Harry Potter ist derzeit die erfolgreichste Romanserie. Magic ist und war das erfolgreichste Sammelkartenspiel. Was liegt also näher, als zwei erfolgreiche Komponenten zu verbinden. Und so entstand das Harry Potter Sammelkartenspiel.

Jeder Spieler erhält eine Figur, die eine Spezialfähigkeit besitzt. Diese Figur stellt ihn in einem Zaubererduell dar. Seine Zauberfähigkeiten, mit denen er das Duell gewinnen möchte sind auf 60 Karten festgehalten. Jeder mischt zunächst seine 60 Karten und legt sie verdeckt als Bibliothek vor sich ab. Ein Duell hat gewonnen, wer es schafft, die gegnerische Bibliothek zu leeren. Bevor das Duell beginnt, nimmt jeder Spieler die obersten sieben Karten seiner Bibliothek auf die Hand.

Danach folgen abwechselnd die Spielzüge, die sich in vier Teilen zergliedern: eine Karte von der Bibliothek ziehen, Schaden durch eigene Wesen verursachen und zwei Aktionen ausführen. Während die ersten beiden Teile fest vorgegeben ablaufen, hat der Spieler mit seinen beiden Aktionen Einflussmöglichkeiten auf das Spiel.

Damit wir die Aktionen verstehen, schauen wir uns die Karten näher an. Zuerst unterscheiden wir Lektionen und andere Karten. Lektionen gibt es in vier Zauberschulfächer: Pflege magischer Geschöpfe, Verwandlung, Zauberei und Zaubertränke. Eine Lektion auszuspielen kostet eine der beiden Aktionen. Je mehr Lektionen ein Spieler ausliegen hat, desto mächtigere Sprüche kann er sprechen. Diese befinden sich auf den anderen Karten und lassen sich in Wesen, Objekt, Zaubersprüche Figuren und Abenteuer unterteilen.

Wesen, Objekte und Zaubersprüche erfordern Lektionen. Dazu befindet sich ein Lektionssymbol und eine Zahl auf der Karte. Das Symbol zeigt, welche Art von Lektion ausliegen muss und die Zahl gibt an, wie viele Lektionen insgesamt ausliegen müssen. Zum Beispiel bedeutet Verwandlung-2, das mindestens zwei Lektionen ausliegen müssen, davon muss eine Lektion von Typ "Verwandlung" sein; die andere darf dann beliebig sein. Objekt und Wesen werden ausgelegt und verbleiben so lange im Spiel, bis ein anderer Zauberspruch sie vernichtet. Zaubersprüche haben hingegen eine momentane Wirkung und gehen danach direkt auf den Ablagestapel. Wesen haben hauptsächlich die Aufgabe, dem Gegner Schaden zuzufügen. Dieser ist auf der Karte angegeben und für jeden Schaden muss der Gegner eine Karte von der Bibliothek auf den Ablagestapel legen. Außerdem haben Wesen Lebenspunkte, die angeben, wann eine Kreatur besiegt ist und auf den Ablagestapel geht. Objekte und Zaubersprüche lassen sich nicht so generell beschreiben. Ihr Zweck liegt darin, dem Spieler einen kurzfristigen oder dauerhaften Vorteil zu verschaffen.

Figuren stellen die Personen aus Hogwarts dar. Jeder Spieler hat bereits "seine" Figur im Spiel. Für beide Aktionen kann man eine weitere Figur ins Spiel bringen, die einen dann dauerhaft unterstützt und ihre Eigenschaften für den Spieler einsetzt. Da jede Person einmalig ist, kann sie auch nur für einen Spieler aktiv sein, So gilt, wer zuerst kommt, mahlt zuerst, d. h. wenn eine Figur ausliegt, kann der andere sie nicht auch noch auslegen.

