Ruhm für RomRuhm für Rom

Rom, die ewige Stadt, blickt auf eine äußerst bewegte Geschichte zurück. Eine Episode aus dem Jahr 64 n. Chr. bildet den Einstieg in unser Spiel: Rom brannte damals bei einem verheerenden Brand bis auf die Grundmauern nieder. Unsere Aufgabe ist es nun, uns beim Wiederaufbau Roms durch den Bau zahlreicher prächtiger Gebäude hervorzutun und so in der Gunst des Kaisers ganz vorn zu landen.

Mit einem Startkapital von fünf Handkarten beginnen wir das Spiel. Jede dieser Karten kann auf vier verschiedene Weisen genutzt werden, welche auf der Karte ersichtlich sind:

  • Als eines von sechs verschiedenen Baumaterialien
  • Als eine von ebensovielen Rollen (Aktionen)
  • Als Gebäude mit Sonderfunktion bei Fertigstellung
  • Als Siegpunkte durch Schwarzmarkthandel

Die Karte ganz rechts könnte also als Baumaterial Marmor, als Aktion Patron, als drei Siegpunkte (symbolisiert durch die Münzen, Geld gibt es in diesem Spiel nicht) oder als Gebäude Tempel verwendet werden. Ist der Tempel fertiggestellt, erhöht sich für den Rest des Spiels mein Handkartenlimit um vier Karten.

Bauplatz Therme Kolosseum Tempel

Während die verschiedenen Baumaterialien keine spezifischen Besonderheiten aufweisen, sollten wir auf die Rollen einen näheren Blick werfen:

  • Die einfachste Rolle ist der Arbeiter, er verfrachtet ein Baumaterial aus dem offenen Umschlagplatz in der Mitte in mein Materiallager.
  • Der Patron bedient sich ebenfalls auf dem Umschlagplatz, seine "erbeutete" Karte werbe ich allerdings als sogenannten Klienten an, dieser erlaubt mir eine dauerhafte Zusatzaktion der entsprechenden Rolle.
  • Baumeister und Handwerker sind für den Bau und Weiterbau von Gebäuden zuständig.
  • Spiele ich den Kaufmann, so darf ich ein Baumaterial aus meinem Lager auf dem Schwarzmarkt verkaufen und den Erlös ( also die verkaufte Karte ) in meine Privatschatulle stecken, wo sie die aufgedruckten Siegpunkte (und eventuell einen Mehrheitenbonus am Spielende) bringt.
  • Der Legionär ist die komplexeste der sechs Aktionen. Spiele ich ihn, so darf ich ein Baumaterial benennen, das ich allerdings selbst auf der Hand haben (und vorzeigen) muss. Nun bekomme ich dieses, so vorhanden, aus der Mitte - allerdings nur einmal, unabhängig davon, wie viele dort liegen. Mein linker und rechter Nachbar müssen mir aus ihrer Hand ebenfalls eine Karte dieses Baumaterials geben. Haben sie keine, gehe ich leer aus. Die gesammelten Materialien wandern in mein Lager.

Der Spieler an der Reihe hat, wie bspw. bei San Juan, eine Vorreiterrolle - er spielt die Aktion aus seiner Hand aus, alle anderen Spieler können nun entscheiden, ob sie dieser folgen, d.h. ebenfalls eine passende Rollenkarte spielen. Tun sie dies nicht, ziehen sie Karten nach, können aber der Aktion trotzdem noch mit ihren eventuell vorhandenen passenden Klienten folgen. Erst wenn alle sich entschieden haben, wird die Aktion in Spielerreihenfolge durchgeführt, wobei natürlich auch die Spieler, welche eine Karte ausgespielt haben, ihre Klienten nutzen und die Aktion so mehrfach durchführen können. Die ausgespielten Karten wandern auf den Umschlagsplatz und der nächste Spieler ist als Vorreiter an der Reihe.

