach Schmidt 2 - 4 Spieler ab 8 Jahre ca. 20 Minuten Dennis Lohausen