Abenteuer sind eine weitere Kartenform. Jeder kann immer nur in ein Abenteuer verwickelt sein. Das Abenteuer wird vom Gegner ausgelegt. Es hat eine Wirkung, eine Lösung und eine Belohnung. Die Wirkung ist negativ für den Spieler, der sich in dem Abenteuer befindet, z. B. verursacht es Schaden oder es bewirkt Einschränkungen beim Ausspielen von Karten. Die Lösung gibt an, was der Spieler machen muss, damit das Abenteuer beendet ist und die Karte abgelegt wir und die Belohnung schließlich gibt an, was der Spieler für die Lösung eines Abenteuers erhält.

Das Harry Potter Sammelkartenspiel ist leicht zu erlernen. Die Regeln sind deutlich einfacher als bei anderen Sammelkartenspielen wie Magic oder Pokémon. Für den Start gibt es einen sogenannten Starterset, der zwei Figuren und je eine Bibliothek aus 40 Karten enthält. Ein Poster, auf dem der Ablauf erklärt wird und die Ablageflächen dargestellt sind, vereinfacht den Einstieg. In unseren Spielen war es allerdings so, dass Draco Malfoy die überwiegende Zahl von Spielen gegen Hermine Granger gewann. Für einen Ausbau der Decks werden vier weitere Booster benötigt, die jedes 11 zufällig sortierte Karten enthält. Schon leichte Variationen der Starterset-Decks verschob die Balance zugunsten von Hermine und wieder zurück.

Besonders gefällig ist der klare, schnelle Ablauf. Ein einzelner Zug dauert nur Sekunden, eine volle Partie 10 bis 20 Minuten. So kommt auch während des gegnerischen Zugs keine Langeweile auf. Weiterhin sind die klaren Anweisungen auf den Karten zu loben, die keine Regelinterpretationen zulassen. Für Kartenspieler ungewöhnlich, für das Verständnis hervorragend ist die Ausrichtung der Karten in horizontal und vertikal. Horizontale Karten verbleiben nach dem Ausspielen im Spiel, während vertikale auf den Ablagestapel gehen.

Für Kenner der Sammelkartenspiele Magic und Pokémon sei angemerkt, dass Harry Potter das Spiel mit der geringsten Komplexität ist und auch deutlich weniger Verwaltungsaufwand erfordert. Oft wurde es mit dem Begriff "Magic Light" belegt und dies nicht zu unrecht. Das Spielziel ist eines der möglichen bei Magic, der Schaden entsteht aus Wesen und Burn-Sprüchen genannten Zaubersprüchen, die direkt Schaden machen. Statt Ländern gibt es Lektionen als Quelle der Magie und auch viele der einfacheren Effekte aus Magic finden sich bei den Harry Potter Karten wieder.

Ein immer wiederkehrendes Thema bei Sammelkartenspielen sind die Kosten. Ein Starter und vier Booster sind mindestens nötig, um das Spiel mit einem vollen Deck bestreiten zu können. Wer wirklich gute Decks konstruieren möchte, benötigt deutlich mehr. Die Unterteilung der Karten in seltene, häufige und sehr häufige führt einerseits zur Spannung beim Kauf der Booster, bildet aber auch die Grundlage für einen Einzelkartenhandel, bei dem begehrte Karten das Vielfache eines Boosters kosten können. Inzwischen ist dieses Thema aber soweit diskutiert worden und durch die Vorgänger bekannt, dass jeder Spieler wissen sollte, worauf er sich einlässt, wenn er ein neues Sammelkartenspiel beginnt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Harry Potter Kartenspiel ein gelungenes Produkt für ältere Kinder und Jugendliche ist. Und selbst Erwachsene haben daran ihren Spaß. Das negative Image, dass häufig an Merchandising-Produkten haftet, kann hier getrost vergessen werden. (bd)

 

Steckbrief
Harry Potter
Sammelkartenspiel

Autor Verlag Spieler Alter Spieldauer Illustration
keine Angabe Amigo 2 ab 9 Jahre 10 - 20 Minuten diverse
Angabe auf jeder Karte