Queen Games Logo Zu Besuch bei Queen Games

Der Weg zu Queen Games beginnt natürlich mit einem Termin und danach mit einem Straßennamen, den man nur schwer korrekt schreiben und noch viel weniger aussprechen kann: Langbaurghstraße heißt sie und befindet sich in einem kleinen Industrieviertel nördlich von Troisdorf. Die Nummer 7 war leicht gefunden und ein kleines, dezentes Schild zeigte uns, dass wir unser Ziel gefunden hatten.

Bevor wir aber nun eintreten und ein wenig über unseren Besuch erzählen, blicken wir ein wenig in die Geschichte des Verlags zurück. Sie war einmal stark verbunden mit dem Laurin Verlag, den heute kaum noch jemand kennen dürfte, auch weil er schon seit geraumer Zeit nicht mehr existierte. Zu Beginn waren Carrombretter das Produkt des Verlags und dieses Carrom folgte der Queen: Queen Carrom Spielwaren GmbH ist der offizielle Name des Verlags, den wir umgangssprachlich nach seinem Label "Queen Games" oder liebevoll abgekürzt "Queens" nennen.

Da wären wir also bei Queen Games, das Logo, dass im Fenster steht. Begrüßt werden wir zunächst von Bernd Dietrich, dem Produktmanager und dann von Susanne Giger, der Pressesprecherin, die gleichzeitig auch für die Kinderspiele verantwortlich ist. Wir werden kurz herumgeführt und begrüßen Rajive Gupta, Inhaber und Marketingverantwortlicher sowie Beate Haasbach-Gupta, die Prokuristin. Entsprechend schnell geht der Rundgang durch die Büros. Die vier Büros sind mit einem Flur verbunden, auf dem Plakate der Queens Spiele hängen. Küche und Sanitäranlagen vervollständigen den Bereich.

Lagerhalle und Archiv

Durch eine Metalltür geht es weiter. Nun kommen wir in die Lagerhalle, Hier stehen Paletten neben Paletten. Mal sind sie nach Spielen sortiert, manchmal sind es gemischte Pakete, bereits verpackt für einen Adressaten. In der Halle stand früher einmal die Fräse für die Carrombretter. Sie ist längst verkauft. Das einzige, was hier noch an Produktion erinnert, in die Verpackungsmaschine. Bernd Dietrich führt sie uns kurz vor. Danach geht es weiter durch die Halle zu einem kleinen, angrenzendem Raum: Das Archiv. Früher einmal war es der notwendige, abgetrennte Lackraum Heute lagern hier nicht nur Exemplare sämtlicher Queens Spiele, sondern auch viele andere Spiele, die oft für Recherchen benutzt werden. Auch der ein oder andere Prototyp befindet sich hier. Es ist eben nicht nur ein Archiv, sondern auch ein Stauraum für tagesaktuelle Dinge.

Susanne Giger und Bernd Dietrich Wir begeben uns zurück in das Büro von Bernd Dietrich. Auch hier stehen Prototypen und Spiele herum. Hinter uns befindet sich ein Whiteboard und wir erkennen Notizen, die zu Batavia gehören. Wir fragen nach und erfahren so einiges über die Geschichte von Batavia.
Recherche und Entwürfe für Batavia Zwei Dinge wussten wir über das Spiel schon vorher: Der Name Batavia war der frühere Name der Stadt Djakarta und das Spiel gab es, abgesehen von diversen überarbeiteten Details, schon einmal als Moderne Zeiten bei Jumbo auf dem Markt. Wir kennen Moderne Zeiten nur von Manfred Wahls Rezension, haben es aber nie selber gespielt, Batavia hingegen schon.
Wir erfahren ein wenig aus der Geschichte: Es gab genau fünf Länder, die sich in Südostasien engagierten. Wenn wir auf die abgebildete Tafel sehen, so überlappen sich die Zeiträume auch um wenige Jahre. Dieses Fakt kam der Gestaltung des Spiels entgegen. Des Weiteren wurden Details verändert, so z. B: sind die Güter nun auf Plättchen und damit ihre Auslage jedes Mal verschieden.
Wie verzichten hier auf weitere Details und gehen der Frage nach, was einen Spieleverlag motiviert, so genau bei Spielen zu recherchieren. Für Queen Games gibt es hier gleich zwei Antworten. Die eine klingt trivial, ist er aber nicht: Das Spiel soll stimmig sein. Dazu müssen die historischen Gegebenheiten möglichst genau wiedergegeben sein, wie z. B. die jeweiligen Flaggen. So mancher mag über den "fehlenden" Franzosen bei Batavia und noch mehr über den "fehlenden" Deutschen in "Giganten der Lüfte gestolpert sein. Sie fehlen nicht, nur sind die Flaggen heute anders als zu der Zeit, in der die Spiele spielen.
Der andere Grund für die geographische und geschichtliche Treue liegt bei Bernd Dietrich. Mit der Marine um die Welt gefahren, liegt eine Verbindung zur Geographie und auch zur Geschichte vor. Und wo Interesse und Wissen vorhanden ist, da wird Wert auf Korrektheit gelegt.
Ganz nebenher verrät uns dann Bernd Dietrich noch ein paar Dinge. So betrachtet er den historischen Schulatlas von Friedhelm Wilhelm Putzger als unerlässlich für einen Verlag, der Spiele in der Historie ansiedelt. Ja, und damit sind wir beim nächsten Punkt. Queens Spiele sollen als dem Alltag in eine spannende Welt entführen. Dabei ist es egal, ob diese Welt in Asien oder im Norden Europas oder sonst wo auf der Welt liegt. Für ein Abenteuer darf man ebne Reisen, und hier auch durch die Zeit. Mit diesem Anspruch wäre ein Spiel wie "Die Macher" unter diesem Thema undenkbar.
Bleibt noch der Titel für die Spiele. Wohlklingend muss er sein, eben ein Wort wie zum Beispiel Batavia, das durch seine vielen Vokale einen eigenen Wohlklang mitbringt.

Rajive Gupta und die Auszeichnungen in seinem Büro Die Kreativität bei Queens erfahren wir dann am eigenen Leib. Wir hatten Prototypen mitgebracht. Nach dem Spiel des zweiten Prototyps zückt Bernd Dietrich den Bleistift, skizziert eine Idee. Das Thema unseres Spiels wird friedlicher, ohne dass der Mechanismus geändert wird. Der Fantasie wird freien Lauf gelassen. Wir bekommen eine ganz andere Präsentation für unser Spiel. Mit einem Mal hat unser Kampfspiel keine Kämpfe mehr, die Burgen werden zu Wohnhäuser und die Marktplätze zu engen Gassen. Dafür Reisen wir nach Italien. Alles, was wir eben gehört haben, spüren wir nun und es gefällt.

Jetzt wissen wir, woher die vielen gute Spielen kommen. Der Ansatz stimmt bei Queen Games und ergab in den letzten beiden Jahren je zwei Nominierungen zum Spiel des Jahres. Das hatte bisher kein anderer Verlag. Damit kommen wir zum Abschluss. Wir unterhalten uns über das breite Spektrum der Queens Spiele. Vom einfachen, schnellen Familienspiel wie Seeräuber und Der Dieb von Bagdad über Batavia bis hin zum großen Strategiespiel á la Wallenstein reicht die Palette. Wir haben diese ganze Palette der Spiele gesehen und es ist schon erstaunlich, was da alles aus Troisdorf gekommen ist … und was da noch kommen wird. Auf der Spiel '09 werde ich jedenfalls die Queens Spiele mit einem anderen Auge sehen.

Mit ganz herzlichem Dank an Queen Games. (wd)