Piranha Pedro

Nachdem im Frühjahr Kai Piranha über die Spieltische schwamm, lässt uns nun ein kleiner Amazonasbewohner namens Piranha Pedro möglichst trockenen Fußes über das Wasser laufen.

Der Spielplan zeigt eine kleine Insel, die ein einem weiten Meer liegt. Sieben der Wasserfelder sind speziell gekennzeichnet, auf ihnen wird je ein Holzpiranha platziert. Vier Spielkarten werden gemischt, und je eine an den vier Seiten des Planes verteilt, sie zeigen an in welchen Richtungen Dorf, Sonne, Wasserfall und Urwald liegen. Jeder der Spieler erhält seinen Satz von 12 Karten. Diese zeigen die jede der Richtungen mit einem, zwei oder drei Pfeilen. Pedro wird auf seinen Startort auf die Insel gestellt.
SpielsituationJeder Spieler bekommt 4 Steine und der Spaß kann losgehen. Man legt verdeckt eine seiner Handkarten ab. Diese zeigt, wie weit und wohin Pedro laufen soll. Beginnend mit dem Startspieler werden die Karten aufgedeckt. Er zieht Pedro in Pfeilzahl Felder in die angezeigte Richtung. Solange Pedro auf der Insel läuft ist alles o k. Doch er mag kein Wasser. Verlässt er die Insel und müsste ins Wasser treten, muss vom Spieler, der ihn ins Wasser schickt, ein Stein auf das betreffende Feld gelegt werden. Verlässt Pedro dabei das Spielbrett, wird das Wasser zu tief, um es mit Hilfe von Steinen zu vermeiden. Er plumpst hinein. Das gleiche gilt, wenn einem Spieler in einer späteren Runde die Steine ausgehen. Der Spieler, der das verursacht hat, nimmt sich einen Piranha vom Brett und diese Spielrunde ist zu Ende. Trifft Pedro direkt auf einen Piranha auf dem Brett geschieht dasselbe. Ist Pedro in einer Runde trocken geblieben, werden die gespielten Karten verdeckt beiseite gelegt und es beginnt eine neue Runde. Ist er baden gegangen, werden alle übriggebliebenen Steine abgegeben und es kommt Steinnachschub. Dieser ist davon abhängig, welche Karten man gespielt hat. Man beschaut seine Restkarten. Für jede Karte mit einem Pfeil gibt es einen Stein für je zwei zweier gibt es auch einen Stein; Dreierkarten sind für Steinnachschub wertlos. Danach nimmt man wieder alle Karten auf die Hand, und die nächste Runde beginnt. Das Spiel endet, wenn ein Spieler seinen zweiten Piranha erhält. Dieser Spieler ist der Verlierer der Runde, alle anderen haben gewonnen.

Auch bei der Regel werden neue Wege gegangen. Das Spiel wird in einem Comic erklärt. So bekommt man Spieler, die sich sonst alle Spiel erklären lassen, dazu, die Regel selbst einmal anzuschauen. Sehr selten auftretende Spezialfälle werden dann in der "normal2 geschriebenen Kurzregel, die keine Fragen mehr offen lässt behandelt.

Hier haben wir ein echtes Funspiel. Wie beim Schwarzen Peter geht es darum, nicht zu verlieren. Gezielt kann man fast nur gegen seinen direkten Nachfolger vorgehen, und versuchen, ihn auf einen gefährlichen Punkt zu stellen. Trotzdem oder vielleicht deswegen macht das Spiel einen Heidenspaß. Man denkt der Vorgänger will keine Steine verlieren, dieser opfert einen Stein und man selbst verliert darauf drei, so man sie noch hat. Das nächste Mal vermutet man genau diese Spielweise spielt nur einen einer, und prompt wäre der dreier sicher gewesen. Der Mechanismus des Steinnachschubes ist genial: Spiele ich die riskanten Dreier, bekomme ich in der nächsten Runde mehr Steine, bin ich feige und nehme nur Einer stehe ich in der nächsten Runde fast ohne Steine da. Spiel ich immer vorsichtig nutzt das mein Nachfolger aus, baue ich immer Fallen auf, ist das nach wenigen Spielen auch offensichtlich. Es gibt keine Siegstrategien, sondern man muss sich jede Runde neu auf die Mitspieler einstellen. Da die einzelnen Spielzüge sehrt kurz sind, kommen auch im Sechserspiel keine Wartezeiten auf, man ist beobachtet gespannt Pedro, ob er denn diese Runde überlebt. Auch zu zweit funktionier das Spiel tadellos, doch je mehr mitspielen, desto schöner wird es.

Zum Material: Das Spielbrett ist recht nüchtern gestaltet; eine aufwändige Grafik hätte aber den Nachteil, dass die Marmorsteine nach vielen Spielen die es sicherlich gibt, Spuren auf dem Spielbrett hinterlassen.. Unsere Marmorsteine waren beim ersten Auspacken des Spieles leider recht staubig. Der weiße Staub war zwar auswaschbar, aber ärgerlich. Ich habe die Steine daraufhin mir klarem Wasser gewaschen und jetzt sind sie strahlend weiß und hinterlassen kein Flecken mehr. Ein besserer Schachteleinsatz wäre zwar schön, ist aber kein Muss.
Diese leichten Materialschwächen sollten nicht vom Kauf abhalten. Der Spielspaß, den das Spiel bietet, ist riesig, wenn man sich auf ein Spiel ohne eindeutigen Sieger einlassen will. Man spielt gemeinsam an einem Spiel, zwar nicht kooperativ, aber die Konkurrenz bleibt etwas zurück. Man spielt im wahrsten Sinne des Wortes und kämpft nicht gegen andere, sondern nur gegen den eigenen Untergang. So kann ich eine uneingeschränkte Empfehlung aussprechen. (bd)

Steckbrief
Piranha Pedro
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Jens-Peter Schliemann Goldsieber 2 - 6 Spieler ab 8 Jahre ca. 30 Minuten Marcel-André Casasola Merkle