Dschamál

Das Tandem Thomas Liesching und Zoch war bisher nur einmal aktiv, genauer ist Thomas Liesching bisher nur einmal als Spieleautor in Erscheinung getreten und das sehr erfolgreich: Von ihm stammt Niagara, welches dem Zoch Verlag seinen zweiten Titel "Spiel des Jahres" einbrachte. Nun war dieses Erfolgsteam aus Autor und Verlag wieder aktiv und heraus kam "Dschamál".

Als ich die Grundidee hörte, war ich überrascht und fragte mich, ob so ein Spiel überhaupt Spaß machen kann. Irgendwie, hieß es, grabbelt man zu zweit in einem großen Beutel herum und sucht passende Holzteile. Ich war neugierig und so spielte ich meine erste Partie Dschamál bereits auf der Spiel '05, und zwar zu fünft.

Später dann hielt ich die Schachtel in der Hand und obwohl ich das Material bereits kannte, war ich überrascht, als ich die Schachtel öffnete: Neben der Regle lag darin "nur" ein schwarzer Baumwollsack (mit dem Kamelaufdruck vom Schachtelcover), der mit Holzteilen gefüllt war. Es sind 12 Sätze à vier Spielsteine in den Farben blau, gelb, weiß und beige sowie 11 schwarze Holzteile. Sämtliche gibt es genau einmal, darunter auch das Kamel, nach dem das Spiel benannt ist - Dschamál ist das arabische Wort für "Kamel".
Zu Beginn des Spiels erhält jeder Spieler ein blaues Teil. Somit hat jeder ein Teil mit einer anderen Form, das zu einem der 12 Sätze gehört. Nun werden "Grabbelduelle ausgetragen: Jeder der beiden Kontrahenten hält dazu den Beutel an der Schnur. Auf das Kommando "Dschamál" greifen dann die beiden mit der anderen Hand in den Beutel. Sie versuchen nun, ein Teil zu ertasten, das entweder sie selbst oder der Kontrahent bereits besitzt. Sobald man meint, ein solches Teil erwischt zu haben, holt man es heraus und das Duell ist beendet und wird anhand des Teils ausgewertet. Die gängigsten Fälle sind:

  • hat der Gegner mindestens ein solches geformtes Teil, bekommt man ein solches Teil vom Gegner und darf das aus dem Beutel geholte behalten,
  • hat der Gegner es nicht, man selbst aber, darf man das Teil aus dem Beutel behalten,
  • hat keiner der beiden Duellanten das Teil, bekommt der andere es, wenn es nicht schwarz ist.
  • ist das Teil schwarz, kommt es zurück in den Beutel. Derjenige, der das Teil nicht aus dem Beutel geholt hat, darf dem anderen ein Teil wegnehmen, außer
  • es ist das Kamel und der Herausholende hat "Ich Kamel" gerufen. Dann darf er seinem Kontrahenten ein Holzteil stibitzen.

Wird bei einem Duell das vierte Teil eines Sets herausgeholt, wird das Duell zunächst normal gewertet. Danach werden die vier Holzteile beiseite gelegt und zählen nun je einen Siegpunkt. Solche Teile sind sicher und können nicht mehr verloren werden. Nach einem Duell bleibt in der Regel der Sieger weiterhin am Geschehen beteiligt. Er duelliert sich dann mit dem nächsten Spieler. Ausnahmen gibt es bei drei Spielern und wenn ein Spieler reihum gegen jeden anderen Spieler ein Duell gewonnen hat. Das Spiel endet, sobald mindestens ein Spieler sieben Siegpunkte vorweisen kann. Wer dann die meisten Siegpunkte besitzt, ist der Gewinner.

Beutel

Der Inhalt der Duelle hört sich nach einem Kim-Spiel an, das sind die Spiele, bei denen es darum geht, etwas zu ertasten, riechen oder zu schmecken. Das stimmt auch, hier kommt dazu eine Konkurrenzsituation, denn es geht hier nicht nur um das erkennen, sondern um das schneller erkennen. Gegenseitige Behinderungen sind bei dem zwar großen und vor allem reißfesten Beutel vorprogrammiert. Befürchtungen für allzu harte Kämpfe braucht man nicht zu haben, denn Methoden wie Kratzen und Kneifen sind verboten, weil sie unfair sind und dem spielerischen Charakter zu wider sind.
So kommt es zu vielen Tastduellen, welche immer wieder anders verlaufen. Ein Mitspieler, der in einem Duell kläglich verloren hat, kann einem beim nächsten Mal mit einem schnellen Griff hoffnungslos auf die Verliererstraße bringen. Jedes Duell ist eine Herausforderung, ein Moment der Hektik, aber auch der Ruhe und Konzentration, denn ohne sie kann man die Formen nicht erfolgreich abtasten. Dazu trägt auch das gut gewählte Material bei. Viele ähnlichen Formen erschweren den schnellen Zugang zu den Holzteilen: schmale und breite Dreiecke oder Scheiben mit und ohne Loch sind hier nur zwei Beispiele. Die Farbe, in Beutel natürlich nicht erkennbar, hilft schnell zu erkennen, ob man zumindest ein Teil eines Sets erwischt hat.
Was die Auswertung angeht, so bietet sie den Rahmen, damit aus den vielen kleinen Duellen ein Gesamtwerk wird. Dies ist gelungen, denn bei Dschamál wird viel gelacht, so sehr, dass wir sicherheitshalber die Getränke beiseite stellen.
Abgerundet wird das Spiel mit einer Regelvariante für Kinder ab 5 Jahren: Jeder startet mit zwei Spielsteinen und reihum wird sich mit dem linken Nachbarn duelliert. Jeder zieht einen Stein aus dem Beutel. Wer schneller ist, darf ihn behalten, wenn er ihn schon besitzt. Wenn nicht, muss er das gezogene Teil wieder in den Beutel schmeißen. Dann darf der Langsamere schauen, ob er sein Teil besitzt. Dann darf er es behalten, ansonsten geht es ebenfalls zurück in den Beutel. Eine schöne Variante, weil Dschamál Kindern ebenfalls viel Spaß bereitet und weil sie hier den Erwachsenen ebenbürtig sind. Zoch und Liesching, die Zweite … anders im Spielgefühl, aber genauso gut wie das erste. (wd)

Steckbrief
Dschamál
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Thomas Liesching Zoch 3 - 8 Spieler ab 8 Jahre 20 - 30 Minuten Eva Paster