Voodoo ManiaVoodoo Mania

Beim Wort "Voodoo" denkt man in der Regel sofort an die zugehörigen Püppchen, die quasi als Sender für jegliche Arten unangenehmer Behandlung dienen, beispielsweise indem man Stecknadeln in sie hineinpikt. Diesem Umstand folgend prangt auch auf dem Cover von Voodoo Mania ein solches Püppchen und grinst uns herausfordernd an.

Die Herausforderung, die sie für uns bereithält, ist ein kartenbasiertes Wahrnehmungs- und Reaktionsspiel. Auf den doppelseitig bedruckten Karten finden sich auf jeder Seite vier verschiedene Gegenstände in vier verschiedenen Farben. Im Spiel vorhanden sind jedoch jeweils deren fünf. Der kluge Spieler kombiniert also: Unsere Aufgabe ist es, herauszufinden, welcher Gegenstand in welcher Farbe auf einer Karte fehlt, genaugenommen auf der obersten Karte des zentralen Kartenstapels. Die zwei bis sechs Spieler haben das Ziel, als erster ihren kompletten Kartenstapel loszuwerden. Drei Karten davon haben sie stets auf der Hand, alle schauen gleichzeitig auf ihren Karten nach, ob auf einer exakt der Gegenstand abgebildet ist, der auf der Karte in der Mitte fehlt. Ist das der Fall, dann wird die Karte auf den Stapel geknallt und Farbe und Gegenstand laut ausgerufen - natürlich gilt hier: wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Die nun oben liegende Karte gibt das neue Objekt der Begierde vor - und wieder wühlen alle hektisch in ihren Karten ...

Natürlich hat Voodoo Mania das Problem aller Spiele dieser Kategorie: Es gibt Spieler, die sie gut beherrschen und solche, die sie nie beherrschen werden - wenn beide zusammen am Spieltisch sitzen, kann Letzterer nur fasziniert oder angewidert zuschauen, wie der Partner seinen Kartenstapel durchjagt. Eigentlich gehöre ich eher ersterer Kategorie an - nicht jedoch bei diesem Spiel. Daraus folgt: Es ist anspruchsvoll. Die fünf Gegenstände und Farben geistig immer schnell parat zu haben, ist nicht einfach, zumal auch die Wahrnehmung stark gefordert ist, da die Gegenstände mitnichten einen festen Platz auf den Karten haben und, auch wenn man die Lösung schon parat hat, erst einmal gefunden werden wollen.
Leider wirken die Partien meist etwas holprig: Alle schauen in die Mitte, wühlen sich dann durch ihre Karten, drehen sie vor und zurück, legen eventuell eine unter ihren Stapel und ziehen eine neue, da der gesuchte Gegenstand auf keiner drauf ist - Anspruch und Handling stehen dem Spielfluss (zu) häufig im Weg.
Hinzu kommen leider redaktionelle Unzulänglichkeiten: Laut Regel hat die Runde gewonnen, wer alle seine Karten losgeworden ist, für alle anderen zählt jede übrigbehaltene Karte einen Minuspunkt. Diese werden notiert, da drei Runden vorgesehen sind. Daher ist es frustrierend für alle, die ihren Stapel durchjagen und dann ewig auf ihren letzten ein, zwei Handkarten hängenbleiben, weil in der Mitte nicht die passende Karte auftaucht - der eigentlich verdiente Punktvorsprung wird so deutlich geschmälert. Dies kommt entschieden zu häufig vor, dabei wäre die Lösung so einfach: Gewonnen hat, wer die letzte Karte von seinem Nachziehstapel zieht, die Handkarten werden nicht berücksichtigt. So nämlich hat man bis zum Schluss immer die Option, eine Handkarte durch eine vom Stapel zu ersetzen. Außerdem hatte man von redaktioneller Seite offenbar größtes Vertrauen in unsere Fähigkeiten, denn in der Anleitung ist der Fall nicht vorgesehen, dass jemand eine falsche Karte auf den Stapel spielt und einen falschen Gegenstand nennt. Natürlich ist es sehr wahrscheinlich vom Autor vorgesehen, dass der Spieler die Karte dann schlichtweg wieder auf die Hand nimmt, aber wir erfahren nicht, ob dies die einzige vorgesehene Konsequenz ist. Da erscheint es fast nichtig, dass die Benennung "Zutatenkarten" und der zugehörige Aufhänger ("An die Kessel! Fertig! Los!") angesichts der gezeigten Gegenstände seltsam gewählt ist: Wir brauen einen Zaubertrank mit einer Voodoo-Puppe, einem Zylinder und einem … Zaubertrank?!

Es macht ein wenig den Eindruck, als sei Voodoo Mania als "kleines Spiel" von redaktioneller Seite auf die leichte Schulter genommen worden. Daher kann es mich als Spiel leider nicht überzeugen, jedoch ist es prima als anspruchsvolle Wahrnehmungsübung geeignet. (fd)

Steckbrief
Voodoo Mania
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Martin Nedergaard Andersen Huch & friends 2 - 6 Spieler ab 7 Jahre ca. 10 Minuten Oliver Freudenreich