Sudoku

Das Zahlenrätsel, das heute unter dem Namen SUDOKU (aus dem Japanischen: Su = Nummer, Zahl; Doku = eine, einzeln) bekannt ist, wurde wahrscheinlich bereits im 18. Jahrhundert entwickelt. Es geht darum, in ein 9x9 Raster die Ziffern 1-9 so einzutragen, dass in jeder Spalte, jeder Zeile und jedem 9er-Unterraster jede Ziffer nur einmal vorkommt. Dabei sind einige Ziffern bereits vorgegeben, der Rest muss erknobelt werden. Zu neuem Leben erweckt wurde die Rätsel dann wieder in den 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts in Japan. In Europa entwickelte sich seit Herbst 2004 eine regelrechte Manie, nachdem Sudoku über Umwege die englische Tageszeitung "The Times" erreicht hatte. Heute gibt es Sudoku-Rätsel in vielen Tages- und Wochenzeitungen, Magazinen, Büchern und natürlich im Internet. Und auch die Spielverlage haben sich dieses Themas angenommen. Im Grunde ist Sudoku eine interessante, die Gehirnzellen fordernde Einzelbeschäftigung. Daraus ein Spiel für mehrere machen? Die mir vorliegenden Spiele (s. u., weitere sind bereits erscheinen oder werden in Kürze erscheinen) habe ich gerade unter diesem Aspekt näher betrachtet.

Spielestapel Mit allen Spielen, bis auf eine Ausnahme, ist es möglich Sudoku-Rätsel zu lösen, dem Spiel beiliegende oder andere, wo immer man sie auch finden mag. Bei jedem Spiel variiert dabei die Vorgehensweise.
Bei den Noris hat man nur das Spielbrett und runde, einfarbige Plättchen zum Drauflegen.
Clementoni bietet farbige Zahlenplättchen, die den Überblick enorm erleichtern und kleine, ich nenne sie mal Merkerplättchen. Mit diesen kann man die Zahlen markieren, die noch in ein Feld passen könnten. Eine nette Idee, aber unter Hardcore-Knoblern absolut verpönt. Ravensburger kommt mit wasserlöslichen Faserschreibern und einem abwischbaren Spielplan daher. Die Küchenrolle muss man allerdings selbst beisteuern. Piatnik hat neben den üblichen Zahlenplättchen farbige, mit japanischen Schriftzeichen (für die vier Himmelsrichtungen bzw. Jahreszeiten und die Ziffer '9') versehene Plättchen. Zudem kommen dort die Rätsel von einer DVD. Das Kosmos-Spiel schließlich versteht sich in erster Linie wirklich als Spiel, liefert keine eigene Rätsel mit, hat aber für die Kleinsten die Spielplanrückseite mit einem 6x6 Raster überzogen und entsprechende Plättchen mit Tiermotiven beigelegt. Die Ausnahme, von der ich gesprochen habe, bildet das Spiel von Winning Moves, womit ich dann auch gleich in den Vergleich der Spielideen einsteige.

Die Packung beinhaltet vier identische, andersfarbige Sätze mit je 100 unterschiedlich schweren Rätseln, vier Stifte und eine Sanduhr. Bei mehreren Spielern erhält jeder das gleiche Blatt. Dann wird geknobelt, bis der erste fertig ist, oder eine gewisse Zeit verstrichen ist. Für jede richtige Ziffer gibt es dann einen Punkt. Eine Besonderheit ist noch das Heft mit Tipps (!). Gegen Bezahlung von neun Punkten darf man sich die obere oder untere Reihe ansehen, die Ecken kosten logischerweise nur vier Punkte. Nur dafür übrigens braucht man die Sanduhr. Spielt einer alleine, soll man die benötigte Zeit stoppen, um später anhand der drei anderen Kopien zu versuchen seine Zeit zu verbessern. Wie viel später muss später sein, damit man nichts mehr von der Lösung im Kopf hat? Die Winning Moves Ausgabe war für mich die große Enttäuschung unter den Sudoku-Spielen.

Karte Noris bietet gleich zwei Verpackungen an. Die kleine, rote für einen Spieler, nein Knobler, denn damit ist nur Standard-Sudoku möglich. Erst die große, blaue mit zwei Spielbrettern und Ziffernsätzen erlaubt ein Team- bzw. Einzelspiel gegeneinander. Hat das Team, das zuerst fertig wurde, die richtige Lösung, gewinnt es, anderenfalls die Gegner. Auch hier hat man sich nicht allzu weit vom Standard Sudoku entfernt, ein Spielgefühl will noch nicht so recht aufkommen, wenn auch der Wettkampfgedanke schon Einzug gehalten hat..

Bei Piatnik werden die Aufgaben per DVD gestellt. Zudem furniert der DVD-Player als etwas überdimensionierte persönliche Stoppuhr, sodass sich jeder Mitspieler mit der Bedienung auskennen muss. Zwei Spielvarianten werden angeboten.
Beim Logikspiel gilt es das Sudoku-Rätsel korrekt zu lösen. Wer nicht erklären kann, warum eine Ziffer genau auf den gelegten Platz gehört, erhält Strafsekunden und muss erneut versuchen. Beim Zeitspiel heißt es, möglichst schnell eine Ziffer korrekt abzulegen. Letztendlich muss dabei kein korrektes Sudoku entstehen. In beiden Fällen gibt nach Beendigung des Spiels die DVD den Sieger bekannt. Leider habe ich wohl eine der knapp 5% fehlerhaft produzierten DVDs erwischt. Damit war Navigieren nur äußerst mühsam möglich, einige Funktionen gar nicht anwählbar. Das trübt natürlich den Spielspaß. Als Information für Leidensgenossen: Eine funktionierende Ersatz-DVD kann über sudoku@tactic.net mit dem Code 'ver023' bezogen werden. Das konnte ich allerdings in der Kürze der Zeit nicht realisieren.

