Carcassonne - Die Jäger und Sammler

Als ich zum ersten Mal hörte, dass es ein "zweites" Carcassonne mit dem Untertitel "Jäger und Sammler" geben würde, dachte ich: "na ja, wieder eine Spielefamilie zu einem Spiel des Jahres" und meine Erwartung sank in den Keller, was die Essener Neuheit des Hans im Glück Verlags anging. Doch schon ein erstes Spiel auf der Spiel `02 belehrte mich eines besseren. Doch worum geht es nun bei Jäger und Sammler.

Wie schon in Carcassonne werden quadratische Plättchen gezogen und Figuren darauf gesetzt. Ein Startplättchen zeigt einen Wald, eine Wiese mit einem Mammut sowie eine Flussquelle mit einem Fisch. Kommt ein Spieler an die Reihe, nimmt er ein verdecktes Plättchen vom Vorrat, deckt es auf und legt es an. Dabei müssen Flüsse, Wiesen und Wälder fortgesetzt werden. Anschließend kann er eine seiner Spielfiguren, es gibt zwei Fischerhütten und fünf Männchen pro Spieler - auf eines der Elemente seines Plättchens setzen. Dabei gilt eine Einschränkung: wurde ein Element so an die Auslage angelegt und vergrößert dabei ein bereits existierendes Gelände, so darf darauf nur eine Figur gestellt werden, wenn noch kein anderer Spieler den gleichen Figurentyp dort hat.

Danach kann es zur Wertung kommen. Wälder werden gewertet, wenn sie abgeschlossen sind. Pro Plättchen auf dem sich der Wald befindet, gibt es zwei Punkte. Befinden sich Pilze in dem Wald, bringt dies zwei weitere Punkte. Pilze befinden sich ausschließlich auf Bonusplättchen. Diese bekommt ein Spieler, wenn er einen Wald schließt und sich in diesem Wald eine Goldkugel befindet. Das ist immer dann der Fall, wenn es ein Plättchen mit einem Waldstück enthält, das an mindestens zwei Seiten grenzt. Dieses Bonusplättchen legt der Spieler sofort an und kann auch sofort eine Figur darauf stellen. Die Bonusplättchen sind besonders gut, weil sie wertvolle Elemente enthalten, in zwei Fällen sogar etwas, was einmalig ist.

Flusssystem mit schwarzer HütteEntsprechen die Wälder in etwa den Städten aus Carcassonne, so werden die Straßen durch Flüsse ersetzt, Stichstraßen werden dabei zu Quellen und Kreuzungen werden zu Seen. In diesen Seen tummeln sich ein bis vier Fische, wobei drei und vier Fische nur auf Bonusplättchen zu finden sind. Ein Fischer, als ein Männchen auf dem Flussteil, wird gewertet, sobald der Flussabschnitt an beiden enden durch Quellen bzw. Seen begrenzt wird. Nun gibt es für jedes an dem Flussabschnitt beteiligten Plättchen einen Punkt zu denen noch ein Punkt pro Fisch in den begrenzenden Seen gezählt wird. Die Fischerhütte wird ebenfalls auf einen Fluss gestellt, wird aber erst am Ende abgerechnet.

Das Spiel endet, sobald ein Spieler das letzte Plättchen gelegt hat und darauf eventuell noch eine Figur gestellt hat. Nun kommt es zur Schlusswertung. Zunächst werden alle Männchen von unfertigen Wäldern und Flüssen entfernt, ohne dass es hierfür Punkte gibt. Danach werden Fischerhütten und Wiesen gewertet. Eine Fischerhütte bringt dabei so viele Punkte, wie sich Fische in ihrem Flusssystem befinden. Ein Flusssystem besteht dabei aus allen miteinander verbundenen Flüssen reicht also über die Seen hinweg. Die Punkte der Wiesen werden nach der Anzahl der Tiere vergeben. Es gibt Rehwild, Mammuts, Auerochsen und Tiger. Bevor es jedoch zur Wertung kommt, werden die Tiger abgedeckt und pro Tiger ein Rehwild. Nur die jetzt noch sichtbaren Tiere bringen zwei Punkte. Oben wurden Bonusplättchen mit einmaliger Sonderwirkung erwähnt. Auf der Wiese mit dem Feuer zählen die Tiger nicht, d. h. zwar werden die Tiger abgedeckt, jedoch kein Rehwild. Die Kultstätte hingegen muss mit einem Männchen belegt werden, und zwar nach den normalen Regeln (kein anderer Jäger auf der Wiese). Dann aber gewinnt der Spieler die Wiese immer, egal wie viele Jäger andere Spieler auf der Wiese haben. Dies kann entscheidend sein, denn wenn Wiesen oder andere Landschaften zusammenwachsen, können Figuren unterschiedlicher Spieler zusammenstehen und dann bekommen nur die Spieler die Punkte, die am meisten Figuren dort haben. Nachdem Fischerhütten und Wiesen gewertet wurden, hat der Spieler mit den meisten Punkten gewonnnen.

Wald und Wiese mit blauem JägerJäger und Sammler ist eindeutig eine Weiterentwicklung von Carcassonne und das hervorragende Spielgefühl von Carcassonne findet sich hier nicht nur wieder, sondern wurde verbessert. Da es keine Entsprechung für die Klöster gibt, wurde ein störendes, neidisch machendes Element entfernt. Die Flüsse wurden durch die Fische gegenüber den Straßen aufgewertet und die Wälder werden häufig geschlossen. Dies liegt zum einen an der Regelung mit den Bonusplättchen, durch die man schon mal einen kleinen Wald des Mitspielers schließt, zum anderen liegt es an den Plättchen, denn es gibt viele Plättchen, bei denen mehrere Seiten Wald zeigen, die aber durch unförmig verlaufende Wiesen unterteilt werden. Größere Wälder entstehen nur noch ganz selten, genauso wie es nur noch ganz selten ein wirklich unbrauchbares Plättchen gibt (halt: vor falschen schützt auch Jäger und Sammler nicht) Auch die Schlusswertung ist interessanter geworden. Da Wälder und Flüsse, die nicht geschlossen sind, nichts mehr bringen, lohnen sich Riesenlandschaften nicht mehr. Durch die Fischerhütten gibt es ein völlig neues Spielelement. Werden die Flusssysteme groß, sind die Fischerhütten spielentscheidend, aber so manche Fischerhütte vergammelte schon mit zwei Fischen und einigen Quellen.

Wenn man Jäger und Sammler mit Carcassonne vergleicht, so ist es das bessere Spiel - und die Qualität von Carcassonne ist schon sehr, sehr hoch. Wer noch keines der Spiele besitzt, sollte sich für Jäger und Sammler entscheiden. Doch was machen Besitzer eines Carcasonne? Ich dachte zunächst, dass Jäger und Sammler zwar das bessere Spiel sei, es aber bei dem Verkaufserfolg von Carcassonne nicht mehr benötigt würde. Inzwischen wurde ich auch hier eines besseren belehrt. Viele Bekannte, die bereits ein Carcassonne besitzen, haben sich umgehend ein Jäger und Sammler zugelegt. Ein größeres Kompliment kann es für das Spiel nicht geben (wd)

Steckbrief
Carcassonne - Die Jäger und Sammler
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Klaus-Jürgen Wrede Hans im Glück 2 - 5 Spieler ab 8 Jahre 30 - 45 Minuten Johann Rüttinger