The CaveThe Cave

Herzlich willkommen! Vor sich sehen Sie den Eingang zum Höhlensystem, welches wir erforschen wollen. Hier haben wir unser Basislager aufgeschlagen und, wie Sie sehen, weder Kosten noch Mühen gescheut und bergeweise Ausrüstung herbeigeschafft: Proviant in Hülle und Fülle! Seile in rauen Mengen! Sauerstofflaschen in atemberaubender Anzahl! Als Grundausrüstung erhält jedes unserer zwei bis fünf Forscherteams einen hochwertigen Fotoapparat und ein platzsparend verstaubares, ruck-zuck-selbstaufblasendes Schlauchboot. Außerdem erhalten Sie einen Rucksack. Dieses kleine Raumwunder bietet Platz für acht Gegenstände - es gilt, stets mit Bedacht zu wählen, womit man ihn füllt, bevor man sich zum ersten Mal oder auch erneut in die dunklen Tiefen der Höhle begibt. Früher oder später wird das Zelt dabei sein, welches man mit Gegenständen füllen und irgendwo in der Höhle als Zwischenlager aufschlagen kann.

Höhlenplättchen

Fünf Aktionspunkte stehen pro Spielzug zur Verfügung. Auf einer Übersicht sind die möglichen Aktionen nebst den entsprechenden Kosten dargestellt. Grundaktionen sind, jeweils zum Preis von einem Aktionspunkt, das Laufen, sowie das Entdecken eines neuen Höhlenplättchens, d.h. man nimmt eines und legt es allseitig passend an den eigenen Standort an. Ziel des Spiels ist es, möglichst viele Marker zu sammeln. Diese werden sofort beim Anlegen auf spezielle Höhlenplättchen gelegt. Das erste Team, welches ein solches Teilstück betritt, bekommt den zugehörigen Marker als Belohnung. Sind Engpässe lediglich kostspielig, erfordern es die anderen Gegebenheiten, bestimmte Ausrüstungsgegenstände griffbereit in seinem Rucksack zu haben: Ein Fotoplättchen verlangt den Fotoapparat, ein Höhlenseemarker den Einsatz einer Sauerstofflasche, ein Abstieg Seile in benötigter Menge. All diese Marker tragen auf ihrer Rückseite eine sortenabhängige Zahl an Siegpunkten welche am Ende, zusammen mit den Punkten einer Mehrheitenwertung der unterschiedlichen Sorten, den Sieger bestimmen. Erschwert wird das Sammeln dadurch, dass man, wenn man sich nicht im Basislager befindet, am Anfang seines Spielzuges einen Proviant abgeben muss, was im Umkehrschluss bedeutet, dass man immer wieder ins Basislager zurückkehren und sich neu mit Nahrung und Gegenständen eindecken muss. Hat man zum Zugbeginn keinen Proviant, so verpulvert man solange alle fünf Aktionspunkte für einen Bewegungsschritt, bis man das Lager wieder erreicht hat.

Höhlen: Geringe Tiefe und mit vielen MarkernAnfangs hadert man bei The Cave mit einem scheinbar erdrückenden Glücksanteil: Der eine deckt ständig Engpässe und Sackgassen auf, der andere steigt dank seines Händchens für Abstiegsplättchen immer tiefer in die Höhle hinab, was sehr lukrativ ist (für eine selbst geschaffene Seilverbindung in eine persönlich neu erreichte Tiefe erhält man jeweils einen entsprechenden, gut bepunkteten, Tiefenmarker). Dann aber lernt man abzuschätzen, wann und wo man neue Höhlengänge entdeckt und wie man sie am geschicktesten anlegt. Man beginnt abzuwägen, zu welchen angefangenen Gängen man frisch ausgerüstet zurückkehrt und welche man links liegen lässt, weil der Weg dorthin einfach zu weit ist. Auch der Umgang mit dem Zelt erfordert Flexibilität: Mal ist es besser, es gar nicht mitzunehmen, mal nimmt man es leer wieder zurück ins Basislager, mal lässt man es, mit Gegenständen gefüllt, aufgebaut in einem Gang stehen, zu dem zurückzukehren man beabsichtigt. All dies sind Nuancen, die - bei allem natürlich trotzdem vorhandenen Glücksanteil - über Sieg und Niederlage entscheiden können. Spielerisch ist The Cave durchaus gefällig, doch gibt es kleine Schönheitsfehler: Die "Buchhaltung" darüber, welches Plättchen in welcher Tiefe liegt ist lästig, aber nötig. Die Regel besagt nämlich, dass ein neu entdecktes Abstiegsplättchen stets 25 Meter tiefer (entspricht im Spiel einem Tiefenschritt) liegt, als das, von dem aus es entdeckt wurde, ein "normales" Plättchen hingegen auf gleicher Höhe. Markiert man letzteres nicht umgehend mit einem Tiefenmarker, kann es später, wenn es umbaut ist, passieren, dass man nicht mehr nachhalten kann, von wo aus es entdeckt wurde, also in welcher Tiefe es sich befindet. Mein Tipp: Einen Spieler bestimmen, der - analog zum guten alten Bankhalter - diese "Buchführung" übernimmt. Das hilft, ändert aber nichts daran, dass es bei entsprechenden Höhlenverläufen mitunter recht unübersichtlich werden kann.
Die Engpässe wurden, nachdem die Marker genommen wurden, oft beim Errechnen der für den Rückweg nötigen Aktionspunkte übersehen und sorgten so für böses Erwachen. Die aufgedruckten Symbole sind etwas unscheinbar. Nachdem ich es mir infolgedessen zur Gewohnheit gemacht hatte, beim Erklären auf diese Gefahr hinzuweisen, ist dies jedoch kaum noch jemandem passiert.

SpielertableauPersönlich finde ich die Schlussregelung unnötig: Sie besagt, dass nach dem Anlegen des letzten Höhlenplättchens die laufende Runde abgeschlossen wird, anschließend werden noch drei Runden gespielt. Wer nach diesen drei Runden nicht wieder im Basislager ist, scheidet mit null Punkten aus. Autor Adam Kaluza hat hier eine kleine Reminiszenz an sein Vorgängerwerk K2 eingebaut, die dem Spiel meiner Meinung nach aber nichts zufügt, sondern eher für einen seltsam flachen, weil von Sicherheitsdenken geprägten Schlussverlauf sorgt.

Insgesamt ist The Cave solide Kost, die gut zu unterhalten weiß. Ein neues K2 ist es zwar nicht geworden, aber ich vertrete die Ansicht, dass ein Autor nicht verpflichtet ist, stets die selbst in ihn geweckten Erwartungen zu bedienen. Adam Kaluza hat hier ein im Grunde einfaches Legespiel mit kleinen Tücken vorgelegt. Versierte Strategen ohne Abwärtskompatibilität werden hier nicht glücklich, unerfahrene Runden sollten sich - passend zum Thema - einen erfahrenen Führer hinzuholen. (fd)

Steckbrief
The Cave
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Adam Kaluza Pegasus 2 - 5 Spieler ab 10 Jahre 60 - 90 Minuten Jarek Nocon