PatchworkPatchwork

Ich werfe einfach mal den Namen Uwe Rosenberg in die Runde und ihr denkt einen kurzen Moment darüber nach, was für Spiele ihr die letzten fünf bis sieben Jahre mit diesem Namen verbindet...
Wahrscheinlich ist es euch so gegangen wie mir, da kommen Spiele wie Agricola, Le Havre, Vor den Toren von Loyang, Ora et labora, Merkator, Caverna, Die Glasstraße oder Arler Erde in den Sinn. Alle relativ komplexe Schwergewichte mit entsprechender Spieldauer. Daher war ich ganz schön überrascht, im letzten Herbst bei Lookout ein Zweipersonen-Legespiel von Uwe vorzufinden Kann das wahr sein, so leichte Kost? Patchwork musste ich mir genauer anschauen. War Patchwork früher eine Textiltechnik, Stoffreste zu neuen Kleidungsstücken oder anderen nützlichen Dingen zu recyceln, ist es heute eher ein Hobby, bei dem Textilkünstler schöne Kunstwerke entstehen lassen. Und auch wir Spieler müssen uns daran versuchen.

Zwei der vielen StoffresteBei Patchwork geht es darum, eine 9x9-Felder große Decke (das persönliche Spielbrett) mit allen möglichen Stoffresten, die aus spieltechnischen Gründen leider aus Pappe bestehen müssen, zu verschönern. Nicht bedeckte Felder bringen am Ende zwei Minuspunkte. Das will man gerne, kann es aber nicht ganz verhindern. Alle möglichen Stoffreste bezieht sich nicht nur auf die bunten Farben, sondern auch auf die Formen. Ein Flicken kann drei oder auch acht Felder groß sein. Seine Erscheinung ist ein T, ein L, ein Z, ein H, oder eine andere Form. Auch hängen noch unterschiedlich viele Knöpfe an den Stoffresten, mal keiner, mal drei. Und sie sind ganz unterschiedlich was den Preis angeht, sie zu bekommen, und der Schwierigkeit sie zu vernähen, was sich in der verbrauchten Zeit äußert. Wer jetzt das Gefühl bekommt, huch das ist ja vielleicht nicht nur leichte Kost, liegt vollkommen richtig.

Die Auslage der Teile und die ZeitleisteNeben den Decken wird zentral auf dem Zeitplan und dem darum angeordneten Flickenkreis mit der Spielfigur agiert. Die Zeitleiste ist nur 53 Felder lang. Immer wer sich darauf hinten befindet, ist an der Reihe, eventuell also mehrmals. Entweder kann man sich direkt vor den Konkurrenten setzen und für jedes übersprungene Feld einen Knopf (das Geld bei Patchwork) bekommen. Das wird eher zu Beginn des Spiels passieren, oder wenn man dringend Geld braucht. Hauptzug aber ist, sich einen Flicken zu kaufen, aber nur einen der nächsten drei im Uhrzeigersinn von der Spielfigur aus gesehen, die dann an den Platz kommt. Nachdem der Flecken eingebaut wurde, muss noch der persönliche Zeitstein entsprechend des Flickens vorgerückt werden. Überschreite er dabei einen aufgedruckten Knopf, gibt es frisches Geld, soviel wie sich Knöpfe auf den vernähten Flicken(!) befinden.

Eine andere Perspektive auf die AuslageIdeale Flicken zu bekommen, die genau in eine Lücke passen, dabei aber nicht kosten, kaum Zeit verbrauchen, viel einbringen, und zudem erreichbar sind, wird eher die Ausnahme sein. Man muss also Kompromisse eingehen und den besten zu finden macht einen großen Reiz aus. Vielleicht ein nicht optimal passendes Teil kaufen, um gleich nochmal dran zu sein oder viele Knöpfe drauf zu haben. Diese Knöpfe sollte man auf keinen Fall aus den Augen lassen, um später nicht unter Geldmangel zu leisten, so dass die Züge praktisch erzwungen werden. Auch nicht die Kosten der einzelnen Flicken, denn die Zeitleiste ist kurz und die Position darauf nicht unwichtig.

Der Anfang der Decke und das ZwischenzielHatte ich anfangs gedacht, dass es schwierig sein müsste, eine zusammenhängende Decke zu nähen, zeigte sich doch schnell, dass die unterschiedlichen Formen das doch ermöglichen. Dabei helfen auch fünf einzelne Flicken, die man über den Zeitplan bekommen kann, um damit einzelne Löcher zu stopfen. Somit ist ein Sonderplättchen für ein erstes, zusammenhängendes 7x7-Quadrat, Wert sieben Punkte durchaus erreichbar. Alle erworbenen Knöpfe werden gegen die Minuspunkte aufgerechnet, damit ergibt sich der Sieger.

Patchwork ist vielleicht leichte Kost was andere Rosenberg Spiele angeht, hat es aber doch in sich. Eine gewisse strategische Tiefe ist nicht zu verleugnen, aber diese überdeckt das Spiel nicht. Das macht eine Partie angenehm kurzweilig und doch bleibt es bis zum Schluss spannend. Die Einfachheit des eigentlichen Spielzugs macht es leicht in das Spiel hineinzukommen. Erst nach und nach offenbaren sich die Möglichkeiten und Notwendigkeiten. Zudem ist die Spieldauer mit maximal 30 Minuten erfrischend kurz. Daher ist Patchwork auch für Gelegenheitsspieler geeignet. Als Spiel für Zwei hat Patchwork bedauerlicherweise keine Chance bei der Jury Spiel des Jahres, da ja dort Familienspiele im Focus stehen. Eigentlich schade. (mw)

Steckbrief
Patchwork
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Uwe Rosenberg Lookout Games 2 Spieler ab 8 Jahre ca. 30 Minuten Klemens Franz