Hier finden Sie alle Texte, die wir zum Thema Spielen mit Kindern geschrieben haben.
Welcher Elternteil kennt diese Situation nicht? Das neue Spiel enthält Bauklötze, Farbplättchen, Spielfiguren oder Labyrinthteile, alles was Kinder große Augen machen läßt. Leider ist das Spiel aber erst ab 12 oder gar ab 16. Sollen da die Kleinen draußenvorbleiben? Mit ein bißchen Kreativität lassen sich die Regeln so verändern, daß auch jüngere Kinder mitpsielen können.
Wir sind eine spielende Familie. Wir, das sind Wolfgang(35) Brigitte(36) und unsere KinderKatharina(5) und Alexander(7). Alles bagann vor ungefähr zwei Jahren. Damals kauften wir das Spiel "Tal der Könige". Dabei handelt es sich um ein Bau- und Bluffspiel. Das Originalspiel war für unsere Überlegungen nicht so wichtig, entscheidend war vielmehr die Ausstattung dieses Spieles.
Es wird in einer dreieckigen Schachtel geliefert, die mit einem bunten ansprechendem Motiv verziert ist. Durch die Form läßt sich das Spiel schlecht verstauen und mit der tollen Schachtel haben wir es offen in ein Regal gestellt, wo es für uns und die Kinder jeden Tag sichtbar ist. Am wichtigsten ist aber das Baumaterial: über 150 Holzwürfel in 5 Farben mit einer Kantenlänge von ca. 1,5 cm. Schon Erwachsene fangen während der Regelerklärung an, mit diesen Steinen zu bauen an, für Kinder sind sie ein Paradies. So kam was kommen mußte. Nach ein paar Spielen wollten unsere Kinder auch mit diesen Steinen bauen und spielen. Natürlich wie die Großen. Da interessierte es wenig, daß das Spiel erst ab 12 Jahre war.
Zuerst bauten Katharina und Alexander nur so mit den Steinen, dann versuchten sie Pyramiden zu bauen, und später auf den dafür vergesehenen Feldern. Aber das reichte ihnen nicht. Sie wollten wie die Erwachsenen im Wettbewerb gegeneinander spielen. Da war guter Rat teuer. Es mußten Regeln her, die es unseren beiden ermöglichten, mit dem vorhandenen Material zu spielen. Also haben wir das Spiel vereinfacht. Leider ist das Bluffelement im Tal der Könige spielbestimmend. Zunächst werden die Bauklötze versteigert. Im Originalspiel verteilt jeder Spieler verdeckt Punkte auf die verschiedenen Gruppen von Bauklötzen. Um das Bluffen herauszunehmen, darf bei uns der erste Spieler einen Stapel nehmen, dann der nächste; schließlich mußder letzte nehmen, was übrig bleibt.Auch das Aufschreiben komplizierter Spielzüge muß wegfallen. Damit die Kleinen mit der kurzen Reichweite ihren Kinderarme auch ihre Baustellen erreichen können, bekommt jeder Spieler einfach eine Spitze des dreieckigen Spielplans und dort baut nur er und sonst keiner. Leider wird das Spiel damit auf maximal drei Mitspieler begenzt.
Gewonnen hat derjenige mit den meisten einfarbigen Pyramiden, dann mit den meisten Schichtenpyramiden, Streifenpyramiden - wenn sie eingeführt worden sind, was erst später erfolgen sollte - und zuletzt bunte Pyramiden. Unsere Kinder konnten schon bis vier Zählen, und so ist dieWertung für sie nachvollziehbar.
Als nächstes war es "das ver-rückte Labyrinth", das unsere Kinder mitspielen wollten. Alexander und Katharina haben eine Leidenschaft für jegliche Art von Irrgärten und Labyrinthen, ob aufgemalt, in Zeitschriften oder eben als Spiel. Natürlich wäre es einfach gewesen, den Kindern beim Schieben zu helfen. Dann aber spielen nur die Erwachsenen, und die Kinder werden gespielt.
So blieben noch die Karten mit den Symbolen, die ein Spieler erreichen muß,
als Variationsmöglichkeit. Ein Erwachsener kennt wie im Original immer
nur eine Karte und muß das Symbol erreichen. Für Alexander und
Katharina gab es stufenweise Vereinfachungen. Zunächst durften beide
sich alle Karten ansehen und ein beliebiges Symbol benutzen. Zu Beginn
läßt sich dabei fast immer ein Ziel erreichen.
