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Magic: die Zusammenkunft und Die Siedler von Catan: das Kartenspiel - ein Vergleich

Es war einmal ein Küstenzauberer -wir wollen ihn der einfachheithalber einmal Tim nennen-, der hatte die kluge Idee, allen Menschen die Magie näherbringen zu wollen. Damit nun ein jeder seine Magie lernen wollte, erschuf Tim über 300 verschiedene Zauber, aus denen ein jeder seine Zauber auswählen konnte. Doch nun wollten seine Zauberlehrlinge ihre Kräfte miteinander messen. So erdachte sich Tim Magieduelle. Diese Duelle waren beliebt, aber leider sehr oft tödlich. Deshalb wurden aus den Zaubern Spielkarten, auf das die Duelle gemütlich am Tisch ausgefochten werden konnte. Die Zauberer wurden zu Spielern, die ausgewählten Zauber zu Decks. Und weil immer mehr Spieler Geld für neue Zauber auszugeben bereit waren, dachte sich Tim etwa zweimal im Jahr neue Zauber aus. Und jedesmal kauften die Spieler diese Zauber, änderten ihre Decks und hofften auf mehr Zauberkraft.
Etwas später entdeckten Pioniere einen neuen Kontinent, den sie Catan nannten. Dieser neue Kontinent war sehr fruchtbar, und sie besiedelten ihn. Zunächst bauten sie Dörfer und Straßen, später auch Städte. Aber die Dörfer und Städte blieben trist, denn sie waren alle gleich. So kamen die Siedler auf die Idee, ihre Dörfer und Städte unterschiedlich auszubauen. Sie erschufen nun unterschiedliche Gebäude mit vielfältigen Funktionen. Ein Vergleich aber, wer die besser gebaut hatte, war nicht möglich, denn es dauerte lange, die Gebäude zu errichten. Deshalb wurden sie auf Karten gebannt, und es entstand das Siedlerturnier.

So oder ähnlich könnte die Geschichte zu zwei der derzeit erfolgreichsten Spiele auf dem deutschen Spielemarkt lauten. Magic: die Zusammenkunft ist ein Spiel, bei dem die Karten in Wundertüten verkauft werden. Die Spieler setzen aus den verfügbaren Karten ihr Deck zusammen, die ausgewählten Karten, mit denen sie ein Spiel - sinnigerweise Duell genannt - bestreiten wollen.

Für das Siedler-Kartenspiel gibt es seit April den Turnierset, eine Ergänzung zu dem bisherigen Spiel. Mit Einführung dieses Sets bereiten die Spieler ebenfalls ein Deck vor, mit dem sie dann das hier Turnier genannte Spiel absolvieren. Damit stellt sich die Frage, wie weit sich das Siedler-Kartenspiel und Magic: die Zusammenkunft ähneln, da auch der Ablauf eines Spielzug, Ressourcen bekommen, Karten spielen, Zug abschließen, gleich ist. Das Spielziel hingegen ist offensichtlich unterschiedlich. Bei Magic geht es darum, den Gegner zu vernichten, während bei den Siedlern ein Fürstentum aufgebaut wird.

Die Ressourcen ergeben sich bei beiden Spielen aus den Ländern. Bei Magic liefern die meisten Länder eine Ressource, Mana - die Kraft zu zaubern. Sie erneuert sich in jedem Zug. Verwendet ein Spieler das Mana aus seinen Land, wird die entsprechende Karte um 90 Grad gedreht, so daß sie quer liegt. Diesen Vorgang nennt man Tappen und zeigt den Verbrauch der Ressource an. Beim Siedler-Kartenspiel enthält eine Landschaft 0 bis 3 Ressourcen: Rohstoffe. Wird ein Rohstoff der Landschaft verbraucht, so wird auch hier die Karte um ein Viertel gedreht, wodurch sie einen Rohstoff weniger enthält.

Die Erneuerung von Ressourcen wird in Magic durch das Enttappen geregelt; dazu dreht der am Zug befindliche Spieler die quergedrehten Karten einfach wieder in Längsrichtung. Das Siedler-Kartenspiel enthält im Gegensatz zu Magic einen Glücksfaktor, denn die neuen Ressourcen werden ausgewürfelt. Dazu ist auf jeder Landschaft ein Würfel abgebildet. Wird die entsprechende Zahl gewürfelt, so wird die Landschaft auf einen Rohstoff mehr gedreht. Zusätzlich gibt es noch einen Ereigniswürfel, der Ressourcen verändern kann. Die Würfelwürfe gelten auch für den nicht am Zug befindlichen Spieler.

Die unterschiedliche Gewinnung von Ressourcen spiegelt sich auch im Spielaufbau wider. Bei Magic ist der Tisch bis auf die beiden Decks der beiden Spieler leer. Beim Siedler-Kartenspiel beginnt das Spiel bereits mit einem Fürstentum, bestehend aus zwei Dörfern, einer Straße und sechs Landschaften. Die Landschaften sind dabei bereits mit je einem Rohstoff gefüllt, damit erste Ausbauten glücksunabhängig erfolgen können. Bei Magic wird im ersten Spielzug in der Regel zunächst ein Land ausgelegt, womit auch hier die erste Mana verfügbar ist. Somit läßt sich hier, entsprechende Karten auf der Hand, der erste Zauber bewerkstelligen.

Die Ressourcen werden überwiegend in der Kartenspiel-Phase benötigt. Der am Zug befindliche Spieler verwendet hierbei eine vorgegebene Anzahl von Ressourcen, um damit weitere Karten ins Spiel zu bringen.

