Living ForestLiving Forest

Living Forest ist ein Spiel, das mich vom ersten Spiel an in seinen Bann gezogen hat.

Im Ersteindruck habe ich schon eine längere Spielbeschreibung gegeben, die ich hier wiederhole. Wen nur das Resümee interessiert, der lese hier weiter.

Wir sind Naturgeister. Unsere Aufgaben ist es, den Wald zu hegen und vor Feuer zu schützen. Hierbei helfen uns Tiere. Diese sind in drei Gruppen aufgeteilt: normale, Einzelgänger oder gesellige Tiere. Zu Beginn meines Zuges rufe ich sie, d. h., ich decke nach und nach Karten meines Nachziehstapels auf. Die Tiere tragen bis zu fünf Symbole, die mir später, in der zweiten Phase, Aktionen geben können. Solange ich weniger als drei Einzelgänger habe, kann ich zwei unterschiedliche Aktionen, die mir die Tiere und später auch gepflanzte Bäume bringen, durchführen. Habe ich drei aufgedeckt. Ist das Rufen beendet, und ich darf nur eine Aktion durchführen.
Es gibt Magie-Fragmente, die man durch eine Aktion bekommt. Sie erlauben, das letzte aufgedeckte Tier abzulegen, um so doch wieder zwei Aktionen durchführen zu können.

Haben alle ihre Ruf-Phase abgeschlossen, führt reihum jeder in der nächsten Phase seine Aktionen aus. Ich kann Feuer löschen, Bäume pflanzen, neue bessere Tiere anlocken, Magiefragmente nehmen oder mich auf dem Steinkreis bewegen.

Werden Tiere angelockt, entstehen für die nächste Runde Brände im Wald. Werden sie dann nicht weit genug gelöscht, bekommen die zu sorglosen Spieler Feuerwarane in ihr Deck. Dies sind Einzelgänger ohne Symbol, die ich mit einem Fragment wieder abgeben kann, wenn sie aufgedeckt werden.

auslage

Auf dem Steinkreis bekomme ich ein Fragment oder darf eine bestimmte Aktion durchführen. Überhole ich einen Mitspieler, darf ich ihm ein Bonusplättchen entführen. Eine Flamme, einen Baum oder eine heilige Blume bekommt jeder am Spielbeginn. Dies sind die drei Dinge, um die es geht. Bonusplättchen zählen jeweils zu den entsprechenden Siepunkten hinzu.
Hat ein Spieler 12 Flammen gelöscht oder 12 unterschiedliche Bäume gepflanzt oder sind 12 heilige Blumen sichtbar, ist das Spiel beendet. Von allen, die jetzt 12 Punkte in einem Bereich haben, gewinnt derjenige mit der größten Gesamtsumme.

In den ersten Spielen kam der Verdacht auf, dass der Sieg durch Feuer sehr häufig errungen wird, doch schnell stellte sich heraus, dass er auch am besten verhindert werden kann. Ich habe schon jedes der Siegkriterien erlebt; Feuer kann gut verhindert werden, Bäume kommen recht gleichmäßig voran, der Sieg durch Steinblumen überrascht oft die Mitspieler, und manchmal sogar den Sieger selbst.

Der Kauf von Karten für das neue Deck muss gut überlegt sein, denn starke Karten für einen Bereich bringen oft negative Effekte in einem anderen: Ein weiterer Einzelgänger im Deck bremst dieses gewaltig, ein geselliges Tier beschleunigt es, hat aber fast immer stark negative Effekte in einem Aktionsbereich. Achtet man nicht darauf, kann es passieren, dass man eine Aktionsart nur sehr schwer durchführen kann. So sollte man nicht nur Tiere kaufen, wenn man es kann, sondern auch genau überlegen, ob sie in das eigene Deck passen.

Nur auf das eigene Spiel zu schauen, bringt ziemlich sicher eine Niederlage, die Mitspieler müssen beobachtet, ihre Möglichkeiten erkannt werden. So wird die Bewegung auf dem Steinkreis oft unterschätzt. Wie wichtig diese ist merken viele erst, wenn sie von einem Mitspieler in einer Runde zweimal überholt und beklaut werden. Achtet man nicht auf alle Mitspieler, wird man schon mal zum Königsmacher.

Ein Wald entsteht

Vom Verlag wird das Spiel als Familienspiel bezeichnet. Ich sehe es eher als Kennerspiel. Man kann es einfach aus dem Bauch heraus spielen. In der richtigen Gruppe wird es zu einem knallharten Taktikspiel.
Interaktion findet man in vielen Formen. Direkt durch das Überrunden, doch auch indirekt durch das Wegkaufen von Bäumen oder den Verzicht aufs Löschen, weil die anderen dann Feuerwarane bekommen.
Die Illustrationen, bis auf die nicht so schönen Spielerfiguren, sind grandios. Die Bilder fordern zum Spielen auf.

Living Forest beschäftigt mich und meine Mitspieler in fast allen Gruppen auch nach Spielende. Oft kommt es zu „Was wäre wenn?“- Diskussionen. Es wird analysiert, was man hätte besser machen können, welche Aktionen einen eiskalt erwischt haben. Das Spiel bleibt im Kopf, weil es mich und die Mitspieler bewegt, uns nicht nur als Ausführende nutzt, sondern uns wirklich hineinzieht.

Durch die drei Spielende-Bedingungen, bei denen man auch während des Spieles noch mal den Schwerpunkt wechseln kann, und die unterschiedlichsten Tierzusammensetzungen ist jedes Spiel anders. So kann ich oft etwas Neues ausprobieren, einen anderen Weg zum Sieg finden.

Living Forest wird in meinen Spielgruppen sehr gern gespielt. Immer wieder ist dies die Spielerunde, die sich zuerst findet.

Mit Pusch Your Luck und Deckbuilding überzeugt es diejenigen, die mehr Wert auf Mechanik legen, die Optik und Hintergrundgeschichte lockt diejenigen, die im Spiel etwas erleben wollen. Freude über einen gelungenen Plan, Ärger über Kartenpech oder die Aktionen der Mitspieler, man erlebt das Spiel und ist einfach mit dem ganzen Herzen (und möglichst auch Verstand) dabei, den Wald zu beschützen.
Das finde ich einfach gut. (bd)

Der unerwünschte Keiler
Keiler

In einem waren sich alle Mitspieler bisher einig, das Wildschwein, das jeder in seinem Startdeck hat, gehört auf den Grill!

-2 auf Sonne ist einfach nicht schön!

Steckbrief
Living Forest
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Aske Christiansen Pegasus 2 - 4 Spieler ab 10 Jahre 30 - 60 Minuten Apolline Etienne