Zum Schluß wird es natürlich ein bißchen schwieriger, und
der erlangte Versprung schmilzt. Nachdem Alexander immer gewann, wurde es
für ihn ein bißchen schwieriger gestaltet. Seine Kartenanzahl
wurde auf drei beschränkt. Wenn er ein Symbol erreicht, wird die
entsprechende Karte abgelegt und sofort eine neue gezogen.
Nach einiger Zeit gewannen Katharina und Alexander immer und so wurden Katharinas
Karten auf drei beschränkt und Alexanders auf zwei. Katharina spielt
heute noch nach diesen Regeln. Alexander war schließlich auch damit
zu gut und er gewann sicher. Heute nun bekommt er seine zwei Karten, muß
aber erst beide Symbole erreichen, bevor er wieder zwei neue Karten bekommt.
In dieser Konstellation, wir eine Karte, Alexander zwei Karten und Katharina
dauerhaft drei Karten spielen wir noch heute. Es ist sehr ausgeglichen und
jeder gewinnt mal.
Für zwei weitere Spiele, die in den letzten beiden Jahren auf der Bestenliste standen, haben wir auch Zusatzregeln. Bei "Take it Easy" spielen wir ohne Zahlen. Eine durchgängige Reihe gibt je nach Länge 3 bis 5 Punkte. Die Erwachsenen spielen dabei mit der Einschränkung für Fortgeschrittene, da die Kinder fast immer in dieser Form bauen.
Bei "Linie 1" gibt es unterschiedliche Streckenkarten, die eine unterschiedliche Anzahl von Haltestellen angeben. Erwachsene bekommen eine Pflichtstecke mit drei Haltestellen, Alexander bekommt eine mit zwei Haltestellen und Katharina brauchte ursprünglich nur ihre Endhaltestellen verbinden. Seit sie mit diesem Vorteil immer gewann, bekommt sie eine Streckenkarte mit drei Haltestellen, von der sie eine anfahren muß.
Bei all diesen Vereinfachungen ergibt sich immer ein Spiel, daß auch uns als Erwachsene Spaß macht. Beim ver-rückten Labyrinth und bei der Linie 1 ergibt sich zusätzlich der Vorteil, daß wir als Erwachsene mit voller Konzentration und vollem Können spielen müssen, um zu gewinnen; für die Kinder also nicht "extra schlecht" spielen müssen. Wir verlieren auch so oft genug.
Das Spiel des Jahres ist eigentlich leicht erlernbar und familiengerecht. Zumindest für Kinder ab 10. So eine Wettfahrt ist aber auch für jüngere Kinder interessant, und sie lernen die Bewegungen der Dampfer durch das Einführungsspiel sehr schnell. Beim "richtigen" Spiel bereitet das Abholen der Passagiere und das präzise Erreichen der Landungsmole dann aber Schwierigkeiten. Hier kann man den Kindern Erleichterungen verschaffen, die das Spielgleichgewicht wieder herstellen:
Aus diesem drei Erleichterungen lassen sich für Kinder mehrere Stufen mit unterschiedlicher Schwierigkeit zusammenbauen:
nach ca. 10 Spielen durch die verschiedenen Stufen sind auch Kinder mit dem Einladen der Passagiere soweit vertraut, daß sie die Queen mit Originalregeln spielen können.
Die Tabelle hilft ebenfalls, Passagiere einzuladen. Zunächst ermittelt man seine Entfernung (E) zum nächsten Anlegesteg in Feldern, wobei das eigene nicht mitgerechnet wird, wohl aber das Zielfeld. Damit bestimmt man links die Zeilen mit den Zugmöglichkeiten. Die Spalte wird durch die aktuelle Geschwindigkeit bestimmt. Beispiel: mein Ziel ist 9 Felder weg und ich fahre mit Geschwindigkeit 2. Dann kann ich vier Runden (Rd) mit Tempo 3-3-2-1 fahren und bezahle nichts, oder ich fahre drei Runden mit 4-4-1 und zahle drei Kohle, eine zum Beschleunigen auf 4 und zwei zum Abbremsen auf 1.
Die Tabelle beinhaltet nur Möglichkeiten, die entweder kosten- oder zeitgünstig sind. Gibt es mehrere Möglichkeiten, so ist die angegeben, bei der zunächst schnell gefahren wird. Doch Achtung: durch Rempeleien kann sich die Entfernung verändern, und bei zahlreichen Inseln sind höhere Geschwindigkeiten nicht fahrbar. Die Tabelle sollte nur von Kindern und Neulingen benutzt werden. Für andere Spieler empfehlen wir sie nicht, da sonst das Flair der Queen verloren geht.