Nun zu den Gebäuden. Diese werden auf Bauplätzen der entsprechenden Baumaterialsorte gebaut, von jeder Sorte sind sechs im Spiel. Je nach Sorte benötigt man ein bis drei Baumaterialien zur Fertigstellung des Gebäudes, dessen Sonderfunktion dann nutzbar wird. Die Bauplatzkarte wird unter das Spielertableau geschoben, sie ist am Spielende einen bis drei Siegpunkte wert und erhöht von sofort an das Limit für Klienten und Privatschatulle um die entsprechende Menge, bei Spielbeginn beträgt es zwei.
Ruhm für Rom kennt 40 verschiedene Gebäude mit dementsprechend vielen verschiedenen Sonderfunktionen, welche Vorteile wie mehr Handkarten, Verbesserung von Angriff oder Verteidigung, Vereinfachung des Ablaufs für den Gebäudebau, ein vorzeitiges Spielende und viel anderes bringen. Ich werde hier nur auf eines der Gebäude näher eingehen, da es in meinem Fazit thematisiert wird. Es ist das Colosseum, welches mir gestattet, mir bei der Legionärsaktion zusätzlich einen dem geforderten Baumaterial entsprechenden Klienten von jedem meiner Nachbarn zu entfernen und ihn, soweit das Limit nicht erreicht ist, in meine Privatschatulle zu verfrachten.

Auslage eines Spielers

Spätestens hier ist für viele Spieler der Spaß vorbei, denn dies stellt natürlich einen massiven Zugriff nicht nur auf die eigene Auslage, sondern eben durch den Verlust eines Klienten auch auf die eigenen Spielmöglichkeiten dar. Nebenbei füllt der glückliche Besitzer des Colosseums noch seine Privatschatulle, was seine Siegchancen deutlich erhöht - in meinen bisherigen Partien mit regulärem Spielende und Punktauszählung gewann immer der Spieler mit dem meisten Schatulleninhalt. Unter den 40 verschiedenen Gebäuden, die für viel Abwechslung sorgen und taktische Flexibilität erfordern, nimmt das Colosseum einen in meinen Augen unangemessenen Sonderstatus ein. Es sorgt dafür, dass dieses Spiel wirkt wie der verzogene kleine Bruder von San Juan - während man dort seine Gegenspieler allenfalls ein wenig piesacken kann ist es hier bei entsprechender Kartenverteilung möglich, einen Gegner regelrecht zu vernichten. Als Rettung sieht die Anleitung diese ungewöhnliche Endbedingung vor: Wenn alle Gegenspieler sich einig sind, darf mit sofortiger Wirkung jemand zum Sieger erklärt werden. Sehr sinnvoll, vor allem zu zweit, wenn aber im Mehrpersonenspiel nur einer alleine plattgemacht wird, alle anderen aber punktemäßig nah beieinander liegen, werden diese einen Teufel tun und irgendwen außer sich selbst zum Sieger zu bestimmen und der arme Tropf muss bis zum bitteren Ende leiden.

Natürlich hat Ruhm für Rom nicht den Anspruch, taktisch hochwertig oder ausgewogen zu sein, was vollkommen okay ist - der eine mag solcherlei Spiele, der andere nicht. Eine Karte wie das Colosseum jedoch, die es mir erlaubt, einen Gegner in Stücke zu reißen, indem ich ihm nach und nach seine Spielgrundlage und somit auch jeglichen Spielspaß raube, ist es nicht. Hier ist man meiner Meinung nach übers Ziel hinausgeschossen, was für Partien mit einem bitteren Beigeschmack sorgt. Kurz gesagt: Wer "Ruhm für Rom" spielen möchte, muss das Risiko einer für ihn unerfreulichen Partie in Kauf nehmen. Ist die Kartenverteilung jedoch einigermaßen ausgewogen und jeder Spieler kann auf seine Weise mithalten, so ist Ruhm für Rom ein gutes taktisches Kartenspiel. Wer sich also, so wie ich, nach einer weniger gelungenen - sprich: unausgewogenen - Partie unverdrossen an eine weitere heranwagt und sich nicht daran stört, dass benachbarte Legionäre mal wieder die schönste Planung über den Haufen werfen indem sie einem Gebäude, welche man noch bauen wollte, aus der Hand reißen, der sollte einen Blick riskieren. Denn meine gelungenen Partien (und damit meine ich nicht unbedingt den persönlichen Erfolg ) waren mitunter hochklassig und hochspaßig. (fd)

Steckbrief
Ruhm für Rom
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Carl Chudyk Lookout Spiele 2 - 5 Spieler ab 12 Jahre ca. 60 Minuten Igor Wolski, Klemens Franz