YsWer viel spielt, kennt Caylus; weniger die Stadt in den Pyrenäen, als das mit einem Sonderpreis ausgezeichnete Spiel. Das Spiel heißt nach der Stadt, aber das ist hier nicht so wichtig. Vielmehr geht es um den Verlag, der Caylus verlegt hat. Der heißt Ystari, hat inzwischen drei Spiele veröffentlicht und woher der Name kommt, weiß man noch viel weniger als bei Caylus.

Für die Öffentlichkeit, und da wohl nur für die Spieler, die sich für Kleinverlage interessieren, existiert Ystari seit der Spiel '04 in Essen. Dort war Ystari einer der kleineren Verlage, dazu ein neuer. Sonst begänne die Geschichte ja auch nicht hier. Ystari hat ein Spiel vorgestellt, das fast wie eine Abkürzung des Verlagsnamens hieß, nämlich Ys. Der Autor war ebenfalls unbekannt, er hieß Cyril Demaegd, war nun Gründer von Ystari und gehörte somit zu den Autoren, die ihr eigen entwickeltes Spiel nun produziert hatten und es der Spielergemeinde vorstellten.
Ys ist ein Mehrheitenspiel um Edelsteine. Doch nicht nur das, denn es ist vielschichtig. Weil einige Spielsteine verdeckt gesetzt wurden, enthält es auch Bluff- und Einschätzelemente. Über einen Markt kommt ein Wirtschaftselement hinzu. Ein origineller Tie-Breaker-Mechanismus rundet das Spiel ab. Ys wurde auf der Spiel '04 beachtet. Konsequenterweise war es einer der Finalisten des Gamers Choice Awards, einem Spielpreis, der im Internet vergeben wird. Für einen neuen Verlag erlangte Ys eine gute Beachtung, das "sehr" spare ich mir, weil ich es später brauche.

Caylus - 1. Cover Caylus - 2. Cover Was war denn nun mit dem Namen Ystari. Das Wort ist ein Phantasiegeschöpf und ohne Bedeutung, jedenfalls für uns Spieler. Für Cyril Demaegd und ein paar andere Spieler hat der Name vom Wort her keine Bedeutung, aber einen so guten Klang, dass sie ihn als Namen für ihre Spielegruppe gewählt haben.

Zu dieser Spielergruppe gehört auch William Attia. Auch er hat ein Spiel entwickelt, mit dem Arbeitstitel ""Provins". Kurz vor Produktionsbeginn wurde der Titel noch geändert. Seitdem heißt es Caylus und schreibt sowohl seine eigene Erfolgsstory als auch einen Großteil der von Ystari. Veröffentlicht wurde es 2005 und wieder auf der Spiel in Essen. Es wurde sofort hoch gelobt und als das "neue Puerto Rico" gehandelt. Gute Scout-Noten bei der Fairplay-Aktion waren ein erstes Signal. Manche sind danach trotzdem schnell vergessen, nicht so Caylus. Schnell war die erste Ausgabe vergriffen und eine zweite mit verbesserter Grafik erschien. Verbessert? Ja, in kleinen Details, die die Gestaltung noch runder machten als sie ohnehin schon war. Mit Beginn des Jahres 2006 kam es in die Brettspielwelt und war dadurch direkt einer größeren Anzahl Spieler zugänglich. Was folgte war die Auswahl für die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft im Brettspiel: Nun mussten sich 144 Spieler mit Caylus beschäftigen, für die meisten sicher eine angenehme Sache. Der bisherige Abschluss bildete der Sonderpreis "komplexes Spiel" der Jury "Spiel des Jahres" und für den Deutschen Spielepreis wurde es von unserem Rezensenten Manfred Wahl noch vor der Spielwarenmesse 2006 zum Titelfavoriten ernannt.

MykerinosZu einem guten Spiel gehört auch immer eine gute Gestaltung. Die Illustrationen wurden bei allen Spielen von Arnaud Demaegd, Bruder von Cyril, erstellt. Wie auf seiner Website zu sehen ist, zeichnet er sehr viele Motive aus dem Fantasy-Bereich. Dies kommt hier nur zum Teil zum tragen. Viel mehr von Bedeutung ist es, dass die Illustrationen sowohl ästhetisch sind als auch den Spielablauf gut unterstützen.
Doch damit nicht genug, denn die Spielegruppe Ystari hat noch einen kreativen Kopf. Es folgte Autor Nr. 3: Nicolas Oury. Sein Mykerinos erschien in einer kleineren Schachtel und in schon gewohnter Qualität. Wieder besetzt man Felder mit Figuren um bei der anschließenden Vergabe von Rechten und Elementen möglichst viel zu bekommen.

Ys, Caylus und Mykerinos enthalten im alle die Buchstaben Y und S. Cyril versicherte mir, dass er den Zusammenhang von Ys und Ystari erst bemerkte als Ys bereits produziert worden war. Die beiden Buchstaben sind dennoch so etwas wie ein Markenzeichen. Weil die Buchstaben schon eine größere Einschränkung in der Titelwahl bedeuten, mag es auch andere Titel bei Ystari geben. Der vierte Titel setzt die noch kurze Tradition mit Y uns S fort: Yspahan heißt der neue Titel, der voraussichtlich zur Spiel 2006 erscheinen wird.
Damit beschreitet Ystari auch einen neuen Weg. Zum ersten Mal kennt Cyril den Autor des Spiels nicht persönlich und somit stammt auch nicht aus der Spielegruppe, die dem Verlag seinen Namen gegeben hat. Ich wünsche mir, dass Ystari die hohe Qualität der bisherigen Spiele beibehält und wünsche weiterhin viel Erfolg. Vielleicht entsteht hier dann ein französisches Pendant zu Hans um Glück. (wd)