Siedler mit Sieben?
Schon kurz nachdem "die Siedler" auf dem Markt waren, haben wir es gekauft. Schnell wurde es unser Lieblingsspiel, wurde häufiger und häufiger gespielt, und die Frage "Noch eins?" streckte so manche Spielerunde. So war es nicht verwunderlich, daß unser Sohn Alexander es dann auch spielen wollte...
Eines vorweg, Alexander war damals 7 und die Altersangabe auf den "Siedlern" lautet ab 12 Jahre. Selbst mit unserer Erfahrung, Spielregeln kindgerecht anzupassen, ist das ein großer Unterschied, zumal uns nichts einfiel, wie wir das Spiel vereinfachen könnten. Der Ausbausatz sagt inzwischen ab 10 und wir wissen nicht, was heutzutage auf dem Originalspiel steht, denn unser Exemplar hat noch nicht einmal einen "Spiel des Jahres"-Pöppel aufgedruckt.
So haben wir uns letztendlich hingesetzt und das Spiel mit Alexander nach den vollen Regeln gespielt. Die erste Schwierigkeit war, zu erklären, wie die Siedler funktionieren. Die Spielregel ist für Erwachsene leicht verständlich und gut strukturiert aufgebaut; für die Geduld eines Kindes, erst recht eines so unruhigen wie unseren Alexander, zu lang. Hier hatten wir Glück, denn alleine durch Zuschauen hatte Alexander fast den kompletten Spielablauf verstanden. Lediglich die fünf verschiedenen Entwicklungskarten haben wir genau durchgesprochen. Auf die weiteren fehlenden Einzelheiten sind wir dann nicht mehr eingegangen, sondern haben sie während des Spielens eingeführt. Dies ist zwar für manchen Spieler ein Grauen, war hier aber nicht anders zu bewerkstelligen.
Als nächstes kam die Gründungsphase. Wie mache ich einem Kind von 7 klar, was gute Felder sind? Wahrscheinlichkeitsrechnung über zwei Würfel ist für einen Erstkläßler doch etwas hoch. Hier ein Dank an Franck Kosmos, die durch Farbe und Größe die Qualität der Zahlen deutlich hervorgehoben haben. Dies erleichtert die Suche erheblich. Hinzu haben wir eine simple Regel: ein Feld für in Haus in der Gründungsphase ist gut, wenn es an eine rote Zahl grenzt und die beiden anderen zwischen 4 und 10 liegen. Um eine bessere Übersicht für Alexander zu schaffen, haben wir die Häuschen aus dem unbenutzten Satz genommen und die Felder mit den Häusern markiert. Für die Straßen gibt es leider kein Patentrezept; bei drei Spielern ist hier jedoch genug Platz, so daß katastrophale Fehler recht selten sind.
Wie bringt man nun einem Kind die einzelnen Phasen bei? Die Regeln sind zumindest bei der Spielerfahrung von Alexander kein Problem, wohl aber die Taktik, insbesondere beim Handeln.
Gehen wir die Phasen im einzelnen durch:
Vor zwei Jahren erschien das Spiel 'Siedler von Catan', daß wir begeistert mit unseren Kinder spielen. Letztes Jahr in Essen kam nun das Kartenspiel für zwei Personen heraus. Und was liegt näher als dieses Spiel ebenfalls mit den Kindern zu spielen? Das Kartenspiel hat gegenüber dem Brettspiel allerdings eine deutlich höhere Komplexität, die durch die Vielseitigkeit der Karten und der Vielfalt der Handlungsmöglichkeiten bedingt ist. Kinder können die Auswirkungen der einzelnen Karten nur grob abschätzen, so daß mancher Aufbau wenig erfolgreich ist. Und mit der Handlungsvielfalt kämpfen unsere, inzwischen siedlerkartenspiel-erfahrenen Kinder noch heute: haben sie 8 bis 10 Punkte erreicht, verlieren sie die Übersicht, und die letzten Punkte werden - wenn überhaupt - nur sehr langsam gebaut.
