FranchiseFranchise

In Zauber- oder Varietéshows behaupten manchmal die Künstler, dass sie die Antworten von befragten Personen vorhersagen können, wenn diese spontan und schnell ohne nachzudenken antworten. Klassiker sind z.B. ‚wähle eine Farbe‘ oder ‚benenne ein großes Tier‘. Die Antworten sind dann fast immer ‚rot‘ bzw. ‚Elefant‘. Wir können hier auch so ein Spielchen machen. Nennt ein großes Franchise Unternehmen. Ich gehe (fast) jede Wette ein, die Antwort ist McDonalds.
Ausschnitt aus der USA-KarteFranchise, das ist unser Thema, denn es soll das gleichnamige Spiel von Queen Games besprochen werden. Auch wenn in Deutschland Franchise weitgehend mit Fastfood und Coffee to go in Verbindung gebracht wird, so sieht das in den USA ganz anders aus. Deswegen wird auch auf einer Karte der USA gespielt. Dort gibt es zahlreiche Sparten, die sich eines solchen Models bediene, seien es Hotel Ketten, Eissalons, Wäschereien, Autowerkstätten, Fitness Studios. Daher haben wir bis zu fünf verschiedene Branchenunternehmen, die durch die zwei bis fünf Spieler vertreten werden. So schön diese Vielfalt ist, dem Spielgefühl tut das nicht gut. Ich kämpfe nicht gegen einen direkten Konkurrenten. Was will die Wäscherei meiner Burger Braterei denn anhaben? So werden nach einiger Zeit von den Spielern auch keine weiteren Filialen mehr eröffnet, sondern nur noch Häuser gebaut, dazu später mehr.

Viele große Franchise Unternehmen haben in der Provinz klein angefangen, und so startet man auch hier mit einer ersten Filiale in einer Kleinstadt, die auch nur diese eine aufnahmen kann. Im Gegensatz zu Großstädten, die Platz für zwei (Portland) bis zu acht (New York) Filialen haben. Nachdem die Startaufstellung gefunden und ein von der Position abhängiges Startkapital verteilt wurde, läuft das Spiel in vier sich immer wiederholenden Phasen ab. Zu Beginn gibt es neues Geld. Dazu werden die freien Plätze in den Städten gezählt, in denen man schon vertreten ist. Das sind am Anfang null Stück, dennoch gibt es einen Dollar entsprechend einer abgestuften Tabelle. Auch bei vielen freien Plätzen, also einer großen Ausbreitung, gibt es maximal sieben Dollar.

KostentabelleDas Geld kann nun dazu verwendet werden, einmal zu expandieren, in eine über eine Straße verbundene, benachbarte Stadt mit einem freien Platz. Dabei sind die Streckenkosten laut einer auf dem Plan aufgedruckten Tabelle zu zahlen, maximal acht Dollar. Über den Daumen, je weiter entfernt und lukrativer (größer) die Stadt, desto teurer die Wegstrecke. Aber auch in Phase 3 kann und sollte Geld eingesetzt werden. Man kann gegen jeweils einen Dollar seinen Marktanteil in den Städten erhöhen, in denen man schon vertreten ist. Das nimmt natürlich einen freien Platz weg, aber wegen Phase 4 sollte man genau abwägen. In dieser Phase 4 schließlich gibt es die Einfluss- sprich Siegpunkte. Das arbeite ich später auf.
Von diesen sich immer wiederholenden Phasen wird nur dann abgewichen bzw. sie werden ergänzt, durch den Einsatz von drei Bonusplättchen. Damit kann man entweder zehn Dollar bekommen, wenn dringend frisches Geld benötigt wird. Oder man expandiert zweimal, um mehr Einkommen zu generieren oder weil eine Route versperrt zu werden droht. Und schließlich kann noch in eine Stadt eine weitere, kostenlose Filiale platziert werden, um die Mehrheit an Häusern in dieser Stadt abzusichern oder anzugreifen.