Wie gerade schon vorgekommen, muss auch beim Ravensburger Sudoku keine vollständig korrekte Lösung entstehen. Nachdem eine vorgegebene Aufgabenstellung auf dem Spielplan übertragen wurde, hat nacheinander jeder der bis zu vier Mitspieler Gelegenheit, innerhalb von 30 Sekunden eine Ziffer in seiner Farbe entsprechend der Sudoku-Regel einzutragen. Am Ende werden die eingetragenen Ziffernwerte addiert und so der Sieger ermittelt. Das Handling mit der Sanduhr ist umständlich und ärgerlich, sie wird man bald weglassen. Das geht jedoch nicht in der Fortgeschrittenenvariante, bei der jeder 30 Sekunden lang Ziffern eintragen kann. Hier kommt dann tatsächlich so etwas wie ein Wettkampf zustande, der allerdings nur mit mehreren Runden und wechselnden Startspielern fair ist. Aber ein Spiel ist das immer noch nicht.

Das ändert sich mit der Kosmos Ausgabe, für die Mathematiker Reiner Knizia verantwortlich zeichnet. Wer an der Reihe ist, zieht ein verdecktes Zahlenkärtchen und legt es gemäß den Sudoku-Regeln auf den Spielplan. Für jedes Plättchen, das bereits im entsprechenden Block, der Spalte und Reihe liegt, gibt es einen Punkt. Hier gilt es also zu ermitteln, wo ein Plättchen am meisten einbringt. Einerseits ist der beste Platz ziemlich vorbestimmt, man muss ihn nur finden, andererseits kommt natürlich durch das verdeckte Ziehen eine Glückskomponente ins Spiel. Aber es ist zumindest ein Spiel. Und daher ist es auch möglich, die oben schon erwähnte Sudokids-Variante zu integrieren. Die Tiersymbole sind zwar ansehnlich, aber wären für dieses Kinderspiel ab sechs Jahren (i-Dötzchen) handliche Ziffernkärtchen nicht pädagogisch wert- und sinnvoller?

zeichen Clementoni nennt seine Variante Challenge Sudoku. Hier ist der Ausgangspunkt ein vollständig, mit verdeckten Ziffernplättchen belegter Spielplan. Wer an der Reihe ist, deckt zunächst ein Plättchen auf. Passt es, gibt es für jedes aufgedeckte Plättchen in der Reihe, Spalte und dem Unterquadrat einen Punkt. Passt es nicht, nimmt man es aufgedeckt zu sich. Anschließend muss ein bereits dort liegendes Plättchen auf dem Plan eingefügt werden. Dafür gibt es 10 Punkte abzüglich der Anzahl der aufgedeckten Plättchen oder sogar 20 Punkte als Basis, wenn man eine 'einzig mögliche Position' findet. Hier hat man wirklich ein Spiel, das langsam beginnt, dann aber immer mehr Dynamik aufnimmt. Da ist zunächst die Entscheidung, welches Plättchen man umdrehen möchte. Sollen damit (viele) Punkte aufgrund der Kompatibilität erzielt werden, versehen allerdings mit einem Risiko. Oder soll ein, am besten einzig möglicher Platz für ein aufgedecktes Plättchen und frei gemacht werden. Dann die Spannung, passt es oder passt es nicht, kommt der Plan zur Anwendung? Hier hatte ich wirklich das Gefühl ein Spiel vor mir zu haben. Auch gibt es eine Solitaire Regel. Ziel ist es dabei, alle Plättchen aufzudecken, ohne drei gleiche in der Hand zu haben.

Die Reihenfolge, in der ich die Spiele beschrieben habe, stellt sogleich eine Wertung dar, zum Schluss hin immer besser, spielerischer werdend. Es ist klar, dass die doch eher starren, einfachen Sudoku-Regeln eigentlich nicht viel an Spiel hergeben. Dabei haben die Autoren bei Clementoni noch das meiste daraus gemacht. Dennoch wird sich auch dieses Spiel nicht gegen die abwechlungsreichen, kurzweiligen, anderen großen Spiele durchsetzen können. Sudoku-Spiele werden kurzzeitig eine Nische besetzen, mehr aber auch nicht. (mw)

Steckbrief

Spielidee Verlag Spieler Alter * Spieldauer * Design
Sudoku, Das Spiel

- Winning Moves 1 - 4

ab 9 Jahre

10 - 45 Minuten

-

Sudoku

Bernd Seckinger

Noris

1; 2+

ab 8 Jahre

10 - 45 Minuten

Michael Rüttinger

Sudoku, DVD Boardgame

-

Piatnik

1 - 4

ab 8 Jahre

30+ Minuten

-

Sudoku

-

Ravensburger

1 - 4

ab 14 Jahre

15 Minuten

-

Sudoku, Das Brettspiel

Reiner Knizia

Kosmos

1 - 4

ab 10 Jahre

ca. 45 Minuten

Bertrand Born

Challenge Sudoku

L. Colovini,
D. DeToffoli,
D. Zaccriotto

Clementoni

1, 2 - 4

ab 7 Jahre

ca. 45 Minuten

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* Hier werden nur die Angaben der Verlage wiedergegeben, ohne dass meinerseits eine Bewertung erfolgt.