Um Kindern nun einen Vorteil zu verschaffen, haben wir eine Abstufung in der Verwendung der gelben Karten durch den erwachsenen Spieler geschaffen. Diese Abstufungen betreffen alle Karten, die gezielt gegen den Mitspieler gerichtet sind (Feuerteufel, Händler, Raubzug, Schwarzer Ritter, Spion). Die vier Stufen sind
Im ersten Spiel gilt die erste Stufe. Jedesmal wenn das Kind gewinnt, gilt für das nächste Spiel die nächsthöhere Stufe. Umgekehrt führt eine Niederlage zur Absenkung der Stufe.
Durch die Einschränkungen werden zwei Effekte erzielt: das Kind kann in seinem Aufbau nicht oder nur wenig behindert werden. Es erleidet keine oder nur wenige Verluste. Dies ist nicht nur spieltechnisch ein Vorteil, sondern nimmt dem Kind auch die Angst, daß seine konstruktiven Bemühungen zunichte gemacht werden. Der Erwachsene hingegen hat nicht nur weniger Möglichkeiten, Karten zu spielen, sondern ist auch öfter bei seinen Handkarten blockiert. Die gelben Karten kann er ja nur durch Tausch loswerden.
Diese Regelung bietet sich auch an, wenn ein erfahrener Spieler einen Neuling einführt. Für den erfahrenen Spieler gelten dann die Einschränkungen der Stufe 2.
Spieler, die eine weniger regelaufwendige Variante wünschen, können dies auch über die benötigten Siegpunkte regeln. Im ersten Spiel genügen dem Kind 9 Punkte zum Sieg. Für einem Sieg wird die Anzahl der benötigten Punkte um 1 erhöht, bei einer Niederlage verringert. Natürlich kann man dabei nicht über 12 Punkte oder unter 3 Punkte kommen. Diese Regelung ist leichter durchzuführen, als die Einschränkungen der gelben Karten, hat jedoch den Nachteil, daß die gelben Karten mit voller Härte eingesetzt werden müssen. Dies führt bei Kindern leider oft zu Enttäuschungen. Der Vorteil, weniger Siegpunkte erzielen zu müssen, ist nämlich nicht so offensichtlich, da doch immer wieder die Siegpunkte absolut verglichen werden.
Ta Yü ist ein abstraktes Legespiel mit einfachen Regeln und wunderschön gestaltetem Material. Da ist es keine Überraschung, daß auch Kinder bereits mitspielen möchten. Leider sind sie schwächer als erwachsene Mitspieler und sie werden, wenn man ihnen keinen Vorteil einräumt, regelmäßig verlieren. Wenn ein Kind das Spiel neu kennenlernt, darf es deshalb immer einen Doppelzug ausführen. Dabei wird zunächst ein Stein gezogen und auf den Spielplan gelegt, danach folgt der zweite. Beim zweiten Stein dürfen allerdings keine Anschlüsse an den Spielfeldrand hergestellt werden. Wenn das Kind damit sicher gewinnt, reduziert man die Anzahl der Doppelzüge, z. B. auf jeden zweiten Zug. Als Anzeige dient eine Münze, die bei jedem Zug umgedreht wird und so anzeigt, ob ein Einzel- oder ein Doppelzug auszuführen ist. Später kann man die Anzahl von Doppelzügen während des Spiels vorher festlegen und gibt dem Kind entsprechend viele Chips. Es kann gegen Abgabe eines Chips dann einen Doppelzug ausführen, mehr als zwei Züge hintereinander sind nicht erlaubt.
Die letzte Regel können auch erwachsene Spieler unterschiedlicher Stärke nutzen. Gewinnt der stärkere Spieler, erhält der Verlierer einen Chip mehr, gewinnt der Schwächere, erhält er beim nächsten Spiel mal einen Chips weniger.
Ansonsten eignet sich das Partnerspiel hervorragend, um unterschiedliche Spielstärken auszugleichen.
Wir sind eine Familie mit zwei größeren Kinder und bei uns spielt der stärkere Erwachsene mit dem schwächeren Kind zusammen. Da aber gerade Kinder auch mal mit dem anderen Elternteil zusammenspielen möchten, muß dann das schwächere Paar einen Vorteil bekommen: dieses Paar darf sich dann während des Spiels beraten, während beim starken Paar jeder seinen Zug alleine ausführen muß.
Zuletzt spielen wir noch mit einer kleinen Änderung im 3-Personen-Spiel: ist der Störenfried besiegt, weil einer der beiden anderen Spieler bereits genügend Anschlüsse besitzt, so scheidet er aus. So wird vermieden, daß er Königsmacher ist.