Oh, Pharao!

Das alte Ägypten ist als Hintergrund für Spiele sehr beliebt. Dass ein Spiel namens Oh, Pharao! Dort spielt, verwundert nicht. Dieses Mal geht es um den Bau von Pyramiden, die aus Karten mit verschiedenen Werten errichtet werden.

Dafür hat jeder Spieler zunächst sieben Karten auf der Hand. Wer an der Reihe ist, führt seinen aus vier Teilen bestehenden Spielzug aus. Als erstes können ausgelegten Pyramiden gewertet werden. Darauf komme ich später zurück, denn erst einmal geht es darum, Pyramiden zu errichten. Danach bekommt der Spieler eine weitere Karte auf die Hand. Zu diesem Zweck liegen immer drei Karten des Nachziehstapels offen aus. Diese drei Karten müssen verschieden sein. Somit stehen von den Karten in den Werten von 1 bis 9 und den drei Sonderkarten immer ein Viertel zur Auswahl.
Pyramide Danach beginnt der wichtigste Teil des Spielzugs, in welchem der Spieler seine Karten verändern kann und Pyramiden errichtet. Karten können durch Handel und durch Sonderkarten verbessert werden. Beim Handeln tauschen die Spieler im gegenseitigen Einvernehmen Karten aus. Dabei sind Anzahl und Wert frei verhandelbar. Die Sonderkarten hingegen nehmen den Mitspielern etwas weg. Beim Dieb wird eine Karte aus einer ausliegenden Pyramide geklaut, vorausgesetzt der notwendige Würfelwurf gelingt. Entspricht danach die Pyramide nicht mehr den Bauregeln, müssen Karten auf die Hand genommen werden, bis die Pyramide wieder korrekt ist. Dies kann dazu führen, dass die Pyramide komplett abgebaut werden muss. Beim Steuereintreiber zieht der Spieler bei jedem Mitspieler eine Karte aus der Hand. Für beide Karte gibt es eine Abwehr: Der Pharao.
Der Pyramidenbau geschieht nach einfachen Regeln:

  • Es müssen mindestens zwei Pyramidenstufen ausliegen, wobei jede Stufe nur aus Karten mit dem selben Wert (und Jokern) bestehen darf.
  • Bei der untersten Pyramidenstufe ist der Wert der Karten frei wählbar, jede Stufe darüber muss aus Karten bestehen, die im Wert um genau 1 höher sind, also wenn die unterste Stufe aus 4en besteht, muss die nächste aus 5en gebaut werden.
  • Von oben nach unten muss jede Stufe aus mehr Karten bestehen.

Im Bild rechts wird eine Pyramide aus drei Stufen in den Werten 4 bis 6 gezeigt. Neben dem Neubau einer Pyramide, kann eine Pyramide auch erweitert werden. Dazu legt man Karten zu einer bestehenden Pyramide, so dass anschließend wieder die Bauregeln eingehalten werden. Zum Abschluss eines Zuges kann der Spieler eine Karte abwerfen. Danach füllt er seine Kartenhand wieder auf sieben Karten auf (oder reduziert sie, was im Fall eines Steuereintreibers oder ungleichem Handel passieren kann).
Die Fertigstellung einer Pyramide, genauer die Wertung, bestimmt den Spielfortschritt. Pyramiden aus 12 oder mehr Karten müssen gewertet werden, andere dürfen gewertet werden. Der Wert jeder Pyramide ergibt sich aus den Kartenwerten und der Anzahl der Stufen. Von jeder Stufe wird der Wert aufaddiert und anschließend mit der Anzahl Stufen multipliziert. Klingt schwer, ist es aber nicht: im Beispiel oben bringt die Pyramide (4 + 5 + 6) * 3 = 45 Punkte. Dabei sind 4, 5 und 6 die Kartenwerte in der Pyramide und die 3 steht für die Anzahl der Stufen. Mit jeder Pyramide wird ein Zählstein weitergestellt. Zweimal kommt dadurch eine neue Regel ins Spiel. Zunächst wird der Bau einer zweiten Pyramide erlaubt, später dürfen nur noch Pyramiden mit mindestens drei Stufen gewertet werden. Kommt der Zählstein an das Ende der Laufleiste, werden alle Karten noch einmal gemischt, wobei eine zusätzliche Spielende-Karte eingemischt wird. Wenn diese dann gezogen wird, endet das Spiel. Alle dann noch ausliegenden, wertbaren Pyramiden werden noch abgerechnet. Dann hat der Spieler mit den meisten Punkten gewonnen.

Oh, Pharao! ist das interaktivste Spiel der neuen Kosmos-Reihe. Vom Ablauf her erinnert es an die Siedler von Catan, ohne jedoch das Spielgefühl zu kopieren: So nimmt der Spieler zunächst eine weitere Karte (entspricht Rohstoffe auswürfeln), handelt mit den Mitspielern und baut bzw. spielt Dieb oder Steuereintreiber (sind die aggressiven Elemente entsprechend Ritter und Monopol). Die beiden Regeln, die während eines Spiels in Kraft treten, erzeugen einen leichten Spannungsbogen, weil der Bau erleichtert und die Wertung von Pyramiden erschwert wird. Gleichzeitig gibt es keine sicheren Pyramiden, weil ein Dieb eine wichtige Karte rauben kann.
Das Spiel bietet für eine knappe Dreiviertelstunde gute Unterhaltung: Die Spieler haben reichlich Einflussmöglichkeiten gepaart mit ein wenig Zufall. Dabei spielt sich Oh, Pharao! recht locker. Für mich ist es das beste Spiel der neuen Reihe. (wd)

Steckbrief
Oh, Pharao!
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Thilo Hutzler Kosmos 3 - 4 Spieler ab 10 Jahre ca. 40 Minuten Michael Menzel