BonusplättchenWomit wir nahtlos bei der Wertung wären. Besitzt ein Franchise Unternehmen die absolute Mehrheit (mehr als die Hälfte) der Plätze in der Stadt, gibt es die vollen Stadtpunkte (gleich Anzahl der vorhandenen Plätze in der Stadt). Bei komplett bebauter Stadt ohne absolute Mehrheit, sind es nur die halben Punkte für die Mehrheit. Die Stadtscheibe wird entfernt und fast alle Häuser bleiben in der Stadt, vom Gewinner der Stadtwertung allerdings nur eines. Das wiederum ist nun interessant für die sich irgendwann ergebende Regionenwertung. Die großen USA sind nämlich in Regionen mit unterschiedlich vielen Groß- und Kleinstädten unterteilt. Sind alle Großstädte gewertet und alle Kleinstädte belegt, gibt es Punkte entsprechend eines jeweils unterschiedlichen Regionenplättchens für die dann vorhandene Mehrheit an Häusern. Wer Städte in der Region gewinnen konnte, hat durch die Regelung oben dann eventuell weniger Häuser in der Region. Zusätzlich gibt es bis zu vier Siegpunkte für den die Wertung auslösenden Spieler. Nicht uninteressant, denn das muss nicht der Gewinner der Region sein. Wenn eine gewisse Zahl an Regionen gewertet wurde, endet das Spiel. Dann gibt es noch für jede belegte Kleinstadt einen, für jedes nicht eingesetzte Bonusplättchen vier, und je drei Dollar einen Siegpunkt. Nach meinen Erfahrungen kann dies noch zu kleineren Verschiebungen führen, hat aber insgesamt keinen größeren Einfluss auf das Ergebnis.

Kansas und UmgebungWer jetzt denkt, das kommt mir doch irgendwie bekannt vor, hat Recht und spielt schon länger als 20 Jahre. Franchise ist die Weiterentwicklung des Spiels Pfeffersäcke, damals erschienen bei Goldsieber. Der Spielablauf wurde gestrafft und Geldberechnungen vereinfacht, so dass ein leichterer Zugang zum Spiel ermöglicht wurde. Zudem wurde versucht, durch die Regionenwertungen noch etwas Tiefe beizusteuern. Dadurch hat Franchise gegenüber Pfeffersäcke eindeutig zugelegt. Aber dennoch, so richtig will der Funke nicht überspringen. Dabei zählt das sich, wie anfangs erwähnt, nicht einstellende Spielgefühl. Da wäre mehr drin gewesen. Hätten fünf Burger Ketten gegeneinander konkurriert, wären nicht nur ‚Häuser‘ gebaut worden, begleitet dabei von entsprechend lockeren Sprüchen. Dann der sich immer wiederholende Phasenablauf, vor 20 Jahren vielleicht ok, heute nicht mehr. Er bietet bis auf die Sonderaktionen per Bonusplättchen wenig Abwechslung und verlangt hauptsächlich die Entscheidung, wohin expandiert werden soll. Ein zweites Haus in eine Stadt zu bauen ist fast zwangsläufig, um die Aussicht auf die (absolute) Mehrheit zu behalten. Hat man sich in einer Ecke der USA engagiert, und wird dann eingebaut, stellt sich das Gefühl ein, dass man nichts mehr tun und erreichen kann. Auch das tut dem Spiel nicht gut. Ein einmaliges Sonderflugticket würde da schon helfen. Ebenso wie eine andere Farbgebung der Regionen. Im Nordosten gibt es z.B. eine hell- und dunkelviolette Region direkt nebeneinander. Je nach den Lichtverhältnissen für manchen schlecht zu unterscheiden. Und dabei wäre es doch so einfach.

Franchise entwickelt sich spielgemäß langsam und wird zum Schluss immer schneller. Da ist es wichtig, zum richtigen Zeitpunkt die richtige Entscheidung zu treffen und Bonusplättchen einzusetzen. Da in der Regel zwei Regionen nicht gewertet werden, darf man nicht zu spät dran sein. Die Punkteabstände am Ende sind meist nicht so groß, auch wenn es mittendrin mal anders aussehen kann. Zu zweit ist zu wenig Konkurrenz, da spielt jeder für sich. Umgekehrt zu fünft, da kann man leicht eingeschlossen werden. Ich würde Franchise zu dritt oder viert empfehlen. Die Spielidee zu Franchise ist fast zwangsläufig. Sich aus kleinen Verhältnissen hocharbeiten und Einfluss gewinnen. So sind Franchise Unternehmen angelegt und auch viele Spiele z.B. Deckbuilder. Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass bei der Umsetzung der Idee mehr drin gewesen wäre. Schade. (mw)

Steckbrief
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Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Christwart Conrad Queen Games 2 - 5 Spieler ab 14 Jahre ca. 90 Minuten Ian O´Toole