Besitzt bei den Siedlern ein Spieler die entsprechenden Ressourcen, hat der Mitspieler keine Möglichkeit, dies zu verhindern. Bei Magic hingegen gibt es Möglichkeiten, gegnerische Zauber zu verhindern oder sogar dem Gegner in dessen Zug Schaden zuzufügen. Diese Interaktionen erfordern ein umfangreiches, komplexes Regelwerk. Deshalb ist bereits eine vereinfachte Version namens Portal angekündigt, die adäquat dem Basisset des Siedlerkartenspiels einen schnellen Einstieg ermöglicht.

Betrachten wir nun die Karten näher. Beide Spiele enthalten sowohl Karten, die dauerhaft im Spiel bleiben, als auch Karten, die nur einmal wirken. Die dauerhaften Karten verbrauchen in beiden Spielen Ressourcen. Anders sind hier die Karten mit Einmaleffekten, die in Magic Mana verbrauchen, jedoch bei den Siedlern keine Rohstoffe erfordern. Die Farben der Karten hingegen dienen der optischen Unterstützung und vereinfachen das Regelwerk und die Kartentexte, stellen aber keine spieltechnische Gemeinsamkeit dar.

In beiden Spielen gibt es Karten, die eine ähnliche Funktion erfüllen. So zum Beispiel die Ressourcenlieferanten, Karten, die andere Karten beseitigen und die bereits besprochenen Ländereien. Beispielhaft beschreiben wir die Ressourcenlieferanten. Es gibt sie sowohl für den einmaligen als auch für den dauerhaften Gebrauch. So erfordert der schwarze Ritus in Magic ein Mana und liefert deren drei. Eine entsprechende Karte bei den Siedlern ist der Erfinder, der es erlaubt, eine Gebirgslandschaft mit drei Erzrohstoffe aufzufüllen. Beispiele für dauerhafte Lieferanten sind der Sonnenring in Magic und die Zollstation bei den Siedlern. Bei ihnen beachten beide Spiele streng ihr Spielprinzip, und so stehen die Ressourcen bei Magic in jedem Zug zur Verfügung während bei den Siedlern immer noch ein entsprechender Würfelwurf benötigt wird.

Bedingt durch das unterschiedliche Spielziel gibt es viele Karten, die kein Gegenstück im anderen Spiel haben. In Magic sind dies unter anderem alle Karten., die dem Gegner Schaden zufügen können. Bei den Siedlern sind das alle Karten mit Siegpunkten.

Ein Wort noch zu den Kreaturen, wo ein Vergleich mit den Rittern naheliegt: sie gleichen sich optisch durch Ressourcenkosten, Bild, zwei Zahlenwerte, Beschreibung und ihre Benennung, und es handelt sich jeweils um Lebewesen. Die Funktion im Spiel weist jedoch nur geringe Gemeinsamkeiten auf.

Verlassen wir die spieltechnischen Details und wenden uns den Bildern zu. Für Magic engagiert Wizards of the Coast verschiedene Künstler, die jeweils einige Karten einer Erweiterung illustrieren. Die Darstellungen der Zaubersprüche sind phantastisch. So gibt es Illustrationen, die wir uns als Bild an die Wand hängen würden. Bei einigen fragen wir uns allerdings, wie man so etwas drucken kann. Das Siedler-Kartenspiel stammt aus einer Feder. Es ist stimmig und gibt die richtige Atmosphäre für den Aufbau von Fürstentümern wieder. Der künstlerische Weg beider Firmen stimmt mit der Ausrichtung des jeweiligen Spielsystems überein.

Als letzten Punkt vergleichen wir den finanziellen Aufwand für den Spieler: eine Turnierausstattung für das Siedler-Kartenspiel kostet weniger als 50 DM. Im Turnierset ist ein weiterer Set für die Essener Spielertage 1997 in Aussicht gestellt (Er erscheint voraussichtlich erst Essen '98). Ändern sich weder Preisrahmen, noch die Komplettabgabe, so bleiben Sets gut erschwinglich.

Formell läßt sich Magic mit einem Starterpack zu ca. 17 DM beginnen. Real kann damit kein Duell gespielt werden; der Zukauf von Karten ist notwendig. Diese werden in Wundertüten verkauft, so daß gewünschte Karten nur nach dem Prinzip Hoffnung erhältlich sind. Daraus entwickelte sich ein Einzelkartenmarkt, bei dem seltene Karten mehr als eine Wundertüte kosten, in Einzelfällen sogar mehr als 30 DM. Zudem erscheinen regelmäßig Erweiterungen mit vielen neuen, oft wirkungsvolleren Karten. Dadurch werden Spieler angeregt, die neuen Karten zu kaufen. Es liegt beim Spieler, wie viel er für neue Karten ausgibt, dreistellige Summen pro Erweiterung sind keine Seltenheit.

Beide Spiele sind Zwei-Personen-Kartenspiele, deren große Gemeinsamkeit in der Deckkonstruktion besteht. Der grundsätzliche Unterschied liegt im Spielziel, das einmal konstruktiv, einmal destruktiv ist. Dadurch können ähnliche Spielelemente nicht mehr dafür herhalten, die Spiele gleichzusetzen.

Für uns besteht die Stärke der Siedler in der Übersichtlichkeit der Karten und den klaren Regeln; Magic überzeugt durch seine Kombinationsmöglichkeiten und seine hohe Komplexität. Wir werden sowohl Wundertüten der nächste Magicerweiterung als auch den nächsten Siedler-Set erwerben.